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       # taz.de -- Entscheidung über Notkredite verschoben: Zitterpartie in Athen und Brüssel
       
       > Griechenland muss auf frisches Geld warten. Eurofinanzminister
       > verschieben Entscheidung über Notkredite. Wegen der Schuldenkrise wackelt
       > die Großbank Dexia.
       
   IMG Bild: Haben die zuviel davon? Ein Athener Demonstrant verbrennt Zehn-Euro-Scheine.
       
       BRÜSSEL taz | Die Krise in der Eurozone spitzt sich bedrohlich zu. Die
       Finanzminister der Eurogruppe verschoben bei ihrem Treffen in Luxemburg die
       überfällige Entscheidung über die nächsten Notkredite für Griechenland,
       schlossen jedoch auch eine Pleite aus. Zudem kündigten sie neue Eingriffe
       in den europäischen Bankensektor an.
       
       Beide Meldungen sorgten für erhebliche Unruhe. Denn vor dem Treffen der
       Finanzminister hatte es noch geheißen, Griechenland brauche dringend
       frisches Geld, wenn es nicht schon Mitte Oktober zahlungsunfähig werden
       sollte. Bei einem Sondertreffen am 13. Oktober, so war es geplant, sollte
       das grüne Licht für die benötigten 8 Milliarden Euro kommen.
       
       Doch nun wurde das Treffen kurzerhand abgeblasen: Die sogenannte Troika aus
       EU, EZB und IWF könne sich noch kein abschließendes Urteil über die
       Umsetzung der Sparauflagen bilden, sagte Eurogruppen-Chef Jean-Claude
       Juncker. Die Entscheidung wurde auf Ende Oktober vertagt.
       
       Juncker äußerte sich zuversichtlich, dass Athen die nächste Rate erhalten
       werde. Bis zur zweiten Novemberwoche reichten die Reserven des
       hochverschuldeten Landes noch, erklärte Belgiens Finanzminister Didier
       Reynders nach siebenstündigen Beratungen am frühen Dienstagmorgen.
       
       Ob das stimmt oder ob die Eurogruppe mit dem Feuer spielt und die Pleite
       Griechenlands riskiert, bleibt nach dem Treffen offen. Juncker sagte,
       niemand habe vor, das Land aus der Eurozone zu werfen. Den offensichtlichen
       Widerspruch zur zögerlichen Haltung der Eurogruppe konnte er jedoch nicht
       auflösen.
       
       ## Hin und Her
       
       Unklar ist mittlerweile auch, ob der griechische Premierminister Giorgos
       Papandreou noch bereit ist, das Hin und Her der Euro-"Retter" mitzumachen.
       Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland hat der sozialistische
       Politiker in den letzten Tagen bereits mehrfach seinen Rücktritt angeboten.
       
       Sollte Papandreou tatsächlich die Brocken hinwerfen, wäre dies ein schwerer
       Rückschlag für die ohnehin seit Wochen stockenden Hilfsbemühungen. Zuletzt
       hatte die Regierung in Athen einräumen müssen, dass die Sparziele für
       dieses und das kommende Jahr nicht erreicht werden.
       
       Als "Kompensation" kündigte sie an, tausende Mitarbeiter des öffentlichen
       Dienstes zu entlassen. Wie ernst die Krise ist, wurde auch an Überlegungen
       deutlich, die erst im Juli gefassten Beschlüsse für einen zweiten
       Griechenland-Rettungsplan zu ändern.
       
       Die Finanzminister prüfen nun, die Beteiligung der Banken zu erhöhen. Die
       Ausgangslage habe sich seit Juli geändert, sagte Juncker. Allerdings
       dürften die Euroländer auf heftigen Widerstand der Finanzbranche treffen.
       
       Ein weiteres Krisensignal ging von der belgisch-französischen Großbank
       Dexia aus: Als erstes Geldinstitut der Eurozone ist sie wegen der
       Schuldenkrise in eine Schieflage geraten. Die Regierungen in Paris und
       Brüssel kündigten an, sie wollten die Großbank stützen - wie während der
       weltweiten Finanzkrise 2008.
       
       4 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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