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       # taz.de -- Video der Woche: "Phone Story" nicht auf dem iPhone
       
       > Das Smartphone-Game "Phone Story" zeigt spielerisch Kritik auf, der Apple
       > seit Jahren ausgesetzt ist. Kurz war es im App Store erhältlich, nun
       > nicht mehr.
       
   IMG Bild: Spielerischer Koltan-Abbau im Kongo: Video auf Kotaku.com.
       
       BERLIN taz | Wenn es um dieses Spiel geht, versteht Apple keinen Spaß: Das
       vom italienischen Hersteller [1][Molleindustria] verbreitete Game "Phone
       Story" wurde am Dienstag kurzerhand aus dem App Store entfernt, über den
       der IT-Konzern Apple Programme für Smartphones und Tablet-Computer
       anbietet. Apple begründet den Ausschluss mit Verstößen [2][gegen gleich
       vier Richtlinien.] 
       
       In "Phone Story" werden dem anhaltenden Boom der Smartphones und
       insbesondere dem Fan-Hype um Apple die Schattenseiten der Produktion und
       des Vertriebs entgegengestellt. Der Spieler beginnt als bewaffneter
       Aufseher in einer Coltan-Mine im Kongo, wo er Minenarbeiter, unter denen
       auch Kinder und Kriegsgefangene sein können, antreiben muss. Coltan ist ein
       Rohstoff, der für die Herstellung von Handys, Smartphones und anderer
       IT-Geräte benötigt wird.
       
       Das nächste Level des Spiels hält eine andere Aufgabe bereit. In einer der
       chinesischen Firmen von Foxconn, wo Millionen iPhones und iPads produziert
       werden, hat der Spieler als Sanitäter die Arbeiter vor dem Suizid zu
       bewahren. Im Jahr 2010 hatten sich innerhalb weniger Monate 18
       Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Foxconn-Fabrik das Leben genommen.
       Foxconn erhöhte zögernd die Löhne, Apple verhielt sich zur Selbstmordserie
       ignorant bis widersprüchlich.
       
       "Phone Story" ist ein simples, nicht besonders aufwändig produziertes
       Spiel. Ein auf [3][Kotaku.com] verbreitetes Wackelvideo zeigt, wie der
       Spieler im dritten Level die Rolle eines Verkäufers in einem Apple Store
       einnehmen, die Kundschaft mit neuen Produkten versorgen und dabei
       Standardphrasen über iPhones ("neu", "individuell", "sexy" etc.) absondern
       muss.
       
       Zum Abschluss nehmen sich die Spielproduzenten noch das Thema
       Elektroschrott vor. Der Spieler muss Geräte in seine Komponenten zerlegen -
       gesundheitsgefährdende Stoffe inklusive.
       
       ## Rettung aus dem Android Market?
       
       Molleindustria benennt als Ziel: "Phone Story ist ein Smartphone-Spiel, das
       auf seiner eigenen technologischen Plattform eine kritische Reflexion
       provozieren will. Unter der strahlenden Oberfläche unserer elektronischen
       Geräte, hinter ihren polierten Interfaces, versteckt sich das Produkt einer
       Lieferkette voller Ärger, die sich um die Welt erstreckt."
       
       Der Spielhersteller plante urspünglich, die Einnahmen an Organisationen zu
       spenden, die Arbeiterinnen und Arbeiter schützen und für deren Rechte
       streiten. Aus dem App Store werden diese Einnahmen vorerst nicht mehr
       kommen, "Banned from the App Store" ist derzeit auf [4][der Website zum
       Spiel] zu lesen.
       
       Doch eine Alternative steht schon bereit: "Kommt rüber zum Android Market.
       Ihr seid herzlich eingeladen", schreibt Ryo Cook [5][im Kommentarforum
       unter einem Bericht] im populären US-Technologieblog Techcrunch. Der
       Android Market gehört Google, Apples größtem Konkurrenten im Bereich der
       Smartphones. Das ließ sich Molleindustria nicht zweimal sagen: Seit dem 14.
       September steht das Spiel auch dort zum Download bereit.
       
       16 Sep 2011
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.molleindustria.org/en/home
   DIR [2] http://www.phonestory.org/banned.html
   DIR [3] http://kotaku.com/5839948/see-the-anti+iphone-game-that-apple-doesnt-want-you-to-play
   DIR [4] http://www.phonestory.org/
   DIR [5] http://techcrunch.com/2011/09/13/iphone-banned-apps-phone-story/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maik Söhler
       
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