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       # taz.de -- Geldwäsche in Guatemala: Ex-Präsident wird an USA ausgeliefert
       
       > Der ehemalige Präsident Alfonso Portillo soll 70 Millionen Dollar
       > gewaschen haben, geklaut aus der Staatskasse. Nun beschloss das
       > Verfassungsgericht seine Auslieferung an die USA.
       
   IMG Bild: Der smarte Herr Portillo mit den diebischen Fingern.
       
       Es kann ihn doch noch erwischen: Das Verfassungsgericht von Guatemala
       entschied am Wochenende, dass der ehemalige Präsident Alfonso Portillo
       (2000 bis 2004) an die USA ausgeliefert wird, um dort vor Gericht gestellt
       zu werden. Dem wohl korruptesten Präsidenten der jüngeren guatemaltekischen
       Geschichte wird vorgeworfen, er habe auf US-Banken 70 Millionen Dollar
       gewaschen, die er zuvor aus dem Staatsetat von Guatemala abgezweigt habe.
       Wird er verurteilt, drohen ihm bis zu zwanzig Jahre Haft.
       
       Gemessen an der Raffgier Portillos erscheinen 70 Millionen Dollar fast wie
       Kinkerlitzchen. Nach Schätzungen verschiedener Staatsanwälte haben er und
       seine Minister rund eine Milliarde Dollar unterschlagen. Ein
       Korruptionsverfahren gegen den Expräsidenten in Guatemala aber endete im
       Mai mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen.
       
       Schuldbewusstsein kann Portillo trotzdem nicht abgesprochen werden: Schon
       vier Tage nach dem Ende seiner Amtszeit am 14. Januar 2004 floh er über El
       Salvador ins mexikanische Exil. Von dort wurde er nach am 7. Oktober 2008
       nach Guatemala ausgeliefert, kam aber gegen eine Kaution von 120.000 Dollar
       auf freien Fuß. Erst als er von der US-Justiz wegen Geldwäsche mit einem
       internationalen Haftbefehl gesucht wurde, fahndete die Polizei nach ihm.
       Auf der Flucht ins benachbarte Belize wurde er am 26. Januar 2010 an der
       karibischen Küste Guatemalas gefasst.
       
       Portillo ist eine der schillerndsten Figuren der guatemaltekischen Politik.
       In den sechziger und siebziger Jahren galt er als Sympathisant der linken
       Guerilla und lehrte im Exil an der Hochschule des mexikanischen Oaxaca.
       Seine politische Karriere in Guatemala begann er bei der
       sozialdemokratischen Partei. Von dort wechselte er zu den Christdemokraten
       und landete schließlich bei der extrem rechten Front des Militärdiktators
       Efraín Ríos Montt. Als deren Kandidat wurde er zum Präsidenten gewählt.
       
       29 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Toni Keppeler
       
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