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       # taz.de -- Hungersnot in Ostafrika: "China ist nicht schuld"
       
       > Landkäufe sind nicht generell das Problem, aber sie müssen transparenter
       > werden, sagt der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke.
       
   IMG Bild: Wer ist schuld am Hunger? Flüchtlingslager nahe Mogadischu, Somalia.
       
       taz: Herr Nooke, Sie waren damit zitiert worden, dass China wegen seiner
       Landkäufe schuld sei am Hunger in Afrika. Dann sind Sie öffentlich
       zurückgerudert. Haben die Chinesen Druck auf Sie ausgeübt? 
       
       Günter Nooke: Überhaupt nicht. Bei mir hat sich von chinesischer Seite
       niemand beschwert. Ich habe selbst einen Brief an den chinesischen
       Botschafter geschrieben und mich für die falsche Berichterstattung
       entschuldigt.
       
       Was war denn falsch? 
       
       Ich habe zu keinem Zeitpunkt China für die Hungersnot am Horn von Afrika
       verantwortlich gemacht. Generell sind nicht Landverkäufe das Problem,
       sondern was mit dem Land gemacht wird. Die Hungersnot hat viele Ursachen,
       auch die afrikanischen Regierungen tragen Verantwortung.
       
       Und die Landkäufe der Chinesen tragen nicht zur Verschärfung bei? 
       
       Neue Untersuchungen zeigen, dass China in Äthiopien wohl nur 25.000 Hektar
       gekauft hat und damit nicht zu den großen Landkäufern gehört. Und Landkäufe
       sind auch nicht per se schlecht. Problematisch wird es erst, wenn durch den
       Anbau von landwirtschaftlichen Produkten, etwa für Biosprit für den Export,
       Menschen ihre Hütten und Felder aufgeben müssen und nicht mehr genug zu
       essen haben.
       
       Aber das geschieht häufig. 
       
       Bei dem verkauften Land handelt es sich meist um ungenutzte Flächen. Zudem
       hat die äthiopische Regierung vor allem an internationale Investoren wie
       Fonds verkauft - also auch an Europäer.
       
       Dennoch: Den Chinesen wird nachgesagt, dass sie mit Investitionen in
       Rohstoffabbau die Menschen in Afrika ausbeuten. Ist da nichts dran? 
       
       Bei den mineralischen und Energierohstoffen sind chinesische Firmen in der
       Tat sehr aktiv in Afrika. Aber auch hier gibt es positive Seiten des
       chinesischen Engagements. Wir können einem Land wie China auch nicht
       vorwerfen, dass es strategische Außenpolitik und Rohstoffsicherung
       betreibt. Das wollen die Europäer auch, aber sie sind weniger erfolgreich.
       Wenn wir China seine Erfolge vorwerfen, wirkt das eher infantil.
       
       Die Schattenseiten sollen also verschwiegen werden? 
       
       Nein. Ich kämpfe darum, dass Verträge über Rohstoffe und Landverkäufe in
       Afrika insgesamt transparenter werden. Diese Forderung geht aber nicht nur
       an China, sondern an alle Lizenznehmer und die afrikanischen Regierungen.
       
       11 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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