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       # taz.de -- Deutsche Syrien-Politik: Mehr Druck auf Assad gefordert
       
       > Die Opposition findet den Syrien-Kurs der Bundesregierung zu lasch. SPD
       > und Grüne fordern ein Ölembargo. Auch müsse der Botschafter abgezogen
       > werden.
       
   IMG Bild: "Die diplomatischen Beziehungen zum Assad-Regime müssen nun komplett eingestellt werden", fordert Kerstin Müller (Grüne).
       
       BERLIN taz | Oppositionspolitiker haben den Syrien-Kurs der Bundesregierung
       scharf angegriffen. "Es ist absurd, dass der Bundesaußenminister jetzt noch
       Reformen fordert, denn das [1][Assad-Regime] hat die rote Linie längst
       überschritten", sagte die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Kerstin
       Müller, der taz. "Zu einem sofortigen Rücktritt Assads gibt es keine
       Alternative".
       
       Nachdem Appelle in der Vergangenheit nichts genützt hätten, müsse man nun
       zu "härteren Maßnahmen greifen", sagte auch der SPD-Außenpolitiker Günter
       Gloser der taz. Es mangele an einer gemeinsamen europäischen Stimme,
       kritisierte er. Konkret fordern beide Politiker ein sofortiges Öl- und
       Gasembargo.
       
       Bundesaußenmiminister Guido Westerwelle (FDP) hatte in einem gemeinsamen
       Namensbeitrag mit seinem britischen Amtskollegen William Hague in der
       Frankfurter Allgemeinen Zeitung geschrieben: "Präsident Assad muss Reformen
       durchführen oder zurücktreten." Ein Regierungssprecher hatte erklärt, dass
       Assad seine Legitimation aufgebe, wenn er "weiterhin auf Gewaltanwendung"
       setze.
       
       Zuvor hatte bereits der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des
       Deutschen Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), wirtschaftliche Sanktionen
       gegen Syrien gefordert. Er sprach sich zudem dafür aus, dass alle
       EU-Staaten dem Vorbild Italien folgen und ihre Botschafter aus Damaskus
       abziehen sollten. Die Bundesregierung hat aber lediglich die Kontakte mit
       der syrischen Regierung "auf ein Minimum reduziert".
       
       Müller geht über Polenz' Forderung noch hinaus. "Die diplomatischen
       Beziehungen zum Regime müssen nun komplett eingestellt werden", fordert
       sie. Gleichzeitig müsse die Exilopposition mehr unterstützt werden.
       
       In einem Punkt hat Deutschland bereits auf die [2][anhaltende Gewalt gegen
       Demonstranten und Oppositionelle in Syrien] reagiert. Anfang Mai wurde die
       Entwicklungszusammenarbeit mit dem Land weitgehend eingestellt. Alle
       deutschen Experten haben das Land verlassen. Die EU hat zu stärkeren
       Maßnahmen gegriffen. So verhängte sie bereits im Mai ein Waffenembargo
       gegen Syrien und ein Einreiseverbot gegen Präsident Assad und andere
       Regierungsvertreter. Ebenso wurden Konten gesperrt. Eine Ausweitung der
       Sanktionen auf die Wirtschaft wird in Brüssel derzeit geprüft. Eine
       Resolution des UN-Sicherheitsrates scheiterte am Widerstand von Russland
       und China.
       
       9 Aug 2011
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Erb
       
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