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       # taz.de -- Regierung in Zypern tritt zurück: Jedes Vertrauen verloren
       
       > Wegen der verheerenden Folgen des Explosionsunglücks mit 13 Toten und der
       > Schuldenkrise ist die Regierung komplett zurück getreten. Die
       > Kreditwürdigkeit des Landes wurde herabgestuft.
       
   IMG Bild: Auf der Beerdigung von Zwillingsbrüdern, die bei der Explosion ums Leben gekommen waren.
       
       NIKOSIA rtr | Zyperns Regierung ist angesichts massiver Proteste und einer
       drohenden Finanzierungskrise am Donnerstag zurückgetreten. Der Präsident
       des Landes, Dimitris Christofias, will in einigen Tagen eine neue
       Regierungsmannschaft aufstellen. Persönliche Konsequenzen hat der Kommunist
       Christofias, der bis 2013 gewählt ist, trotz gegenteiliger Forderungen
       tausender Demonstranten bislang ausgeschlossen. Er führt seit 2008 ein
       Mitte-links-Bündnis mit der Demokratischen Partei an.
       
       Auslöser der Regierungsumbildung ist ein verheerendes Explosionsunglück auf
       einem Marinestützpunkt. Am 11. Juli flog im Hafen von Limassol bei
       sengender Hitze ein Depot mit fast 100 Containern beschlagnahmter Munition
       in die Luft. 13 Menschen wurden getötet und das Kraftwerk Vassilikos so
       schwer beschädigt, dass in großen Teilen der Insel der Strom ausfiel. Die
       Munition war 2009 auf einem Schiff auf dem Weg vom Iran nach Syrien
       beschlagnahmt worden, weil der Transport gegen UN-Sanktionen verstieß.
       
       Mit den Energieversorgungsproblemen hat sich die ohnehin angespannte
       wirtschaftliche Lage auf Zypern weiter verschärft. Die Ratingagentur
       Moody's stufte die Kreditwürdigkeit am Mittwoch auf die Note "Baa1"
       herunter, die nur noch drei Stufen über dem Ramschstatus für Anleihen
       liegt. Neben der Energieknappheit begründete die Agentur die neue
       Einschätzung auch mit der engen Verflechtung der zyprischen Finanzbranche
       mit dem angeschlagenen griechischen Bankensektor. Die angespannte Lage nach
       dem Unglück könne die Regierung in Nikosia vom Reform- und Sparpfad
       abbringen, erklärte Moody's.
       
       An den Finanzmärkten nährte die Entwicklung die Erwartung, dass Zypern als
       viertes Land unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen könnte. Dem
       widersprach Regierungssprecher Stefanos Stefanou am Donnerstag: "Bislang
       hat Zypern seinen Finanzierungsbedarf bis Ende des Jahres sichern können",
       sagte der Regierungssprecher.
       
       Der Explosion folgten Proteste bislang ungekannten Ausmaßes gegen die
       Regierung, der die Schuld an dem verheerenden Unglück angelastet wird.
       Warnungen von Armeeangehörigen vor der unsachgemäßen Lagerung der Munition
       waren ignoriert worden. Nach Einschätzung von Volkswirten können sich die
       Folgekosten der Explosion auf eine Milliarde Euro summieren - eine
       erhebliche Belastung für den Inselstaat mit seiner jährlichen
       Wirtschaftsleistung von gut 17 Milliarden Euro.
       
       29 Jul 2011
       
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