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       # taz.de -- Dresdner Handyüberwachung: Gespräche mitgehört?
       
       > Der Polizeipräsident geht, neue Details kommen. Der sächsische
       > Innenminister kann nicht ausschließen, dass bei der Überwachung auch
       > Telefonate mitgeschnitten wurden.
       
   IMG Bild: Seine Telefonate wurden sicher nicht mitgehört: Sachsens Innenminister Markus Ulbig.
       
       BERLIN taz | Dresdner Salami: Stück für Stück werden neue Details der
       Überwachung von Demoteilnehmern im Februar bekannt. Auf mehrfache Nachfrage
       konnten am Montag der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU),
       Justizminister Jürgen Martens (FDP) und Landespolizeichef Bernd Merbitz im
       Innenausschuss des Landtags nicht ausschließen, dass [1][bei der
       Anti-Nazi-Demo] ein sogenannter IMSI-Catcher zum Einsatz gekommen sein
       könnte und so möglicherweise auch Gespräche mitgehört wurden. Das erfuhr
       die taz übereinstimmend von mehreren Teilnehmern der Sondersitzung des
       Ausschusses.
       
       Ein IMSI-Catcher ist ein Gerät, mit dem zunächst ermittelt werden kann, wem
       ein bestimmtes Handy in der Umgebung gehört. Dafür wird die sogenannte
       IMSI-Kennung auf der SIM-Karte des Handys abgefischt. Mit einer Nachfrage
       beim Mobilfunkanbieter können dann die Telefonnummer und der
       Anschluss-Inhaber ermittelt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen
       sowohl Verfassungsschützer als auch die Polizei einen IMSI-Catcher
       einsetzen.
       
       Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die beiden anderen Geheimdienste
       des Bundes haben nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Befugnis
       für den Einsatz solcher Geräte zur Terrorbekämpfung erlaubt bekommen. Von
       2002 bis 2009 haben die Geheimdienste des Bundes 81 mal einen IMSI-Catcher
       eingesetzt. Genehmigen muss eine solche Maßnahme die sogenannte
       G-10-Kommission des Bundestags - bzw. bei den Länderverfassungsschutzämtern
       die entsprechende Landtagskommission.
       
       Es gibt allerdings auch IMSI-Catcher, mit denen nicht nur die Besitzer
       eines bestimmten Handys ermittelt werden können, sondern auch Gespräche
       mitgehört werden können. "Ich habe den Verdacht, dass am 19. Februar in
       Echtzeit Handys überwacht wurden", sagte Johannes Lichdi, rechtspolitischer
       Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag.
       
       Genauere Details über den möglichen Einsatz von IMSI-Catchern in Dresden
       waren am Montag nicht zu erfahren. Aber so war das schon die vergangenen
       Tage: Scheibe für Scheibe kommt die ganze Wahrheit raus.
       
       28 Jun 2011
       
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