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       # taz.de -- Kolumne Die B-Note: Bei Hertha ists besser
       
       > Schon am Eingang zum Olympiastadion ist klar, dass hier einiges anders
       > läuft als sonst beim Fußball. Es wird nicht besser.
       
       Ich war im Olympiastadion, weil ich auch mal bei einer Fußball-WM dabei
       sein wollte und gehört habe, dass die Frauen technisch so schön spielen
       sollen. Eine Qualität, die Hertha nicht zu bieten hat.
       
       Doch schon am Stadioneingang ist klar, dass hier einiges anders läuft. Der
       Sprecher verweist auf das Rauchverbot, die Frauenturngruppe aus Westheim
       formiert sich, und Eltern essen mit ihren Kleinkindern Apfelschnitzel aus
       Tupperdosen. Keine Schlange vor dem Bierstand, aber dafür vor dem
       Frauenklo. Das habe ich noch nie erlebt, wenn Hertha spielt. Dann bilden
       sich Schlangen vor dem Männerklo und es wird Bratwurst gegessen und Bier
       getrunken.
       
       Mir reichts, ich gehe ins Stadion, die Stimmung ist freundlich, die beiden
       Mannschaften laufen auf und werden begeistert begrüßt. Beide! Hä? Die
       kanadische Mannschaft müsste doch ausgepfiffen werden. Ich pfeife, so laut
       ich kann. Aber keiner pfeift mit.
       
       Das Spiel beginnt – und auch die La-Ola-Wellen. Auf dem Platz ist vor allem
       Langeweile angesagt. Die Spielerinnen bolzen rum, kein Spielzug klappt, der
       Ball wird hin und her gekickt, gerne mal ins Aus. Es wird vor allem viel
       rumgestanden und ich bin mir sicher, keine Spielerin hat nach diesem Spiel
       Probleme mit ihrem Achselschweiß.
       
       Je lahmer das Spiel unten wird, desto heftiger wird die La Ola. Weil mir
       langweilig ist, beobachte ich Angela Merkel mit dem Fernglas: Die guckt
       auch nicht zu, sondern quatscht die ganze Zeit mit Theo Zwanziger.
       
       Die Stimmung fühlt sich an wie beim Vorspiel in der Musikschule: Niemand
       hat geübt, die Darbietung ist grausam, aber alle sind begeistert. Bei
       Hertha sind die Ränge voll mit Stammtischprofis und Nationaltrainern, die
       ihren Frust aufs Spielfeld schreien. Hier wird sogar die kanadische
       Torhüterin beklatscht, wenn sie den Ball hält.
       
       Die zweite Halbzeit wird besser, es wird mehr gefoult, endlich, und Birgit
       Prinz muss raus. In der 70. Minute darf Lira Bajramaj aufs Feld, heftiger
       Jubel beim Publikum, verhaltene Freude bei ihrer Mannschaft. Die Damen
       neben mir verlassen in der 83. Minute das Stadion. Beim Stand von 2:1. Sie
       müssen zum Zug. Sie haben nichts verpasst.
       
       27 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Isabell Lott
       
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