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       # taz.de -- Erste Live-Kommentatorin bei WM-Spiel: „Eine Frauenquote hilft nicht“
       
       > Zum ersten Mal wird im deutschen Fernsehen eine Frau ein WM-Spiel live
       > kommentieren: die Reporterin Claudia Neumann über Frauen im
       > Sportjournalismus und die deutschen Chancen.
       
   IMG Bild: Die erste live-Kommentatorin im deutschen Fernsehen: Claudia Neumann
       
       taz: Frau Neumann, Sie sind die erste Frau, die jetzt eine Fußball-WM live
       kommentiert. Warum durften Frauen nicht früher schon ran? 
       
       Claudia Neumann: Das ist ganz logisch. Es gibt weniger Frauen als Männer im
       Sportjournalismus und auch weniger Frauen im Fußball.
       
       Was prädestiniert Sie für diesen Job beim ZDF? 
       
       Ich kenne mich beim Fußball einfach gut aus. Ich bin damit aufgewachsen,
       ich habe immer mit Jungs und mit Männern gekickt. Aber es gibt eben nicht
       viele Frauen in meiner Generation, die das gemacht haben. In zehn oder
       zwanzig Jahren wird das ganz anders aussehen. Heute spielen viele Mädchen
       Fußball und die Eltern sind stolz darauf.
       
       Es gibt auch nur wenige Fußballreporterinnen. 
       
       Richtig. Die meisten Fernsehsportjournalistinnen tendieren eher zur
       Moderation, das ist aber ein ganz anderer Job. Da muss man spannende und
       knifflige Fragen stellen, aber nicht unbedingt eine Spielsituation
       erklären.
       
       Wird Frauen von vornherein nicht genug Fußballkompetenz zugetraut? 
       
       Echte Fußballkompetenz ist nur möglich, wenn man mit dieser Sportart groß
       geworden ist. Die kann man schlecht lernen. Und da hilft auch keine
       Frauenquote, um mehr Live-Kommentatorinnen zu bekommen. Das Handwerk ist
       nämlich viel schwieriger, als es im Fernsehen vielleicht aussieht. Im
       Gegenzug würde ich mir nie zutrauen, über Eiskunstlauf zu sprechen.
       
       War es schwierig für Sie, beim ZDF Live-Kommentatorin zu werden? 
       
       Ich denke, dass meine fachliche Kompetenz nicht in Frage gestellt wurde.
       Aber ich musste natürlich zeigen, ob ich das Handwerk des Live-Kommentars
       hinbekomme. Davor hatte und habe ich großen Respekt. Zum ZDF kam ich von
       Ran, der Fußballsendung von Reinhold Beckmann auf Sat 1. Ich fing dort
       Anfang der neunziger Jahre an und wurde sofort als Redakteurin eingestellt,
       obwohl ich mich für ein Volontariat beworben hatte. Die Männer waren
       fasziniert von meinen Fußballkenntnissen, die mit ihren absolut mithalten
       konnten. Mir hat es damals aber auch geholfen, dass ich eine Frau bin, weil
       es zu jener Zeit ja nicht viele Fußballreporterinnen gab.
       
       Gab es Macho-Sprüche? 
       
       Nicht einen einzigen.
       
       Warum wird Frauenfußball immer als andere Sportart bezeichnet? 
       
       Die anatomischen Voraussetzungen von Frauen sind anders. Einer Frau gelingt
       es einfach nicht, aus dem Fußgelenk einen 40-Meter-Pass zu kicken. Die
       Kraft- und Hebelverhältnissse sind bei Frauen anders, Frauen laufen
       langsamer, die Torhüterinnen kriegen bestimmte hohe Bälle nicht, weil sie
       kleiner sind als Männer.
       
       Sie folgen einer biologistischen Argumentation. 
       
       Ich kann das einschätzen, weil ich jahrzehntelang gespielt habe. Im
       Vergleich zum Männerfußball sieht Frauenfußball aus wie ein Sport zweiter,
       dritter Klasse. Wenn man das aber mit den Anfängen des Frauenfußballs
       vergleicht und Frauenteams untereinander, sieht man, dass das ein toller
       Sport ist. Wer Spaß am Frauenfußball haben will, sollte den Männerfußball
       für die Zeit des Spiels vergessen.
       
       Werden die Deutschen Weltmeisterinnen? 
       
       Die deutsche Mannschaft ist die beste der Welt. Aber es gibt drei, vier
       Teams, gegen die die Deutschen an schlechten Tagen verlieren können.
       
       27 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
   DIR Simone Schmollack
       
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