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       # taz.de -- Schwache Konjunktur: Ölpreise sind gesunken
       
       > Händler begründeten den Preisverfall mit dem festeren Dollar und der
       > Konjunktur und nicht mit der Freigabe von Reserven. Langfristig rechnen
       > Ökonomen weiter mit steigenden Preisen.
       
   IMG Bild: Exxon-Raffinerie in Texas. Im 19. Jahrhundert gehörte Exxon zu John D. Rockefellers "Standard Oil".
       
       SINGAPUR/BERLIN dpa/rtr | Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn an ihre
       schwache Tendenz der vergangenen Woche angeknüpft und weiter nachgegeben.
       Am Montagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent
       103,58 US-Dollar. Das waren 1,54 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis
       für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 1,05 Dollar
       auf 90,11 Dollar.
       
       Als Begründung werden Zweifel an der Nachhaltigkeit der
       Konjunkturentwicklung in den USA und China genannt. Auch in China könnte
       die Wirtschaft ins Stocken kommen, warnten Analysten, nachdem
       Ministerpräsident Wen Jiabao erstmals eingeräumt hatte, dass die Inflation
       stärker als geplant steigen könnte.
       
       Analysten verwiesen auch darauf, dass der Markt derzeit mit Öl regelrecht
       überschwemmt würde. "Die Saudis liefern mehr Öl, und daneben drängen auch
       noch die strategischen Reserven auf den Markt", kommentierte Tony Nunan,
       Risikomanager bei Mitsubishi Corp. Durch die Freigabe der Reserven kommen
       täglich bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag auf den Markt. "Das ist mehr
       als der Ausfall der libyschen Ölproduktion", stellten die Analysten der
       Commerzbank fest. "Somit besteht in den kommenden Wochen ein markantes
       Überangebot am Ölmarkt, welches weiter auf die Preise drücken dürfte."
       
       Händler begründeten die jüngsten Kursverluste auch mit dem festeren Dollar,
       der die Ölnachfrage außerhalb des Dollar-Raums belastet habe. In der
       vergangenen Woche waren die Ölpreise deutlich gesunken: Ausschlaggebend war
       die Entscheidung der Internationalen Energieagentur IEA, einen kleinen Teil
       ihrer Rohöl-Reserven an den Märkten anzubieten. Als Grund wurden
       Lieferengpässe wegen der Libyen-Krise genannt. Experten hatten hingegen vor
       allem die anhaltend hohen Ölpreise als Hauptargument für den Schritt
       vermutet.
       
       Nach Einschätzung von Jan Hatzius, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs, wird
       die Freigabe der 60 Millionen Fass (159 Liter) Rohöl aus der strategischen
       Reserve längerfristig kaum Auswirkungen auf den Ölpreis haben. "Wir rechnen
       für Ende nächsten Jahres mit einem Anstieg des Preises für das Fass Brentöl
       auf 140 Dollar", sagte Hatzius dem Handelsblatt.
       
       Damit bleibt die Langfristprognose der US-Investmentbank für den Rohölpreis
       trotz der Aktion der IEA aus der vergangenen Woche praktisch unverändert.
       Die Nachfrage werde weiter stärker wachsen als das Angebot und damit wohl
       der Preis treiben, sagte der Ökonom. Er warnte vor den Folgen für die
       Weltwirtschaft.
       
       27 Jun 2011
       
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