URI: 
       # taz.de -- Ehrendoktor an die Tote Henrietta Lacks: Ihre Krebszellen leben bis heute
       
       > Eine sehr späte Würdigung: 60 Jahre nach ihrem Krebstod erhält Henrietta
       > Lacks die Ehrendoktorwürde von der Morgan State University in Baltimore.
       
   IMG Bild: In der Forschung mit menschlichen Zellkulturen gehörten die Krebszellen von Henrietta Lacks jahrzehntelang zum Standard.
       
       BERLIN taz | Fast 60 Jahre nach ihrem Tod bekam jetzt Henrietta Lacks von
       der Morgan State University in Baltimore die Ehrendoktorwürde verliehen.
       Für ihre Verdienste für die Medizin.
       
       Henrietta Lacks starb am 4. Oktober 1951 an Gebärmutterhalskrebs. Ihre
       Krebszellen jedoch wachsen und vermehren sich noch heute in zahlreichen
       Laboren rund um die Welt. Jahrzehntelang forschten Wissenschaftler mit den
       Krebszellen von Henrietta Lacks.
       
       Die HeLa-Zellen waren für jeden Zellbiologen und Medizinforscher ein
       Begriff. Woher die Zellen stammten, wusste jedoch kaum jemand. In einigen
       Lehrbüchern hieß es, die "Spenderin" hieß Helen Lane. Erst die US-Autorin
       Rebecca Skloot brachte 2010 mit ihrem Buch "Die Unsterblichkeit der
       Henrietta Lachs" die wahre Geschichte an die Öffentlichkeit.
       
       Das Buch wurde ein Bestseller. Es ist nicht nur Wissenschaftsgeschichte, es
       handelt auch von Sklaverei, Rassentrennung, Menschenversuche und
       Medizinverbrechen.
       
       Für die Medizinforschung begann es, als 1951 ein Forscher der Johns Hopkins
       University in Baltimore der Krebspatientin Henrietta Lacks ohne ihre
       Einverständnis ein paar Zellen entnahm und entdeckte, dass diese in der
       Petrischale unbegrenzt weitergezüchtet werden konnten.
       
       Für die Zellforschung war es eine Sensation. Denn seit Jahren schon suchte
       man nach menschlichen Zellen, die über viele Generationen vermehrt werden
       konnten und so als Standard für die Forschung geeignet waren. Die mit
       diesen Zellen gewonnenen Forschungsergebnisse waren vergleichbar. Die
       HeLa-Zellen erfüllten diese Bedingung.
       
       Die Nachfrage war riesig. Schon kurz nach Henrietta Lacks Tod gab es Pläne
       für eine HeLa-Zellenfabrik. Die Zellen wurden zur Krebsforschung genutzt,
       oder es wurden damit Impfstoffe entwickelt.
       
       Geschätzt wird, dass alle jemals gezüchteten HeLa-Zellen mittlerweile ein
       Gesamtgewicht von 50 Millionen Tonnen ausmachen würden. Diese Zahl gibt
       auch wieder, welche Bedeutung die HeLa-Zellen für die Wissenschaft hatten.
       
       Ungezählt sind die Forscherkarrieren, die damit gemacht worden sind. Umso
       erstaunlicher ist, dass die wahre Quelle der HeLa-Zellen so lange im
       Dunkeln blieb. Und man muss auch fragen, warum der jetzt ehrenhalber
       verliehene Doctor of Public Services von der Morgan State kommt und nicht
       von Johns Hopkins, wo schließlich alles anfing.
       
       18 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Löhr
       
       ## TAGS
       
   DIR Frauenkörper
   DIR Edward Snowden
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Frauenkörper in der Forschung: Fehlender Respekt
       
       Die Medizingeschichte zeigt: Immer wieder wurden die Menschen hinter den
       Körpern vergessen. Dabei sind sie so viel mehr als Versuchsmaterial.
       
   DIR Ehrendoktor für Snowden: Das Verfahren ist eröffnet
       
       Edward Snowden soll Ehrendoktor werden. Die philosophische Fakultät der
       Universität Rostock will ihm die Würde im Sommer verleihen.
       
   DIR Krebs durch Infektionen: Viren lauern überall
       
       Laut einer Studie wird jede sechste Krebserkrankung durch Viren oder
       Bakterien verursacht. Gerade deswegen komme der Infektionsvorsorge eine
       wichtige Rolle zu.
       
   DIR Autorin Rebecca Skloot über HeLa-Zellen: "Wir haben hier die Zellen Ihrer Frau"
       
       Die Afroamerikanerin Henrietta Lacks starb vor 60 Jahren und wurde zum
       ewigen Versuchskaninchen. Die US-Autorin Rebecca Skloot hat ihr Leben
       studiert.