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       # taz.de -- Raketenangriff in Pakistan: US-Drohne tötet al-Qaida-Anführer
       
       > Ilyas Kashmiri ist einer der meistgesuchten Terroristen weltweit. Der
       > Pakistaner kam angeblich durch eine US-Drohne ums Leben. Kein Kommentar
       > dazu aus dem Weißen Haus.
       
   IMG Bild: Keine Macht den Drohnen: ein Demonstrant in Karachi posiert vor dem Plakat eines unbemannten US-Flugkörpers.
       
       ISLAMABAD taz | Nach der Tötung von Osama bin Laden vor gut vier Wochen
       überschlagen sich in Pakistan die Ereignisse: Inzwischen soll auch der
       möglicher Nachfolger des Al-Qaida-Chefs, Ilyas Kashmiri, bei einem
       Drohnenangriff im Nordwesten des Landes ums Leben gekommen sein.
       
       Pakistans Innenminister Rehman Malik sagte am Sonntag, er sei zu "98
       Prozent sicher", dass Kashmiri tot sei. Die von Kashmiri geführte
       Terrororganisation Harkat-ul Jihad Islami (HUJI), die eng mit al-Qaida
       verbunden ist, bestätigte seinen Tod und drohte Vergeltungsschläge an.
       
       Hohe US-Beamte gaben sich in Washington jedoch skeptisch, ob Kashmiri -
       einer der gefährlichsten Terroristen der Welt - wirklich tot ist. Das
       Ableben des 47-Jährigen war im September 2009 schon einmal vermeldet
       worden. Doch Kashmiri tauchte wenig später wieder auf und gab dem
       pakistanischen Journalisten Saleem Shahzad ein Interview. Shahzad war vor
       gut einer Woche aus der Hauptstadt Islamabad verschwunden und später tot in
       einem Straßengraben gefunden worden. Seine Leiche wies schwere Folterspuren
       auf.
       
       ## Undurchsichtige Verbindungen
       
       Wer den Reporter umgebracht hat, ist unklar. Einige glauben, dass der
       pakistanische Geheimdienst in den Mord verwickelt ist, andere sehen hier
       die Handschrift von Kashmiris Terrororganisation. Shahzad hatte zuletzt
       darüber berichtet, dass Kashmiris Brigade 313 den Terroranschlag auf eine
       Basis der pakistanischen Marineflieger in Karachi verübt hatte, nachdem
       Verhandlungen zwischen Kashmiri und dem pakistanischen Militär über einen
       Nichtangriffspakt gescheitert waren.
       
       Die Verbindungen zwischen der pakistanischen Armee und den islamischen
       Terrororganisationen sind undurchsichtig. Kashmiri gilt unter anderem als
       ein Drahtzieher des Terrorangriffs auf ein Luxushotel im indischen Bombay
       (Mumbai) 2008, bei dem über 160 Menschen starben. Der pakistanische
       Topterrorist soll auch für den Anschlag auf das US-Konsulat in der
       Hafenstadt Karachi 2006 und auf das Hauptquartier der pakistanischen Armee
       in Rawalpindi 2009 verantwortlich sein.
       
       Kashmiri steht ganz oben auf der globalen Terrorliste. Auf seinen Kopf sind
       fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
       
       Kashmiri soll am vergangenen Freitag bei einem Raketenangriff eines
       unbemannten US-Flugzeuges in Süd-Wasiristan zusammen mit acht weiteren
       Menschen getötet worden sein. Die abgelegene Gegend an der afghanischen
       Grenze gilt als Rückzugsgebiet der aufständischen Taliban und al-Qaidas.
       
       5 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Agnes Tandler
       
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