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       # taz.de -- Journalist in Pakistan ermordet: Letzte Geschichte über al-Qaida
       
       > Saleem Shahzad schrieb über die Verbindungen von al-Qaida zum
       > pakistanischen Militär. Bis er spurlos verschwand. Nun fand man seine
       > Leiche.
       
   IMG Bild: Hielt sich nicht an die Regeln: Der pakistanische Journalist Saleem Shahzad.
       
       ISLAMABAD taz | In seinem letzten Artikel schrieb er über die enge
       Verbindung zwischen dem pakistanischen Militär und Al Qaida. Zwei Tage
       später verschwand der bekannte Journalist Saleem Shahzad spurlos mitten am
       hellichten Tag in Islamabad. Nun fand man seine Leiche rund 150 Kilometer
       südöstlich der Hauptstadt in einem Straßengraben. Sein Körper wies schwere
       Folterspuren auf.
       
       Der Tod des 40-jährigen Reporters kommt nicht überraschend. Shahzads
       Artikel waren politisch oft brisant. Der Menschenrechtsorganisaton "Human
       Rights Watch" hatte der Journalist vor kurzem erzählt, er werde vom
       pakistanischen Geheimdienst ISI bedroht, verfolgt und überwacht. Auch bei
       anderen Adressen machte sich der dreifache Familienvater mit seinem
       investigativen Journalismus keine Freunde.
       
       Shahzad hatte beispiellos gute Kontakte zu islamistischen Terrorgruppen,
       aber auch hervorragende Quellen im pakistanischen Geheimdienst und Militär.
       Er schrieb für die in Hongkong registrierte Online-Publikation Asia Times
       Online und für eine italienische Nachrichtenagentur. Dies gab ihm mehr
       Freiheiten als anderen Journalisten, die für pakistanische Medien arbeiten.
       
       Shahzad's letzte Geschichte, die als Zweiteiler angelegt war, beschreibt
       detailliert, wie Al Qaida die pakistanische Marine infiltriert. Der jüngste
       Anschlag auf einen Stützpunkt der Marineflieger in Karachi war danach ein
       Racheakt Al-Qaidas für die Verhaftung einiger Marine-Offiziere, die mit der
       Terrororganisation sympathisierten.
       
       Shahzad berichtete auch davon, dass Al Qaida und die Marine in direktem
       Kontakt standen und Verhandlungen führten, die die Armee vor
       Vergeltungsschlägen der Islamisten schützen sollte. Der zweite Teil der
       Geschichte von Shahzad stand noch aus. Pakistans Militär und sein
       Geheimdienst werden immer wieder beschuldigt, islamische Terrorgruppen
       systematisch zu unterstützen. Im Fall von Osama bin Laden ist weiter
       unklar, wieweit der Top-Terrorist von Teilen des Sicherheitsapparates
       gedeckt wurde, so dass er ungestört über Jahre hinweg in Pakistan leben
       konnte.
       
       Trotz der langen Liste von getöteten Journalisten in Pakistan – der Mord
       von Shahzad stellt eine neue Qualität dar. Shahzad ist international
       anerkannt und war auch in der Vergangenheit immer wieder ermahnt worden,
       nichts zu schreiben, was gegen die nationalen Interessen Pakistans
       verstoßen könnte. Er hat sich nicht daran gehalten und musste nun mit
       seinem Leben dafür büßen.
       
       1 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Agnes Tandler
       
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