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       # taz.de -- Energiekonzept ohne Details: SPD will Atomausstieg bis 2020
       
       > Nichts gelernt aus Fukushima? Haben wir gar nicht nötig, sagt
       > SPD-Fraktionschef Steinmeier. Man wollte die Atomkraftwerke eh bis 2020
       > abschalten. Kohle soll wichtig bleiben.
       
   IMG Bild: Akw Philippsburg. Die SPD will weiterhin raus aus der Atomkraft.
       
       BERLIN taz | Vielleicht erinnert sich ja noch jemand: Der Atomausstieg war
       schon einmal vor elf Jahren beschlossene Sache – 2020 wollte die damalige
       rot-grüne Regierung das letzte AKW abschalten lassen.
       
       Während es dem ehemaligen Koalitionspartner heute gar nicht schnell genug
       gehen kann – die Grünen glauben an den Ausstieg in sechs Jahren –, hält die
       SPD an dem alten Ziel fest: Erst ab 2020 könne man auf Atomkraft
       verzichten, ab 2050 soll der gesamte Energiebedarf in Deutschland ohne
       fossile Energieträger gedeckt werden - das sind die Eckpunkte im
       Energiekonzept, das die SPD gestern in Berlin vorgestellt hat.
       
       "Es ist wichtig, dass wir in den Wettbewerb um den schnellsten Ausstieg
       eintreten", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier.
       Bis 2020 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix 40 bis 45
       Prozent erreichen. Zehn Jahre später soll nur noch ein Viertel der
       Stromversorgung durch fossile Brennstoffe abgedeckt werden. Die Partei
       plant, die Treibhausgasemission bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu
       reduzieren - dies soll ein nationales Klimaschutzgesetz regeln.
       
       ## Fotovoltaik und Windenergie
       
       Doch wie der Energiemix im Detail aussehen soll, darüber gibt das
       SPD-Konzept keine Auskunft. Im Moment ist nur klar, dass Fotovoltaik und
       Windenergie auf dem Festland die tragenden Säulen sein sollen. Vor allem in
       Ost- und Norddeutschland soll der Ausbau von Solarzellen zum Eigenverbrauch
       vorangetrieben werden. Bei der Windkraft lehnt die SPD eine Erhöhung der
       Fördersätze für Anlagen auf dem Meer ab. Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar
       Gabriel warf der CDU vor, Panik vor einer "Verspargelung" der Landschaft
       durch Windkraft zu schüren.
       
       Kohle werde auch weiterhin eine wichtige Rolle als Brücke in das Zeitalter
       der erneuerbaren Energien spielen, so die SPD. Einen Neubau jenseits der
       bereits genehmigten Kraftwerke schließt die SPD aus. Die Energieforschung
       soll deutlich ausgeweitet werden. Was das alles kosten soll, blieb offen.
       Thorsten Schäfer-Gümbel, Fraktionsvorsitzender der Hessen-SPD, wies
       lediglich darauf hin, dass die Stromkosten steigen könnten.
       
       Im Gegensatz zur CDU will die SPD auch auf dezentrale Strukturen setzen.
       Schäfer-Gümbel kritisierte das Konzept der Deutschen Energie-Agentur
       (Dena). Dieses geht davon aus, dass für einen Atomausstieg bis 2020 ein
       umfassender Ausbau der Stromnetze nötig sei. "Dieses Konzept setzt auf
       veraltete Strukturen", sagte Schäfer-Gümbel. Die SPD plane hingegen unter
       anderem den Einsatz von Gaskraftwerken auf kommunaler Ebene. Was hat die
       SPD aus der Katastrophe in Fukushima gelernt? "Nichts", sagte Steinmeier.
       "Das hatten wir nicht nötig."
       
       20 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Rank
       
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