# taz.de -- Osama Bin Laden in Pakistan: Gilani lässt prüfen
> Der pakistanische Premierminister Gilani verspricht eine Untersuchung
> über Osama bin Ladens Aufenthalt. Verbindungen zu al-Qaida streitet er
> ab.
IMG Bild: Gibt sich bemüht: Pakistans Premierminister Yousuf Raza Gilani.
BERLIN taz | Der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani hat am
Montag vor dem Parlament in Islamabad eine Untersuchtung angekündigt, wie
Al-Qaida-Chef Osama bin Laden so lange unerkannt in der Garnisonsstadt
Abbottabad leben konnte. Die Untersuchung soll ein hochrangiger General
leiten.
Gilani räumte zwar ein Versagen des pakistanischen Geheimdienstes ein,
relativierte dies aber, in dem er allen Geheimdiensten der Welt ein
Versagen bei der Suche nach bin Laden attestierte. Spekulationen, wonach
bin Laden lokale Komplizen gehabt hätte, bezeichnete Gilani als "absurd".
Al-Qaida sei nicht nach Pakistan eingeladen worden. Dies unterstrich er mit
Verweis auf Pakistans Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus sowie
den hohen Preis, den Pakistans Militär und Gesellschaft dafür bezahlen
mussten.
Zugleich erinnerte er daran, dass al-Qaida mit US-Hilfe in der Zeit der
sowjetischen Besatzung Afghanistans aufgebaut worden sei. Dem
pakistanischen Militär und dessen Geheimdienst ISI sprach er sein Vertrauen
aus. Zwischen allen Institutionen des Staates herrsche "totale Harmonie,"
sagte er in seiner von nationalistischen Floskeln strotzenden Rede.
Im außenpolitischen Teil seiner auf Englisch abgelesenen Ansprache
unterstrich er zunächst das besondere Verhältnis mit China, das er eine
"All-Wetter-Freundschaft" nannte. Im Verhältnis mit den USA gebe es bei der
Bekämpung des Terrorismus nur Differenzen in taktischen Fragen, nicht
jedoch in den Zielen. Schuldzuweisungen würden niemandem nützen.
Es war Gilanis erster Auftritt vor dem Parlament seit der US-Kommandoaktion
gegen bin Laden in der vergangenen Woche. Mit der Rede versuchte Gilani,
seine Regierung zu verteidigen. Er und Präsident Asif Ali Zardari, der sich
außer in einem Meinungsbeitrag für die Washington Post bisher nicht zu den
Ereignissen geäußert hatte, stehen innenpolitisch unter großem Druck.
Die US-Regierung hat bisher vermieden, Pakistans Regierung, Militär und
Geheimdienst für bin Ladens Aufenthalt direkt verantwortlich zu machen und
wiederholt, dass sie dafür auch keine Beweise habe. Doch würden sich viele
Fragen stellen, die Pakistans Regierung beantworten müsse. Gilani hat die
Antwort jetzt auf die Untersuchung verschoben.
9 May 2011
## AUTOREN
DIR Sven Hansen
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