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       # taz.de -- Petition gegen Agro-Gentechnik online: 50.000 Genmais-Gegner gesucht
       
       > Wer den Anbau von Gentech-Pflanzen stoppen will, kann im Netz
       > unterzeichnen. 50.000 Unterschriften sind nötig, damit sich der
       > Parlamentsausschuss damit befasst.
       
   IMG Bild: Düstere Vision: so sieht nach Vorstellung der Petenten die Landwirtschaft 2020 aus – wenn die Industrie nicht gestoppt wird.
       
       BERLIN taz | Internetnutzer können ab Montag auf der Seite des Bundestags
       eine [1][Petition gegen den Anbau von Gentechnikpflanzen] unterzeichnen.
       Dazu ruft die Initiative [2][Vielfalterleben] auf, der 100 Organisationen
       und Unternehmen wie der Ökobauernverband Bioland, die Umweltstiftung WWF
       und die Biosupermarktkette Alnatura angehören. Der taz-Verlag ist einer der
       Medienpartner.
       
       "Wir wollen in den ersten drei Wochen mindestens 50.000 Unterschriften
       sammeln, um damit eine öffentliche Anhörung vor dem Petitionsausschuss des
       Bundestags zu erreichen", sagt der Vorsitzende des Bunds Ökologische
       Lebensmittelwirtschaft, Felix Prinz zu Löwenstein, der die Petition
       eingereicht hat.
       
       Demnach soll der Bundestag die Regierung beauftragen, sich bei der
       Europäischen Union dafür einzusetzen, dass sie keine weiteren
       Gentech-Pflanzen zum Anbau zulässt. Wenn die EU dennoch – wie allgemein
       erwartet – neue Lizenzen ausstellt, müsse Deutschland auf seinem eigenen
       Territorium die Agro-Gentechnik verbieten. Bisher darf in Deutschland nur
       die Kartoffel Amflora angebaut werden.
       
       "Das Zulassungsverfahren der EU für gentechnisch veränderte Pflanzen ist
       mangelhaft bei der Prüfung von Umwelt- und Gesundheitsrisiken", begründen
       die Petenten ihre Forderungen. So sei nicht untersucht, wie die Organismen
       langfristig wirkten. "Die oft enge berufliche Nähe" der EU-Experten zu den
       großen Gentechnikunternehmen wecke Zweifel an der Unabhängigkeit der
       zuständigen Europäischen Behörden für Lebensmittelsicherheit (Efsa). Diese
       stütze ihre Beurteilungen von Gentech-Pflanzen auch "nicht auf selbst in
       Auftrag gegebene Studien, sondern auf Berichte der antragstellenden
       Industrie". Soziale und ökonomische Schäden berücksichtige die EU nicht.
       
       Die seien aber groß, sagt Löwenstein. "Transgene Pflanzen sind ausnahmslos
       patentiert. Dadurch gerät der Bauer in wirtschaftliche Abhängigkeit von den
       Saatgutkonzernen." Der ökologische Landbau, in dem Gentechnik verboten ist,
       sei "mittelfristig in seiner Existenz bedroht", da sich Gentech-Pflanzen
       ungewollt auch auf Biofelder ausbreiteten. Wer Gentechnik in seinen
       Produkten verhindern wolle, müsse dafür immense Kosten tragen.
       
       Die Efsa hat die an sie gerichteten Vorwürfe mehrmals zurückgewiesen. Sie
       prüfe bei jeder Entscheidung über Gentech-Pflanzen, ob ein Wissenschaftler
       befangen sein könnte. Zudem kontrolliere sie nicht nur die Ergebnisse,
       sondern auch den Aufbau der Studien, die die Hersteller einreichen.
       
       28 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=16941
   DIR [2] http://www.vielfalterleben.info/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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