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       # taz.de -- Japan-Ticker vom 24.3.2011: 9.811 Tote
       
       > Japan beklagt inzwischen 9.811 Tote nach der verheerenden
       > Naturkatastrophe. Mehr als 17.000 Menschen werden noch vermisst. Im
       > Internet sollen Leichen identifiziert werden.
       
   IMG Bild: Unsichtbare Gefahr: Lebensmittel werden auf Radioaktivität untersucht.
       
       23.50 Uhr: 9.811 Menschen sterben nach Naturkatastrophe 
       
       Die japanische Regierung hat den im Erdbeben und Tsunami entstandenen
       Schaden an Gebäuden und Straßen auf rund 200 Milliarden Euro geschätzt. Der
       Schaden belaufe sich voraussichtlich auf 16 bis 25 Billionen Yen (193,3 bis
       217,7 Milliarden Euro), teilte die Regierung nach einer Meldung der
       Nachrichtenagentur Kyodo vom Freitag (Ortszeit) mit.
       
       Die Naturkastrophe hat nach jüngsten offiziellen Zahlen mindestens 9.811
       Menschen das Leben gekostet. 17.451 werden noch vermisst. In der Präfektur
       Miyagi veröffentlichte die Polizei Informationen zu mehr als 2.000 Leichen
       im Internet mit der Bitte, bei der Identifizierung zu helfen. Dazu gehören
       Angaben zur Kleidung oder zur Körpergröße.
       
       In den Präfekturen Miyagi und Iwate begannen die Behörden damit, Leichen
       ohne die in Japan übliche Einäscherung beizusetzen, weil die Krematorien
       überlastet sind. In der Ortschaft Higashimatsushima in der Präfektur Miyagi
       wurden nahezu 100 Tote ohne Einäscherung beerdigt.
       
       22.53 Uhr: Verstrahltes Gemüse in Tokio 
       
       Erstmals ist auch bei Gemüse aus Tokio Strahlung oberhalb des zulässigen
       Grenzwerts festgestellt worden. In einer Kohl-Pflanze aus dem Stadtteil
       Edogawa sei zu viel radioaktives Cäsium enthalten gewesen, teilte das
       japanische Gesundheitsministerium am Freitagmorgen (Ortszeit) mit. Laut der
       Nachrichtenagentur Kyodo hatte die Probe eine Strahlung von 890 Becquerel -
       erlaubt sind 500.
       
       Die Pflanze stammte aus einer wissenschaftlichen Zucht und war nicht für
       den Verkauf bestimmt. Von Strahlung in dieser Höhe gehe auch dann keine
       Gefahr aus, wenn die Pflanze verzehrt werde, betonte das Ministerium.
       
       22.13 Uhr: EU will Lebensmittel aus Japan kontrollieren 
       
       Lebensmittel aus Japan dürfen nach dem Atomunglück in Fukushima nicht mehr
       ohne weiteres in die Europäische Union gebracht werden. Deutschland und die
       26 anderen EU-Mitgliedstaaten verständigten sich am Donnerstag auf neue
       strenge Regeln. Sie sehen Zwangskontrollen für Lebensmittel aus zwölf
       Präfekturen vor. Die Tests auf Radioaktivität müssen bereits in Japan
       selbst erfolgen. Über das Ergebnis wird eine schriftliche Erklärung
       verlangt.
       
       In Europa soll es zudem stichprobenartig weitere Untersuchungen geben. Von
       Lebensmitteln aus den anderen 35 Präfekturen des Inselstaats wird ebenfalls
       ein Teil in den EU-Mitgliedstaaten kontrolliert. Nicht betroffen sind nur
       Produkte, die bereits vor dem 11. März hergestellt wurden.
       
       Die neuen Regeln sollen bereits an diesem Wochenende im EU-Amtsblatt
       veröffentlicht werden und in Kraft treten. Die EU-Kommission betonte, dass
       es derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Verbraucher gebe. Die
       verschärften Kontrollen seien eine Vorsichtsmaßnahme. Zudem werde
       vergleichsweise wenig Nahrung aus Japan nach Europa exportiert.
       
       21.50 Uhr: Japan-Desaster verteuert Industrieversicherungen 
       
       Industriekonzerne weltweit müssen zum ersten Mal seit Jahren wieder
       deutlich mehr für Versicherungsschutz gegen Naturkatastrophen zahlen. "Der
       Versicherungsmarkt für Naturkatastrophen ist global, und die Ereignisse in
       Japan haben weltweite Auswirkungen", sagte Axel Theis, Chef des
       Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) der
       Financial Times Deutschland.
       
       Unternehmen sichern sich gegen Schäden an Fabriken und Maschinen ab, vor
       allem aber gegen die Verluste aus Betriebsunterbrechungen, die eine
       Naturkatastrophe mit sich bringt. "Wir rechnen mit beträchtlichen Schäden
       in Japan und in anderen Ländern, in denen Unternehmen nicht produzieren
       können", sagte Theis.
       
       Bislang könne die Allianz den Schaden noch nicht beziffern. Für die AGCS
       betrage die Belastung maximal 65 Millionen Euro. Das Unternehmen kommt in
       Japan auf Prämieneinnahmen von rund 70 Millionen Euro im Jahr. Davon
       stammen Theis zufolge rund ein Viertel von deutschen Konzernen, die in
       Japan tätig sind.
       
       21.30 Uhr: Auswirkungen auf deutsche Metall- und Elektroindustrie 
       
       Die deutsche Metall- und Elektroindustrie erwägt die Nutzung von
       Kurzarbeit, um die Auswirkungen der Krise in Japan auf die Branche zu
       dämpfen. Je besser die Betriebe "ihre Kapazitäten an unvorhergesehene
       Schwankungen der Produktionsabläufe anpassen können, umso besser werden sie
       auch mögliche Auswirkungen des Unglücks in Japan meistern", sagte die
       Hauptgeschäftsführerin des Industrieverbandes Gesamtmetall, Gabriele Sons,
       der Zeitung Die Welt. Die Instrumente dafür reichten Sons zufolge von
       Arbeitszeitkonten über tarifvertragliche Regelungen bis hin zur
       gesetzlichen Kurzarbeit.
       
       Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Katastrophe in Japan für die Metall-
       und Elektroindustrie ließen sich derzeit jedoch kaum voraussagen, sagt Sons
       der Zeitung. Zwar entfielen im Außenhandel der Metall- und Elektroindustrie
       auf Japan im vergangenen Jahr gerade 1,4 Prozent der deutschen Ausfuhren
       und 4,7 Prozent der Einfuhren. Doch seien auch in Produkten, die Betriebe
       aus anderen Ländern beziehen, japanische Vorleistungen enthalten.
       
       21.00 Uhr: AKW-Betreiber in den USA melden nicht alle Mängel 
       
       Die Betreiber amerikanischer Kernkraftwerke melden offenbar nur einen Teil
       der technischen Mängel in ihren Anlagen, bei denen möglicherweise ein
       Sicherheitsrisiko besteht. Das geht aus einem Bericht des
       Generalinspekteurs der US-Atomregulierungkommission (NRC) hervor, der am
       Donnerstag veröffentlicht wurde.
       
       In mindestens 24 Fällen zwischen Dezember 2009 und September 2010 seien
       mögliche technische Mängel zwar entdeckt, aber nicht an die NRC gemeldet
       worden, heißt es in dem Bericht.
       
       20.00 Uhr: Westerwelle verteidigt Atomschwenk 
       
       Zum Endspurt im baden-württembergischen Landtagswahlkampf hat FDP-Chef
       Guido Westerwelle den Schwenk der Bundesregierung in der Frage der
       Atomlaufzeiten nach der Atomkatastrophe von Japan erneut verteidigt. Jeder
       denke nach, wenn man eine so schreckliche Katastrophe wie in Japan sehe,
       sagte der Bundesaußenminister am Donnerstagabend in Stuttgart. Man hätte
       vielmehr kritisieren müssen, wenn man einfach zur Tagesordnung übergegangen
       wäre.
       
       Den Wirbel um angebliche Äußerungen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle
       (FDP) über einen Zusammenhang zwischen der Atomwende und den anstehenden
       Landtagswahlen bei Gesprächen beim Bundesverband der Deutschen Industrie
       (BDI) wollte Westerwelle nicht weiter kommentieren. Er sagte lediglich, der
       BDI habe die Sache längst dementiert. Es mache keinen Sinn, noch weiter
       darauf herumzureiten.
       
       19.30 Uhr: US-Atombehörde startet Sicherheitsüberprüfung 
       
       Zwei Wochen nach dem Beginn der Atomkatastrophe in Japan haben die USA mit
       der umfassenden Sicherheitsüberprüfung ihrer Kernkraftwerke begonnen. Eine
       spezielle Einsatzgruppe werde in den kommenden Monaten ermitteln, welche
       kurz- und langfristigen Lehren aus den Geschehnissen in Fukushima gezogen
       werden müssten, teilte die US-Atomregulierungsbehörde NRC in Rockville
       (Maryland) mit. Bereits in 30 Tagen sollen erste Ergebnisse vorgelegt
       werden.
       
       US-Präsident Barack Obama hatte die Prüfung angesichts der
       Nuklearkatastrophe in Japan angeordnet. Die US-Kraftwerke seien zwar in der
       Vergangenheit immer wieder "intensiv geprüft" und für sicher befunden
       worden, die US-Regierung habe jedoch eine Verpflichtung, aus den Vorgängen
       in Japan zu lernen.
       
       18.45 Uhr: Russland fordert strengere Regeln 
       
       Russland hat angesichts des Reaktorunglücks in Japan strengere und
       international einheitliche Regeln für Atomkraftwerke (AKW) gefordert.
       Kremlchef Dmitri Medwedew rief in Moskau zu weltweiten Beschränkungen für
       den AKW-Bau in Erdbebengebieten auf. Das Unglück in Fukushima zeige, dass
       solche zusätzlichen Anforderungen nötig seien, sagte Medwedew in einer am
       Donnerstag veröffentlichen Videobotschaft. Außerdem verlangte er weitere
       Vollmachten etwa für die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Es müsse
       garantiert werden, dass alle Kernkraftwerke unter gleichen Bedingungen
       arbeiteten, sagte Medwedew.
       
       18.00 Uhr: Radioaktiv belastetes Wasser in Tokio 
       
       In mehreren Wasser-Aufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio hat die
       radioaktive Belastung des Wassers einen für Säuglinge bedenklichen Wert
       erreicht. Das berichten örtliche Behörden am frühen Freitagmorgen (Ortszeit
       Japan). In der Stadt Hitachi in der Präfektur Ibarkai wurden im Wasser
       Spuren von radioaktivem Jod gefunden, die zweimal höher lagen als die
       festgeschriebene Höchstgrenze für Säuglinge. Die Präfektur grenzt im Norden
       an die Präfektur Fukushima.
       
       16:52 Uhr: Radioaktives Gemüse aus Japan in Singapur entdeckt 
       
       In Singapur sind in Proben von Gemüse aus Japan Spuren von Radioaktivität
       entdeckt worden. Wie die Nahrungsmittelbehörde des Stadtstaates am
       Donnerstag mitteilte, wurde Radioaktivität in vier Proben von Gemüse
       nachgewiesen, darunter in Petersilie und Rapspflanzen. Auch in japanischem
       Senf wurden Spuren gefunden. Die Nahrungsmittel wurden demnach aus den
       Präfekturen Tochigi und Ibaraki sowie aus Chiba und Ehime importiert, wobei
       diese beiden Präfekturen in einiger Entfernung von dem havarierten
       Atomkraftwerk Fukushima I liegen.
       
       Singapur weitete wegen der Funde seinen Importstopp für japanische Waren
       auf Lieferungen aus den Präfekturen Chiba und Ehime aus. Die Behörde gab
       aber hinsichtlich möglicher Schäden für die Gesundheit der Menschen
       Entwarnung. Ein Erwachsener müsste demnach dreieinhalb Kilo des belasteten
       Gemüses essen, bevor es diesbezüglich Probleme gebe.
       
       16.38 Uhr: Anti-Atom-Demos in ganz Deutschland 
       
       Mehrere zehntausend Menschen werden an diesem Samstag zu einer
       Anti-Atom-Demo in Köln erwartet. Die Veranstalter haben bei der Polizei bis
       zu 60.000 Teilnehmer angemeldet. "Wir gehen von einem friedlichen Protest
       aus", sagte eine Polizeisprecherin. Außer in Köln finden am Samstag auch in
       Berlin, Hamburg und München große Anti-Atom-Demos statt. Das Motto lautet:
       "Fukushima mahnt: Alle AKWs abschalten!" Aufgerufen zu der Demo hat ein
       Bündnis aus verschiedenen Umwelt- und Anti-Atom-Initiativen. Unterstützt
       werden die Proteste auch von Gewerkschaften und Parteien.
       
       16.11 Uhr: Türkei verzichtet nicht auf Bau des ersten AKWs 
       
       Trotz der Nuklearkatastrophe in Japan will die Türkei bald mit dem Bau
       eines ersten Atomkraftwerks in Akkuyu im Süden des Landes beginnen. Nur 250
       Kilometer von Akkuyu entfernt gab es 1998 ein Erdbeben mit mehr als 140
       Toten. Seismologen sehen sogar die Möglichkeit eines Tsunamis, sollte es zu
       einem Erdbeben kommen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur afp.
       
       16.02 Uhr: Finanzierung der Katastrophenkosten 
       
       Die japanische Regierung stellt sich bei der Finanzierung der
       Katastrophenkosten auf eine heikle Mission ein. Das ohnehin hoch
       verschuldete Land dürfe das Vertrauen der Finanzmärkte nicht aufs Spiel
       setzen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano in einem Interview mit der
       Nachrichtenagentur Reuters. "Ich bin mir sehr bewusst, dass es ein
       schwieriger Balanceakt wird - zwischen dem Erhalt des Vertrauens in
       japanische Staatsanleihen und der Beschaffung der notwendigen Mittel."
       
       Das Jahrhundertbeben und der verheerende Tsunami mit mindestens 26.000
       Toten und Vermissten haben der Regierung zufolge bislang Schäden von
       umgerechnet bis zu 220 Milliarden Euro verursacht. Es ist damit mit Abstand
       die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Folgeschäden wie die
       Stromausfälle oder die Atomkatastrophe sind in dieser Schätzung noch nicht
       einmal berücksichtigt.
       
       14.57 Uhr: Strahlenbelastung im Meer steigt weiter 
       
       Die Strahlenbelastung im Meer nahe Fukushima I steigt weiter. Wie der
       Stromkonzern Tepco mitteilte, wurden im Meer in der Nähe der Abflussrohre
       der Reaktorblöcke 1 bis 4 etwa um das 150-fach erhöhte Werte von
       radioaktivem Jod-131 gemessen. Dies sei die höchste Belastung, die bis
       jetzt im Meer gemessen wurde, hieß es. Die Werte bedeuteten aber weiter
       keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Dennoch müssten sie weiter
       beobachtet werden, sagte ein Tepco-Sprecher nach einem Bericht der
       Nachrichtenagentur Kyodo.
       
       14.52 Uhr: Angst vor verstrahlten Lebensmitteln 
       
       Aus Angst vor kontaminierten Lebensmitteln in Folge des Atomunfalls in
       Japan verhängen immer mehr Länder Importbeschränkungen für japanische
       Produkte. Nachdem die USA Beschränkungen beschlossen hatten, stoppten am
       Donnerstag unter anderem auch Russland und Australien nach Behördenangaben
       den Import aus vier Regionen. Wegen möglicher radioaktiver Belastung seien
       der Verkauf und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln aus Regionen um das
       beschädigte Akw verboten worden, erklärte die russische
       Verbraucherschutzbehörde in Moskau. An der Grenze werde die Einfuhr ohne
       Strahlen-Tests gestoppt. Auch Australien beschloss ein Einfuhrverbot für
       Nahrungsmittel aus der Akw-Region. Singapur und die Philippinen verhängten
       ebenfalls Importverbote, Kanada kündigte schärfere Kontrollen an.
       
       14.46 Uhr: Wasser aus Südkorea 
       
       Japan fragt in Flaschen abgefülltes Wasser aus Südkorea nach. Da im
       Leitungswasser in Japan teilweise zu hohe radioaktive Werte nachgewiesen
       wurden, wird das Wasser aus Plastikflaschen knapp. Dies berichtet der
       Nachrichtensender NHK.
       
       14.38 Uhr: Temperatur gesunken 
       
       Das japanische Verteidungsministerium sagt, dass die Temperatur bei vier
       der Reaktoren des AKW Fukushima I um 20 Grad gesunken sei. Die japanische
       Regierung benutze Hubschrauber, um diese Messungen vorzunehmen. Dies
       berichtet der Nachrichtensender NHK.
       
       14.17 Uhr: Strahlentests für deutsche Japan-Heimkehrer 
       
       Nach dem Atomunglück in Japan hat das Bundesamt für Strahlenschutz 94 Tests
       auf Radioaktivität registriet, die Heimkehrer in Deutschland machen ließen.
       Dabei wurden bei einem Drittel der Untersuchten geringfügige Mengen von Jod
       -131 und Tellur-/Jod-132 festgestellt. "Alle sind weit entfernt von
       gesundheitlichen Risiken", erklärte der Präsident des Bundesamtes, Wolfram
       König, am Donnerstag in der Außenstelle der Behörde in Berlin-Karlshost.
       Dort ließen sich bereits zwölf Rückkehrer kostenlos testen. Bundesweit gibt
       es 20 Messstellen verschiedener Träger. So bieten zum Beispiel auch die
       Universitäten Köln, Tübingen und Hamburg Untersuchungen an.
       
       14.02 Uhr: Spende aus Nordkorea 
       
       Der Nachrichtensender NHK berichtet, dass das Rote Kreuz Nordkorea 100.000
       Dollar für die Opfer des Erdbebens in Japan gespendet und sein Mitgefühl
       ausgesprochen hat. Gleichzeitig habe oberster Machthaber Kim Jong-il
       500.000 Dollar für die Koreaner, die in Japann leben und von der
       Katastrophe betroffen sind, zur Verfügung gestellt.
       
       13.21 Uhr: Stillgelegte Reaktoren bleiben ausgeschaltet 
       
       In Japan haben wegen der Atomkatastrophe von Fukushima zwei AKW-Betreiber
       Verzögerungen bei der Inbetriebnahme stillgelegter Reaktoren angekündigt.
       Kyushu Electric Power will zwei stillgelegte Meiler vorerst nicht wieder
       ans Netz nehmen. "Wir haben diese Entscheidung unabhängig gefällt, weil
       sich die Situation in Fukushima noch nicht stabilisiert hat", sagte ein
       Firmensprecher der Nachrichtenagentur Reuters.
       
       Zudem sei sich die Firma darüber im Klaren, dass die Regierung die
       Sicherheitsstandards womöglich anhebt. Kyushu hatte im Dezember und dann im
       Januar jeweils einen seiner Reaktoren wegen routinemäßiger Wartungsarbeiten
       vom Netz genommen. Eigentlich sollten die beiden Meiler bis Anfang April
       wieder hochgefahren werden. Einen neuen Zeitplan für den Wiederbetrieb
       nannte die Firma nicht. Der Energiekonzern hat noch zwei weitere Reaktoren,
       die normal laufen.
       
       13.08 Uhr: Erhöhte radioaktive Messwerte im Meerwasser 
       
       Erneut wurden im Meerwasser in der Umgebung des AKW Fukushima I erhöhte
       radioaktive Werte gemessen. Ein Sprecher des AKW schloss nicht aus, dass
       diese noch steigen könnte. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo.
       Auch Japans Wissenschaftsminister bestätigte, dass das Niveau der
       gemessenen radioaktiven Substanzen, die im Meer gemessen wurden, zwei Mal
       höher sind als die festgelegten Grenzwerte.
       
       12.48 Uhr: Russland fordert strengere Regeln für AKWs 
       
       Russland hat angesichts des Reaktorunglücks in Japan strengere und
       international einheitliche Regeln für Atomkraftwerke (AKW) gefordert.
       Kremlchef Dmitri Medwedew rief in Moskau zu weltweiten Beschränkungen für
       den AKW-Bau in Erdbebengebieten auf. Das Unglück in Fukushima zeige, dass
       solche zusätzlichen Anforderungen nötig seien, sagte Medwedew in einer
       Videobotschaft. Außerdem verlangte er weitere Vollmachten etwa für die
       Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Es müsse garantiert werden, dass
       alle Kernkraftwerke unter gleichen Bedingungen arbeiteten, sagte Medwedew.
       
       12.35 Uhr: Mehr als 26.000 Tote und Vermisste 
       
       Knapp zwei Wochen nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe ist die Zahl
       der Toten und Vermissten auf mehr als 26.000 gestiegen. Bislang seien 9737
       Todesopfer bestätigt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. 16.423
       Menschen wurden noch vermisst. Verletzt wurden durch das Beben und die
       Flutwellen 2777 Menschen. Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl weiter
       steigt.
       
       12.10 Uhr: Suche nach Vermissten in Fukushima 
       
       Helfer haben in der Gegend um das Atomkraftwerk in Fukushima bisher kaum
       nach Vermissten suchen können. Die nukleare Gefahr behindere die Suche nach
       Erdbeben- und Tsunamiopfern, sagte ein Retter am Donnerstag nach Angaben
       der Nachrichtenagentur Kyodo. Mitglieder der Armee berichteten, es sei
       schwierig, Orte innerhalb der Evakuierungszone um das AKW zu betreten. Die
       Armee habe bei der Evakuierung der Zone helfen müssen, statt nach
       Vermissten zu suchen.
       
       12.06 Uhr: Schiffsladung aus Japan mit erhöhten Werten 
       
       In Taiwan ging eine Schiffsladung mit japanischen Lebensmitteln ein, die
       einen erhöhten Strahlenwert aufwiesen. Dies berichtet die
       Nachrichtenagentur Kyodo.
       
       11.59 Uhr: Betroffene müssen möglicherweise ihre Häuser räumen 
       
       Da die im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern um das AKW Fukushima I lebenden
       Menschen Schwierigkeiten haben, sich Güter zu beschaffen, überlegt die
       japanische Regierung, ob es noch sinvoll ist, zu sagen, sie sollen in ihren
       Häusern bleiben. Man rate eher dazu, die Betroffenen längerfristig in eine
       andere Gegend zu verlagern, um ihren Alltag einfacher zu gestalten, sagte
       ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur Kyodo.
       
       11.45 Uhr: Anti-Atomkraft-Buttons werden knapp 
       
       Die Anti-Atomkraft-Bewegung hat nach der Katastrophe in Japan immensen
       Zulauf, als Folge wird allerdings ihr Werbematerial knapp. Aufkleber,
       Fahnen oder Buttons mit der roten, lachenden Sonne, dem Symbol der Bewegung
       - bis zu 800 Bestellungen pro Tag gingen in den vergangenen zwei Wochen bei
       der Initiative "ausgestrahlt" ein. "Eigentlich sind es um die 10 bis 20,
       vor Großdemos vielleicht 200", sagte Sprecher Jochen Stay der
       Nachrichtenagentur dpa. Im Moment müssten die Artikel bei den Herstellern
       erst nachgeordert werden.
       
       Auf der Homepage von "ausgestrahlt" heißt es, Material, das jetzt bestellt
       werde, könne nicht mehr rechtzeitig zu den geplanten Großdemonstrationen an
       diesem Wochenende verschickt werden. "Wir bemühen uns aber sehr",
       versicherte Stay.
       
       11.36 Uhr: Kurzarbeit in Deutschland wegen Krise in Japan befürchtet 
       
       Mehrere deutsche Firmen befürchteten Kurzarbeit wegen der Japan-Krise. Sie
       sagen, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen möglicherweise ihre
       Produktion zurückfahren müssten, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur
       für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Sie bestätigte damit einen Bericht der
       Süddeutschen Zeitung. Anträge auf Kurzarbeit wegen der Japan-Krise lägen
       der Bundesagentur bislang nicht vor, Anfragen kämen aus dem
       Automobilbereich.
       
       Zu den besorgten Unternehmen gehöre beispielsweise ein deutscher
       Baggerhersteller, hieß es bei der Bundesagentur. Die Baufahrzeuge würden
       mit japanischen Motoren betrieben; auch andere Bauteile stammten aus Japan.
       Große deutsche Autobauer rechnen wegen der Krise in Japan derzeit jedoch
       nicht mit Kurzarbeit in deutschen Werken. Das ergab eine dpa-Umfrag.
       
       11.23 Uhr: "Wir sind noch auf der Intensivstation" 
       
       Aus den verunglückten Reaktoren in Japan sind nach Einschätzung des
       Nuklearexperten Michael Sailer erst Bruchteile der Radioaktivität
       freigesetzt worden. Wenn es nicht gelinge, die Kühlung der Reaktoren und
       der Brennelementelager stabil hinzubekommen, werde die Belastung stetig
       wachsen, sagte Sailer der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Die Lage sei
       noch immer bedrohlich: "Wir sind noch auf der Intensivstation." Sailer ist
       Geschäftsführer des Öko-Instituts und Mitglied der
       Reaktorsicherheitskommission, der studierte Chemiker beschäftigt sich seit
       über 30 Jahren mit Nukleartechnik.
       
       10.15 Uhr: Verletzte Arbeiter Beta-Strahlung ausgesetzt 
       
       Zwei der drei Arbeiter, die bei Arbeiten an Reaktor 3 verstrahlt wurden,
       haben Verletzungen an den Füßen, so die japanische Atomsicherheitsbehörde
       (NISA). Sie zogen sich die Verletzungen zu, als sie während ihrer Arbeit
       mit den Füßen im Wasser standen. Laut Diagnose der Ärzte haben sie
       Verbrennungen aufgrund von Beta-Strahlung. Die Art der Verletzung der
       Arbeit wird durch einen direkten Kontakt mit Beta-Strahlung verursacht.
       Nach Angaben des Betreibers Tepco sagte, radioaktiv verseuchtes Wasser
       könnte durch die Schutzkleidung der Arbeit gedrungen sein.
       
       9.45 Uhr: Russland stoppt Lebensmittelimporte 
       
       Russland hat die Einfuhr von Lebensmitteln aus vier japanischen Regionen
       gestoppt. Wegen möglicher radioaktiver Belastung seien der Verkauf und die
       Verarbeitung von Nahrungsmitteln, die nach dem 11. März aus den Regionen
       Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma importiert worden seien, verboten
       worden, sagte der Leiter der Verbraucherschutzbehörde in Moskau, Gennadi
       Onischtschenko, am Donnerstag. An der Grenze werde die Einfuhr ohne Tests
       auf mögliche Strahlenbelastung gestoppt.
       
       9.30 Uhr: Nachbeben in Nord-Japan 
       
       Der TV-Sender NHK meldet ein weiteres Nachbeben in Nord-Japan. Die Stärke
       des Erdstoßes wird vorläufig mit 6,1 angegeben. Das Zentrum lag etwa 150
       Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Sendai, berichtete die
       US-Erdbebenwarte.
       
       9.15 Uhr: Toyota will wieder produzieren 
       
       Toyota hat angekündigt, seine wegen des Erdbebens teilweise gestoppte
       Produktion in Japan am Montag wieder hochzufahren. Das Unternehmen teilte
       mit, ab Montag sollten an zwei Standorten wieder die Modelle Prius und
       Lexus HS 250h und Lexus CT 200h hergestellt werden. Durch die Katastrophe
       hinkt die Toyota-Produktion um rund 140.000 Fahrzeuge hinter den Plänen
       her. Der Autohersteller Honda erklärte, er werde erst wieder vom 3. April
       an wieder die volle Produktion erreichen.
       
       7.19 Uhr: Drei Arbeiter gefährlich verstrahlt 
       
       Drei Arbeiter haben eine außerordentlich hohe Strahlendosis abbekommen. Sie
       seien 170 bis 180 Milisievert ausgesetzt gewesen, sagte Hidehiko Nishiyama
       von der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA). Die drei Arbeiter seien
       radioaktiven Elementen ausgesetzt gewesen, als sie Stromkabel verlegt
       hätten. Zwei von ihnen seien mit Verbrennungen an den Beinen ins
       Krankenhaus gebracht worden. Sie hatten an Reaktor 3 gearbeitet. Für die
       Arbeiter in den Reaktorblöcken war zuvor ein maximaler Strahlengrenzwert
       von 150 Millisievert festgelegt worden.
       
       Quellen: dpa, dapd, rtr, afp, kyodo
       
       24 Mar 2011
       
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