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       # taz.de -- Internationale Presseschau zu Guttenberg: "Schwerer Schlag für Merkel"
       
       > "Guttenberg streckt die Waffen." Der Abgang eines deutschen
       > Verteidigungsministers wird auch in der internationalen Presse intensiv
       > beobachtet.
       
   IMG Bild: Nicht nur in Deutschland, auch international wurde der Rücktritt Guttenbergs kommentiert.
       
       BERLIN taz | Der Rücktritt des "Aristokraten mit gegeltem Haar",
       Verteidigungsminister a.D. Karl-Theodor zu Guttenberg, beschäftigt die
       internationale Presse. Viele Blätter sehen darin einen politischen
       Rückschlag für Kanzlerin Angela Merkel, andere Medien beschäftigten sich
       bereits mit einem möglichen Comeback des Politikers und Autor stellt sich
       die Frage, wie Guttenberg nach Verlust von Doktor- und Ministertitel nun
       wohl zu nennen sei. Eine Auswahl internationaler Pressestimmen:
       
       "Er wurde zum beliebtesten deutschen Politiker gewählt, ein Aristokrat mit
       gegeltem Haar und gemeißelter Kinnpartie, der einen derartigen
       Rockstar-Status inne hatte, dass seine Partei bei jedem seiner Auftritte
       einen AC/DC-Song spielte", beschreibt der britische [1][Guardian]
       Guttenberg, bevor die Autorin in die Analyse einsteigt: "Ein schwerer
       Schlag für Kanzlerin Angela Merkel und ihre CDU, die nach Niederlagen bei
       den letzten Landtagswahlen bereits geschwächt ist." Und zu Guttenbergs
       Krisenmanagement schreibt das Blatt: "Doch egal wie viel Lob er im Amt für
       seine mutigen Entscheidung bekam, Guttenbergs Krisenmanagement nach dem
       Aufkommen der Plagiatsvorwürfe vor zwei Wochen war weniger beeindruckend."
       
       Die linksgerichtete spanische Zeitung [2][El País] schreibt: "Die
       Untersstützung der Kanzerlin hat dem bayerischen Minister nicht geholfen.
       Auch die Solidarität der Sensationszeitung Bild, der meist gelesenen
       Zeitung in Deutschland, die sich in einen Verteidigungskreuzzug um zu
       Guttenberg verwickelte, nützte nichts."
       
       "Ein schwerer politischer Rückschlag für Kanzlerin Merkel", schreibt die
       [3][New York Times] und wagt aber auch auch den Blick voraus. "Einige
       sagen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er auf die politische Bühne
       zurückkehrt."
       
       Die [4][Neue Züricher Zeitung] titelt "Guttenberg streckt die Waffen" und
       beschreibt seinen Abgang so: "In einer ungewöhnlich langen Bekanntmachung,
       die sich streckenweise wie eine Rechtfertigungsrede ausnahm, sagte
       Guttenberg, er habe die Grenzen seiner Kräfte erreicht." Guttenberg habe
       gehetzt und gestresst gewirkt, schreibt das Schweizer Blatt weiter. Und
       schlussfolgert: "Die ganze Anlage der Rücktrittsrede deutet an, dass
       Guttenberg wohl eine Rentrée zu einem späteren Zeitpunkt nicht
       ausschliesst, vorausgesetzt, das auf Adel, Glanz und Gloria versessene
       Publikum will ihn wiederhaben."
       
       Der britische Sender [5][BBC] fragt: "Hätte er früher gehen müssen?" Und
       analysiert: "Die Lehre für Politiker in Schwierigkeiten kann nur sein: Wenn
       du erwischt wirst, geh schnell. Und die Moral für den Boss des Politikers
       scheint ebenso klar zu sein: Wenn er gehen muss, dräng ihn schnell - steh
       ihm nicht zu lange bei um dann zurückrudern zu müssen. Denn das hinterlässt
       nur den Eindruck, nicht Herr der Verfahrens zu sein." Der Autor nennt
       Guttenberg nun "Baron zu Guttenberg" und fragt mit leicht ironischem
       Unterton: "Welchen Titel sollen wir ihm sonst geben, jetzt, wo er sowohl
       den Doktortitel als auch den Ministertitel verloren hat?"
       
       "Mit nur 39 Jahren scheint er am Ende von dem zu sein, was als
       vielversprechende politische Karriere eines Aufsteigenden Sterns begann",
       kommentiert die italienische Zeitung [6][La Repubblica].
       
       In der [7][Washington Post] heißt es: "Dennoch könnte Guttenberg ihr
       (Merkel, Anmerkung der Redaktion) einen Gefallen erwiesen haben, denn in
       sechs Bundesländern stehen in diesem Jahr Landtagswahl an. ... Obwohl
       Guttenberg immer noch öffentliche Sympathien hatte, 'hätte er seiner Partei
       geschadet, wäre er nicht zurückgetreten' und der Skandal wäre
       weitergegangen", zitiert das Blatt Manfred Güllner von Forsa. Und die Post
       schlussfolgert: "Es scheint, als hätten die Deutschen zugestimmt, dass es
       für Guttenberg Zeit war, zu gehen."
       
       Für die kolumbianische Zeitung [8][El Tiempo] ist klar: "Das Wichtige an
       diesem Kapitel deutscher Geschichte ist, dass Guttenberg der beliebteste
       Politer des Landes und das Sternchen des Kabinetts für Angela Merkel war."
       
       Der österreichische [9][Standard] titelt: "Der Absturz eines Überfliegers"
       und beschäftigt sich in einer Analyse mit CSU nach dem Rücktritt des
       CSU-Shootingstars. "Einer dürfte in München aber klammheimliche Freude
       spüren: der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU). Er gilt als
       weiterer Kronprinz Seehofers, stand aber zuletzt immer mehr in Guttenbergs
       großem Schatten." In seiner Onlineausgabe am Mittwoch berichtet das Blatt
       dann über ein mögliches Comeback Guttenbergs. "Kaum zurückgetreten, gibt es
       schon die ersten Rufe nach einem politischen Comeback für den über eine
       Plagiatsaffäre gestolperten deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
       Guttenberg."
       
       Auch das schwedische [10][Aftonbladet] berichtet die politischen Umbrüche
       in Deutschland: "Sein Rücktritt ist ein harter Rückschlag für
       Bundeskanzlerin Angela Merkel." In einem Blogeintrag wird Guttenberg als
       "Kronprinz der Rechten" betitelt.
       
       Der [11][Parisien] verliert sich in einer Beschreibung des Mannes, der nun
       von der politischen Bühne Deutschland verschwunden ist: "Der Baron Cool mit
       seinem gegelten Haar, dem Lächeln eines jungen Premiers, als Nachkomme eine
       mittelalterlichen adligen Familie, verheiratet mit einer von Bismark und
       Vater zweier Kinder, der von Frauenmagazinen zum Sexiest Man Deutschlands
       gewählt wurde." Das wiederum stimmt nicht ganz: Guttenberg wurde zum
       "Sexiest Man" gewählt, jedoch nicht in ganz Deutschland, sondern zum
       "Sexiest Man in Politics". Wenigstens den Titel kann Karl-Theodor zu
       Guttenberg behalten. HAV/ZIM
       
       2 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.guardian.co.uk/
   DIR [2] http://www.elpais.com/
   DIR [3] http://www.nytimes.com
   DIR [4] http://www.nzz.ch
   DIR [5] http://www.bbc.co.uk
   DIR [6] http://www.repubblica.it/
   DIR [7] http://www.washingtonpost.com
   DIR [8] http://www.eltiempo.com
   DIR [9] http://derstandard.at
   DIR [10] http://www.aftonbladet.se
   DIR [11] http://www.leparisien.fr
       
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