URI: 
       # taz.de -- Helgoland wird wiedervereinigt: Neues Land auf dem Wasser
       
       > Bürgerversammlung votiert für eine Landbrücke in der Nordsee zwischen der
       > roten Felseninsel und der sandigen Badeinsel Düne - für Tourismus und
       > Freizeit.
       
   IMG Bild: Vielleicht bald größer: Die Nordseeinsel Helgoland soll eine Landbrücke bekommen.
       
       Die Nordseeinsel Helgoland soll vergrößert werden. Auf einer
       Bürgerversammlung am Donnerstagabend sprach sich eine große Mehrheit der
       EinwohnerInnen dafür aus, eine Landverbindung zwischen der Felseninsel und
       der etwa einen Kilometer entfernten Badeinsel Düne zu schaffen. Das
       berichtete die Helgoland-Beauftragte des Landkreises Pinneberg, Sabine
       Roberts, im Gespräch mit der taz nord. Durch Landaufschüttung sollen so
       zusätzliche Flächen für Tourismus und Gewerbe geschaffen werden.
       
       Damit wird eine im Juni vorigen Jahres gescheiterte Idee wiederbelebt.
       Damals hatte die Gemeinde den Plan des Hamburger Investors Arne Weber
       abgelehnt, eine quadratische Landfläche aufzuschütten. Dadurch wäre
       Helgoland um etwa einen Quadratkilometer auf rund 2,7 km2 angewachsen.
       
       Weber wollte für rund 80 Millionen Euro an der stürmischen Nordwestseite
       ein steinernes Riff errichten und in dessen Windschatten eine vier Meter
       hohe Sandfläche aufschütten. Dort wollte er dann mit einer Mischung aus
       Wohnen, Tourismus und Freizeit seine Investitionen amortisieren. "Visionen
       sind in Ordnung, aber keine Luftschlösser", begründete Roberts seinerzeit
       die Ablehnung des Projekts, das auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt
       wurde.
       
       Nun deutet sich eine Tendenz für eine kleinere Lösung an. Bei der
       "Sonntagsfrage" am Donnerstag, wie der parteilose Bürgermeister Jörg Singer
       es nennt, votierte eine deutliche Mehrheit der etwa 150 Teilnehmer für eine
       schmalere Landbrücke von etwa einem Viertel Quadratkilometer Fläche.
       
       Auf rund 250 Meter Breite würde die rund 1.000 Meter lange Verbindung
       geschaffen werden. Sie basiert auf einem von vier Szenarien, die in dem
       seit vorigen Sommer erarbeiteten Regionalen Entwicklungskonzept (REK)
       vorgeschlagen wurden.
       
       Die Skizze mit dem friesischen Namen "De uurs Lun - iip Weeter" (zu
       Deutsch: "Das andere Land - auf dem Wasser") sieht vor allem die Nutzung
       für Tourismus und Freizeit vor. "Helgoland platzt aus den Nähten", sagt der
       parteilose Bürgermeister Jörg Singer, der seit 1. Januar neu im Amt ist.
       
       Denn unstrittig ist auf der Insel, dass ein zukunftsfähiges Konzept
       notwendig ist. Die Zahl der Touristen ist von 800.000 vor 40 Jahren auf
       300.000 gesunken, die Einwohnerzahl von 2.700 Menschen Anfang der 80er
       Jahre auf gut die Hälfte. "Wir müssen eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung
       finden für das, was Helgoland in den nächsten Jahrzehnten touristisch
       braucht", hatte im vorigen Jahr bereits Singers Amtsvorgänger Frank Botter
       (SPD) klargestellt.
       
       Nun soll eine Projektentwicklungsgesellschaft ab 2012 die Realisierung des
       Vorhabens in Angriff nehmen. Auch eine belastbare Finanzkalkulation soll
       aufgestellt werden, möglich ist auch die Beteiligung privater Investoren.
       Die überarbeitete Detailplanung soll Mitte April auf einer weiteren
       Einwohnerversammlung debattiert werden, danach sollen die HelgoländerInnen
       bei einem Bürgerentscheid das letzte Wort haben.
       
       21 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA