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       # taz.de -- US-Richter entscheidet: Jacksons Arzt muss vor Gericht
       
       > Der Vorwurf lautet fahrlässige Tötung: Conrad Murray, Leibarzt von
       > Michael Jackson, wird 19 Monate nach dem Tod des Popstars der Prozess
       > gemacht. Jacksons Familie zeigt sich zufrieden.
       
   IMG Bild: Conrad Murray wird der Prozess gemacht - Kameras werden ihn dabei stets verfolgen.
       
       LOS ANGELES dpa | Es ist der letzte Akt im Justiz-Thriller um den Tod des
       "King of Pop": Michael Jacksons früherer Leibarzt wird wegen fahrlässiger
       Tötung vor Gericht gestellt. Es gibt genügend Hinweise, die einen Prozess
       gegen den Herzspezialisten Dr. Conrad Murray rechtfertigen. Dieses Urteil
       fällte Richter Michael Pastor am Dienstag in Los Angeles, nachdem er über
       Tage hinweg mehr als 20 Zeugen gehört hatte. Die Beweislast gegen den
       57-jährigen Mediziner ist so erdrückend, dass Pastor auch ein sofortiges
       Berufsverbot verhängte.
       
       "Ich bin soweit zufrieden", sagte Jacksons Schwester La Toya nach der
       Anhörung, Bruder Randy stimmte verhalten zu. Vor einem Jahr hatte die
       Familie des Sängers noch lautstark auf eine schwerwiegendere Anklage
       gehofft. "Er hat ihn umgebracht", wetterte Mutter Katherine Jackson damals
       über den Arzt. "Er hat nicht auf ihn aufgepasst." Jackson war am 25. Juni
       2009 an einer "akuten Vergiftung" mit dem Narkosemittel Propofol, dessen
       Wirkung durch Beruhigungsmittel noch verstärkt wurde, gestorben.
       
       Der schwarze Mediziner von dem Karibik-Inselstaat Grenada nahm die
       Prozessankündigung wortlos entgegen. Seit Jacksons Tod hatte er immer
       wieder seine Unschuld beteuert. Am 25. Januar muss Murray erneut vor
       Gericht erscheinen. Wie schon im vorigen Jahr werde er sicher auf "nicht
       schuldig" plädieren, spekulierte die Los Angeles Times. Der Richter könnte
       dann einen Termin für das Verfahren festsetzen. Im Falle einer Verurteilung
       drohen dem Mediziner bis zu vier Jahre Haft.
       
       Einen Vorgeschmack auf das zu erwartende Gerichtsdrama lieferte die
       sechstägige Anhörung, bei der Mediziner, Jacksons Leibwächter und Ermittler
       in den Zeugenstand getreten waren. Ein Gerichtsmediziner warf Murray grobe
       Fehler vor, der Popstar sei in seinen Händen an den Folgen
       "unterdurchschnittlicher" Betreuung gestorben. Der Kardiologe habe eine
       "vollkommen nutzlose" Herz-Lungen-Reanimation versucht, bei der er nur eine
       Hand benutzte, wetterte ein anderer Kollege.
       
       Jacksons Leibwächter sagte aus, Murray habe, als der Sänger schon ins Koma
       gefallen war, Ampullen beiseitegeschafft und dann erst den Notarzt gerufen.
       Er habe große Mengen des starken Narkosemittels Propofol bestellt, das
       gewöhnlich zur Betäubung bei Operationen eingesetzt wird, bestätigte ein
       Apotheker.
       
       Murray hatte in Polizeiverhören eingeräumt, Jackson regelmäßig seine
       "Milch" gegeben zu haben. So nannte der Sänger das weißliche
       Betäubungsmittel, das ihm beim Einschlafen helfen sollte. Er habe versucht,
       Jackson von dem starken Mittel zu entwöhnen, doch der von Schlafstörungen
       geplagte Sänger habe ständig danach verlangt, verteidigte sich der Arzt.
       
       Wie eine Horrorrezeptur aus der Schmerzapotheke las sich das
       Polizeiprotokoll über die letzten Stunden im Leben des Popstars. 1.30 Uhr:
       Jackson kann nicht einschlafen und erhält von Murray 10 Milligramm Valium,
       um 2.00 Uhr spritzt er Mittel gegen Unruhe und Angstzustände, um 3.00 Uhr
       ein weiteres Beruhigungsmittel. So geht es weiter bis zum Vormittag, als
       Murray auf Jacksons angebliches Drängen hin Propofol injiziert. Danach
       folgt der Herzstillstand.
       
       Der Kardiologe lernte Jackson 2006 in Las Vegas kennen, als dessen Tochter
       Paris Hilfe brauchte. Die Beiden verstanden sich auf Anhieb. Als der
       Popstar für seine Londoner Konzerte einen Leibarzt bekommen sollte, bestand
       er auf Conrad Murray.
       
       12 Jan 2011
       
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