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       # taz.de -- Konzept von Attac und Solidar-Ökonomen: Hessnatur soll Genossenschaft werden
       
       > Es kursieren neue Gerüchte zum Verkauf des Ökotextil-Herstellers
       > Hessnatur an einen Finanzinvestor. Attac und ein Solidar-Netzwerk
       > präsentieren ein Alternativkonzept.
       
   IMG Bild: Ob es da noch was zu feiern gibt?
       
       Das Versandhaus für Öko-Textilien, Hessnatur, soll zu einer Genossenschaft
       werden. [1][Diesen Vorschlag] haben globalisierungskritische Aktivisten von
       Attac und vom Netzwerk Solidarische Ökonomie (SÖ) am Montag mit den
       Beschäftigten und dem Betriebsrat des Unternehmens aus dem hessischen
       Butzbach besprochen.
       
       Zunächst sollen bei Kunden und Mitarbeitern des Unternehmens
       Absichtserklärungen zum Beitritt zu einer Genossenschaft gesammelt werden.
       Der Betriebsratsvorsitzende von Hessnatur, Walter Strassheim-Weitz,
       kündigte am Montag zudem an, der Betriebsrat werde die wirtschaftlichen
       Mitbestimmungsmöglichkeiten juristisch prüfen lassen. Er befürworte "eine
       weitere Diskussion in diese Richtung".
       
       Das Netzwerk Attac hatte seit Dezember 2010 gegen eine Übernahme von
       Hessnatur durch Carlyle, einen der größten Private-Equity-Fonds aus den
       USA, protestiert. Carlyle besitzt weltweit etwa 1.000 Firmen, von denen
       mehr als zwei Dutzend im Rüstungsgeschäft tätig sind. Die anhaltenden
       Verkaufsgerüchte um Hessnatur und den US-Fonds sind von beiden Seiten
       bislang aber nicht bestätigt worden.
       
       Im Jahr 2001 war Hessnatur von einer Tochter des Essener Handelskonzerns
       Arcandor aufgekauft worden. Seit der Pleite des Konzerns 2009 soll das
       Öko-Unternehmen möglichst gewinnbringend verkauft werden. Die Erlöse würden
       in den Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust (KQMT) fließen, der die
       Betriebsrenten der früheren Mitarbeiter bestreitet.
       
       Bei einer Umwandlung von Hessnatur in eine Genossenschaft würde für diese
       der Grundsatz "Ein Mitglied, eine Stimme" gelten. "Hessnatur steht für eine
       ökologische und faire Unternehmenspolitik", sagt Hans Gerd Nottenbohm vom
       SÖ, "eine Fortführung als demokratischer Betrieb wäre die konsequente
       Weiterentwicklung hin zu einem wirklich alternativen Wirtschaften." Laut
       Betriebsratschef Strassheim-Weitz stehen die Mitarbeiter dem
       Genossenschaftsmodell positiv gegenüber.
       
       Attac will den Verkauf von Hessnatur an den Investor Carlyle durch
       Unterschriftenaktionen und Boykott-Bekundungen der Kunden verhindern.
       Außerdem soll durch die Absichtserklärungen und Spenden von Mitarbeitern,
       Käufern, Lieferanten und Sympathisanten genügend Kapital gesammelt werden,
       um damit den KQMT zu entschädigen.
       
       11 Jan 2011
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.attac.de/aktuell/neuigkeiten/detailansicht/datum/2011/01/11/hess-natur-in-die-haende-der-angestellten-und-kund-innen/?no_cache=1&L=2
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elias Schneider
       
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