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       # taz.de -- Abgeordneten-Morde in Guatemala: Prozess zeigt Politik-Drogen-Symbiose
       
       > Sieben Männer in Guatemala sind zu bis zu 210 Jahren verurteilt worden.
       > Der Prozess zeigt, wie Politiker und die Drogenmafias in Zentralamerika
       > zusammenarbeiten.
       
   IMG Bild: Ein Friedhof in Guatemala-Stadt, fotografiert am 1. Juni 2007.
       
       BERLIN taz | Es war ein spektakuläres Verbrechen, und genauso spektakulär
       sind auch die Strafen: In der Nacht zum Donnerstag wurden in
       Guatemala-Stadt sieben Männer zu bis zu 210 Jahren Haft verurteilt. Sie
       haben, so der Urteilsspruch, die Morde an drei salvadorianischen
       Abgeordneten des zentralamerikanischen Parlaments und deren Fahrer am 19.
       Februar 2007 angeordnet und waren eine Woche später an der Ermordung von
       vier Polizisten in einem guatemaltekischen Gefängnis beteiligt. Der
       Prozess, der 42 Tage dauerte, zeigte, wie eng Drogenmafias und Politik in
       Zentralamerika verbandelt sind.
       
       Die drei salvadorianischen Abgeordneten - unter ihnen Eduardo dAubuisson,
       der Sohn des Gründers der damaligen rechtsextremen Regierungspartei Arena -
       waren zusammen mit ihrem Fahrer in Guatemala-Stadt entführt und dann auf
       einer Farm in der Nähe gefoltert, erschossen und mit ihrem Geländewagen
       verbrannt worden. Das Fahrzeug war zuvor auseinandergenommen worden.
       Offenbar suchten die Täter nach einer Ladung Kokain oder ihrem Gegenwert in
       Geld. Ob sie fündig wurden, bleibt unklar.
       
       Vier Polizisten, unter ihnen der Chef der Kriminalpolizei, wurden als Täter
       festgenommen und sechs Tage nach der Tat im Hochsicherheitsbereich des
       Gefängnisses El Boquerón ermordet. Die Gefängnisverwaltung hatte den Tätern
       die Zellentüren geöffnet.
       
       Als Kopf der Bande wurde jetzt der ehemalige rechte guatemaltekische
       Parlamentsabgeordnete Manuel de Jesús Castillo verurteilt. Er soll zusammen
       mit dem ebenfalls rechten salvadorianischen Abgeordneten Roberto Silva die
       Morde geplant und angeordnet haben.
       
       Anscheinend ging es dabei um Rache: dAubuisson hatte Silva öffentlich der
       Zusammenarbeit mit Drogenmafias bezichtigt. Castillo nutzte für die Tat
       seine guten Beziehungen zu Polizei und Staatsanwaltschaft. Silva sitzt in
       den USA in Auslieferungshaft.
       
       2 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Toni Keppeler
       
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