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       # taz.de -- HSH-Nordbank: Aus für Bankchef Nonnenmacher
       
       > Landesregierungen in Kiel und Hamburg verlangen Entlassung, um für die
       > Bank Vertrauen zurückzugewinnen. Aufsichtsratschef Kopper sperre sich
       > nicht. Sanierung entwickelt sich besser als geplant.
       
   IMG Bild: Erst vor dem Untersuchungsausschuss, jetzt vor dem Aus: Nordbank-Chef Dirk Nonnenmacher.
       
       Der Chef der HSH Nordbank wird gehen müssen. Die Landesregierungen Hamburgs
       und Schleswig-Holsteins haben am Dienstag eine Trennung von dem
       umstrittenen Manager verlangt. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper sei gebeten
       worden, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Das sei notwendig, "um
       verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen", teilten sie mit. Die Bank
       gehört den Ländern zu 85 Prozent. Weil sie eine Aktiengesellschaft ist,
       kann nur der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden entlassen. Nach
       Auskunft einer Sprecherin des Hamburger Senats wird Kopper sich nicht
       sperren.
       
       Nonnenmacher steht seit langem in der Kritik. Er kam Ende 2007 als
       Finanzvorstand zur Bank, als einige höchst verlustreiche Geschäfte zur
       Verschönerung der Bilanz getätigt wurden. 2009 machte er von sich reden,
       als er trotz der Verluste auf einer Sonderzahlung bestand, die ihm
       zugesichert worden war. Zuletzt wurde er verdächtigt, mit Hilfe der
       Sicherheitsfirma Prevent eine Art Geheimdienst aufgebaut zu haben, um zu
       verhindern, dass weiterhin im großen Stil vertrauliche Unterlagen aus der
       Bank öffentlich wurden.
       
       Den Anstoß dafür, dass Nonnenmacher jetzt vor die Tür gesetzt werden soll,
       gaben die kleinen Koalitionspartner der CDU in den beiden Ländern. Die FDP
       machte sich am Wochenende einen entsprechenden Antrag der Jungen Liberalen
       zu eigen. Der Fraktionschef der Hamburger Grünen (GAL), Jens Kerstan,
       stellte die schwarz-grüne Koalition in Frage: "Alles andere als eine
       Entlassung werden wir im Senat nicht akzeptieren", kündigte er an.
       
       Zum Anlass für den Rauswurf nehmen FDP und GAL einen Vertrag zwischen
       Prevent und der Nordbank, den Nonnenmacher im Gegensatz zu den
       Gepflogenheiten allein unterzeichnet haben soll. Die Unterlagen dazu
       lieferte die Bank Kerstan zufolge verspätet und unvollständig an die
       Landesregierungen. Kerstan warf Nonnenmacher deshalb vor, dass er versucht
       habe, "die Anteilseigner der Bank zu täuschen".
       
       Kerstans unabgestimmter Vorstoß führte in Hamburg zu einem Eklat. Zum
       ersten Mal in zweieinhalb Jahren schwarz-grüner Koalition wurde der
       Koalitionsausschuss einberufen. Das Gremium dient der Klärung besonderer
       Differenzen zwischen den Partnern. Damit ist eine Entwicklung am bisher
       deutlichsten sichtbar geworden, die mit dem Scheitern der Schulreform und
       dem Rücktritt des früheren Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) begonnen hat:
       Die Koalitionspartner schärfen mit Blick auf die nächste Wahl in anderthalb
       Jahren ihr Profil und nehmen dabei weniger Rücksicht aufeinander als
       bisher.
       
       Am 2. Dezember wird der Aufsichtsrat über Nonnenmacher beraten. Bis dahin
       wird der Manager weiterarbeiten. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper hatte der
       HSH unlängst bescheinigt, dass sie mit ihrer Sanierung "sechs Quartale
       besser als geplant" liege. Nonnenmachers fachliche Kompetenz sei
       unbestritten, sagt auch Berthold Bose, der für die Gewerkschaft Ver.di im
       Aufsichtsrat sitzt. Allerdings müsse die Bank "aus den Schlagzeilen raus,
       damit sie den eingeschlagenen Wege weitergehen kann".
       
       9 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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       schon im Fallen war.