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       # taz.de -- Schüler-Proteste gegen "Stuttgart 21": Innenminister knöpft sich Eltern vor
       
       > Bundesinnenminister de Maizière hat einen "Missbrauch des
       > Demonstrationsrechts" beim Bahnprojekt "Stuttgart 21" kritisiert. Der
       > Grünen-Chef bezeichnete die Äußerung als "Offenbarungseid".
       
   IMG Bild: Dann muss das durchgesetzt werden": Bundesinnenminister Thomas de Maizière.
       
       BERLIN dpa/ dapd | Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die
       Proteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 kritisiert. "Was mir Sorgen
       macht, ist die Senkung der Gewaltschwelle bei den Demonstranten", sagte de
       Maizière am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Wenn Tausende von 13-jährigen
       Schülern von ihren begüterten Eltern Krankschreibungen bekämen, um zu
       demonstrieren, dann sei das ein "Missbrauch des Demonstrationsrechts".
       Friedliche Demonstranten müssten sich von Gewaltgruppen lösen, damit die
       Polizei einschreiten könne. "Sie dürfen ihnen nicht noch Schutz bieten."
       
       Kritisch sieht de Maizière auch die Schlichtung durch den früheren
       CDU-Generalsekretär Heiner Geißler: "Es kann ja auch nicht sein, dass die
       handelnden Politiker die Idioten sind, und die ehemaligen Politiker sind
       die Heiligen." Schlichtung könne kein Maßstab für solche Großverfahren
       sein. Für das Großprojekt habe es umfangreiche Planungen mit
       Bürgerbeteiligung gegeben. "Dann muss das gelten und durchgesetzt werden",
       sagte de Maizière. Politik sei Abwägung und das Suchen von Kompromissen. Zu
       diesen müsse man stehen, anstatt einer "Stimmungsdemokratie nachzugeben".
       "Wir brauchen Substanz statt Betroffenheit."
       
       Die Grünen reagierten verärgert auf die Demonstranten-Schelte. Es sei ein
       "trauriger Offenbarungseid, wenn ausgerechnet der Verfassungsminister der
       Republik Menschen beschimpft", die in Stuttgart in friedlicher Form ihr
       Recht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit wahrnähmen, sagte
       Grünen-Chef Cem Özdemir am Dienstag in Berlin. Gerade Schüler und
       Jugendliche sollten darin unterstützt werden, ihre Rechte als demokratische
       Bürger zu kennen und auch aktiv auszuüben.
       
       Özdemir bezeichnete es als bemerkenswert, dass es der Innenminister
       offenbar in Ordnung finde, wenn auf Schüler "mit Wasserwerfern,
       Pfefferspray und Prügelstöcken losgegangen wird". De Maizière wolle
       offenkundig auch keinen Erfolg des schwierigen Schlichtungsprozesses in
       Stuttgart, wenn er ihn in dieser Art und Weise torpediere und ihm damit
       schwer schade.
       
       In Stuttgart gibt es seit Wochen Massenproteste gegen das
       Bahn-Milliardenprojekt "Stuttgart 21". Vor wenigen Wochen war die
       Auseinandersetzung eskaliert. Beim Aufeinandertreffen von Polizei und
       Demonstranten hatte es über hundert Verletzte gegeben. Bei dem umstrittenen
       Bauvorhaben soll der Stuttgarter Kopfbahnhof in einen unterirdischen
       Durchgangsbahnhof umgebaut werden. Das Projekt soll nach derzeitigen
       Berechnungen rund 4,1 Milliarden Euro kosten.
       
       19 Oct 2010
       
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