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       # taz.de -- Sexueller Missbrauch in der Kirche: Papst räumt Fehler ein
       
       > Zu Beginn seiner Großbritannien-Reise bedauert Papst Benedikt XVI. den
       > Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch. Die Enthüllungen seien ein
       > Schock gewesen.
       
   IMG Bild: Papst Benedikt XIV. (re.) gemeinsam mit Königin Elisabeth II. und ihrem Ehemann Prinz Phillip am 16. September 2010 in Edinburgh.
       
       LONDON dpa/afp | Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seiner umstrittenen
       Reise durch Großbritannien Fehler seiner Kirche im Umgang mit sexuellem
       Missbrauch eingeräumt. Die Kirche sei nicht wachsam genug gewesen, und man
       habe auch nicht schnell und entschieden genug gehandelt, als der Skandal
       offenkundig geworden sei, räumte Benedikt noch auf dem Flug von Rom nach
       Edinburgh ein.
       
       Papst-Gegner in Großbritannien hatten im Vorfeld des viertägigen Besuches
       neben den hohen Kosten des Besuchs für den britischen Steuerzahler auch
       kritisiert, der Papst gehe nicht entschieden genug gegen die Täter
       innerhalb der Kirche vor. Benedikt sagte, die Enthüllungen seien für ihn
       ein Schock gewesen und hätten ihn tieftraurig gestimmt: "Denn man kann
       schwer verstehen, wie diese Perversion des Priesteramtes möglich gewesen
       ist."
       
       Am Vormittag war das Oberhaupt der katholischen Kirche in Edinburgh
       gelandet. Unmittelbar nach der Ankunft empfing Queen Elizabeth II. den
       Staatsgast in ihrer schottischen Residenz Holyrood. Die Queen, die auch
       offizielles Oberhaupt der protestantischen Church of England ist,
       unterstrich die Bedeutung konfessionsübergreifenden Dialogs. "Religion war
       immer ein wesentliches Element nationaler Identität und historischen
       Selbstverständnisses. Das macht die Beziehung unterschiedlicher
       Glaubensrichtungen auch zu einem fundamentalen Faktor zwischenstaatlicher
       Kooperation", sagte sie.
       
       Der Papst wird bis Sonntag in Großbritannien bleiben und unter anderem mit
       Premierminister David Cameron und dem anglikanischen Erzbischof von
       Canterbury zusammentreffen. Nur etwa jeder zehnte Brite ist Katholik.
       
       Am Sonntag will der Papst zum Abschluss der Reise den britischen Theologen
       John Henry Newman seligsprechen. Newman war im 19. Jahrhundert vom
       anglikanischen zum katholischen Bekenntnis übergetreten.
       
       Neben den Missbrauchsfällen wurde der Papst-Besuch von einem
       Focus-Interview überschattet, in dem der emeritierte deutsche
       Kurienkardinal Walter Kasper Großbritannien als "Land der Dritten Welt"
       bezeichnete und von einem "aggressiven Atheismus" in dem Land sprach. Die
       katholische Kirche von England und Wales distanzierte sich von den
       Äußerungen des Deutschen und erklärte, diese repräsentierten nicht die
       Sicht des Vatikan oder der Katholiken ihres Landes.
       
       Die viertägige Visite ist der erste offizielle Staatsbesuch eines
       Oberhaupts der katholischen Kirche im Vereinigten Königreich seit fast 500
       Jahren.
       
       16 Sep 2010
       
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