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       # taz.de -- Orlando, das Paradies für Vergnügungsparks: Harry-Potters Zauberwelt
       
       > Die Touristenhauptstadt Nummer eins der USA, Orlando, hat eine neue
       > Attraktion: den Harry-Potter-Park .
       
   IMG Bild: Ein Ritt auf dem Hippogriff: Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe im neuen Themenpark von Universal's Islands of Adventure in Orlando.
       
       Schon von weitem sieht man, wie die Türme von Hogwarts den strahlend blauen
       Himmel über Florida pieksen. Aber es ist ein weiter Weg bis zur Zauberwelt
       von Harry Potter, die jetzt im "Universals Island of
       Advernture"-Freizeitpark in Orlando eröffnet wurde. Die Wege sind
       verschlungen und Spiderman, Hulk oder die Dinos von Jurassic Park buhlen um
       die Besucher. Sie liegen alle vor dem berühmten Zauberlehrling - allerdings
       nicht auf der Beliebtheitsskala.
       
       Seit der Eröffnung drängen sich jeden Tag Tausende durch das schmächtige
       Steintor von "Wizarding world of Harry Potter", hinter dem gleich das Dorf
       Hogsmeade wartet. Hier geben Schokofrösche, Jelly Beans mit Zwiebel- und
       Fischgeschmack, Butterbier und Kürbissaft in Läden wie Honeydukes und
       Ollivanders einen ersten Geschmack auf das, was noch kommt.
       
       Der Europäer wundert sich über die Begeisterung, mit der Nordamerikaner
       hier das Portemonnaie zücken, um für ein Gryffindor-Halstuch knapp 40 und
       für einen Besen bis zu 300 Dollar hinzulegen.
       
       Immerhin gibt es in der Merchandising-Szenerie auch gleich eine Portion
       Unterhaltung, die natürlich nicht ohne Hintergedanken ist: Ein
       Park-Mitarbeiter animiert einen kleinen Jungen, den Zauberstab zu
       schwingen. Plötzlich fliegen Schubladen auf, der kleine Mann bekommt große
       Augen und vom Papa natürlich ein Exemplar für den Hausgebrauch zu 30
       Dollar.
       
       "Ich glaube, ich bin im Film", sagt der Junge und weiß gar nicht, wie recht
       er hat. Den Park-Machern ist es gelungen, den Besucher direkt in einen der
       Harry-Potter-Streifen zu katapultieren. Soweit möglich haben sie die
       Kulissen aus der Kinoproduktion übernommen, und was sie nicht herkarren
       konnten, nachgebaut.
       
       Sogar die Autorin Joanne Kathleen Rowling hat sich zu dem Zitat hinreißen
       lassen: "Es ist wirklich atemberaubend. Man fühlt sich wie Harry Potter."
       
       Dieses Motiv zieht sich durch den ganzen Park, und die Fans sind
       begeistert, wenn sie von sprechenden Bildern angequatscht werden oder
       Hermine, Ron und Harry als Hologramme erscheinen.
       
       Der Renner aber ist der virtuelle Direktor Dumbledore, der freundlich aus
       seinem Büro grüßt, wo dann regelmäßig Mädchen vor Verzückung aufschreien.
       In diesem Punkt ist "Wizarding world of Harry Potter" wirklich
       revolutionär.
       
       Universal hat schon einige Parks zu berühmten Fernsehserien und
       Kinostreifen gebaut. Aber weder bei den Simpsons noch bei Spiderman wurden
       Filmsequenzen so konsequent in den Park gepflanzt, dass der Besucher die
       Illusion hat, auf der Spur seines Helden zu wandeln.
       
       Dafür enttäuschen die Fahrgeschäfte ein wenig. Sowohl "Hippogreif-Flug" als
       auch "Drachenkampf-Bahn" entpuppen sich als normale Achterbahnen, wie es
       sie überall auf der Welt gibt. Als Gag dürfen sich Besucher beim
       Drachenkampf für einen von zwei Wagen entscheiden, die auf ineinander
       verdrehten Strecken gegeneinander antreten.
       
       Wer wirklich eine neue Achterbahn-Attraktion erleben will, findet nicht
       weit von der Harry-Potter-Welt entfernt den neuen "Hollywood Rip Ride,
       Rockit", bei dem man mit selbst gewählter Musik aus der Rückenlehne
       bedudelt wird, während es im rechten Winkel 50 Meter nach oben geht, ehe
       sich der Waggon mit Drehungen um die eigene Achse, Loopings und Schleifen
       bei bis zu 105 Stundenkilometern wieder dem Boden nähert.
       
       Der Andrang bei den angestaubt wirkenden Harry-Potter-Fahrgeschäften
       dagegen ist nicht so stark wie befürchtet. Anfangs hatten Insider bis zu
       sechs Stunden Wartezeit prophezeit. Dafür tummeln sich die Besucher
       vermehrt im Zauberwald, Hogsmeade und in Hogwarts, um wirklich auf den
       Spuren des Zauberlehrlings zu wandeln.
       
       Auch wenn es für eine Bilanz noch zu früh ist, so scheint die Rechnung von
       Universal doch aufzugehen. Nach Brancheninformationen hat der Konzern fast
       300 Millionen Dollar in die neue Attraktion gepumpt, um das Geschäft wieder
       anzukurbeln.
       
       Zwar ist Orlando mit seinen Freizeitparks immer noch das Touristenziel
       Nummer eins in den USA, aber in den vergangenen zehn Jahren jammerten die
       Unternehmen über stagnierende Besucherzahlen.
       
       Jetzt gibt es schon erste Jubelmeldungen. Und Universal scheint auch ein
       zweites Ziel zu erreichen: Mit Harry Potter soll verstärkt eine Klientel
       angelockt werden, die mit Freizeitparks bisher nicht viel am Hut hatte.
       Dabei hatten die Park-Macher vor allem Touristen aus Europa im Auge. Und
       tatsächlich ist das Sprachgewirr zwischen Zauberwald und Hogwarts
       auffallend international und Insider bestätigen die vermehrten Anfragen aus
       Europa.
       
       9 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Schreiber
       
       ## TAGS
       
   DIR Reiseland USA
       
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