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       # taz.de -- KOMMENTAR ZUM RÜCKTRITT DES BP-CHEFS: Regeln für die Risikogesellschaft
       
       > Der Austausch des BP-Chefs war ein notwendiger Schritt, wichtiger sind
       > jetzt aber politische Konsequenzen.
       
       Der Rücktritt von BP-Chef Tony Hayward war zwingend. Wer einem Unternehmen
       vorsteht, das aufgrund grober Fahrlässigkeit eine solche Umweltkatastrophe
       zu verantworten hat, der ist auf einem Führungsposten nicht mehr zu halten.
       
       Es greift natürlich zu kurz, das ganze Desaster einer einzelnen Person
       anzulasten. Sowohl bei BP als auch in Partnerfirmen bis hin zu Politik und
       den Aufsichtsbehörden hat man die Risiken - der Tiefseebohrungen im
       Allgemeinen und der Bohrplattform Deepwater Horizon im Speziellen -
       offensichtlich jahrelang sträflich unterschätzt.
       
       Der Austausch des BP-Chefs ist zwar ein notwendiger Schritt, wichtiger aber
       sind die politischen Konsequenzen, die aus der Katastrophe gezogen werden.
       Der Standort der Ölbohrung hätte niemals genehmigt werden dürfen: Solche
       Wassertiefen sind offenkundig nicht beherrschbar. Damit aber begann die
       Kette des Versagens.
       
       Die Frage ist, wie unsere Industriegesellschaft in Zukunft mit den Risiken
       umgeht, die ihr durch verschiedenste Technologien - von der Chemiefabrik
       bis zum Atomkraftwerk - erwachsen. Die Katastrophe im Golf von Mexiko hat
       gezeigt, dass alle Aktivitäten, die das Potenzial haben, großflächige
       Schäden zu verursachen, entweder unterbunden oder aber viel stärker
       kontrolliert werden müssen.
       
       Zugleich müssen die Haftungsregeln präzisiert und die Versicherungspflicht
       verschärft werden. Dann nämlich werden auch die Assekuranzen die Behörden
       unterstützen, indem sie einen genauen Blick auf die Sicherheit der Anlagen
       werfen und Nachbesserungen verlangen. Bislang sind Risikotechnologien -
       siehe Atomkraft - meist erheblich unterversichert. Damit zeigt sich:
       Nachdem die sprudelnde Ölquelle verschlossen ist und der BP-Chef geht,
       bleibt eine noch größere Baustelle - in der Politik.
       
       27 Jul 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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