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       # taz.de -- Alternatives Leben: Wagenplatz hat Zukunft
       
       > Vor einem Jahr besetzten die "Querlenker" die Brache am Güterbahnhof. Im
       > Herbst läuft ihr Mietvertrag aus, doch Senat und Verwaltung erwägen
       > Verlängerung.
       
   IMG Bild: Darf wohl länger bleiben: Die Wagenburg am Güterbahnhof
       
       Wagenburgen sind meist ein Politikum. Selten genug finden die alternativen
       Siedlungen einen Platz, lassen sie sich irgendwo nieder, wird nach dem
       Motto "Wehret den Anfängen" von den Behörden meist schnell geräumt. In
       Bremen ist die Linie nun eine andere: Der Wagenplatz "Querlenker" hinter
       dem Güterbahnhof darf offenbar länger bleiben. Nach einem Treffen zwischen
       Stadtamt, der Wirtschaftsförderung Bremen (WfB) und den
       BauwagenbewohnerInnen dürfte der Ende November auslaufende Mietvertrag
       erneuert werden.
       
       Im Mai 2009 hatte eine Gruppe von jungen Leuten ihre LKWs auf die große
       Brachfläche zwischen Bahnhof, Findorff und Walle gestellt. Seither leben
       sie in unmittelbarer Nähe der Auffahrt zur B75, zwischen den Bahnlinien
       nach Oldenburg und Hamburg.
       
       Trotz der Besetzung hatten sich die Bauwagenbewohner mit der WfB, die das
       stadteigene Grundstück verwaltet, geeinigt. Unter gewissen Auflagen durften
       maximal 20 Bauwagen aufgestellt werden, die "Querlenker" mussten Toiletten
       einrichten und einen Zaun um das Gelände bauen.
       
       "Wir sind mit der Situation sehr zufrieden", sagt Daniel Keßler von den
       Querlenkern. Auf dem mittlerweile ausgebauten Gelände gibt es regelmäßig
       Veranstaltungen, derzeit bereiten die Bauwagenbewohner ein kleines
       Theaterfestival im September vor. Noch gibt es Probleme mit der
       Wasserversorgung, dennoch würden die derzeit zwölf Bewohner gern bleiben.
       "Es wäre schön, wenn wir etwas langfristiger planen können und nicht immer
       das Gefühl hätten, dass wir bald wieder einpacken müssen."
       
       Polizei, CDU und Innenbehörde hatten im vergangenen Jahr gewarnt, der
       Wagenplatz könnte sich zu einem "überregionalen Anziehungspunkt für die
       linke Szene entwickeln" und fürchtete die "Verfestigung eines rechts- und
       polizeifreien Raums". Nach einiger Zeit wurden die Bedenken allerdings
       fallen gelassen.
       
       In den letzten Monaten waren beim Stadtamt Beschwerden über die
       "Querlenker" eingegangen, sagt dessen Leiter Hans Jörg Wilkens. Die Bahn
       habe sich beklagt, weil Unbekannte auf Höhe des Platzes die Gleise
       überquert hätten, Anwohner schimpften über Partylärm. "Es ist aber nicht
       gesagt, dass die Querlenker dafür verantwortlich sind", sagt Wilkens. Man
       habe deshalb vereinbart, dass die Querlenker eigene Veranstaltungen künftig
       rechtzeitig dem Stadtamt melden. "Wenn sich die Kommunikation verbessert,
       dann ist aus unserer Sicht denkbar, dass die Bauwagenbewohner dort bleiben
       dürfen." Bis Ende September sollen die einen Antrag für einen neuen
       Mietvertrag schreiben und darin ihre "Bedarfslage begründen", sagt Wilkens.
       
       Das Gespräch sei "sehr konstruktiv" verlaufen, heißt es bei der WfB. Man
       wolle den Antrag auf Verlängerung des Mietvertrags "wohlwollend prüfen, das
       ist alles auf einem guten Weg", sagt eine Sprecherin.
       
       Auch im Haus von Bausenator Rainer Loske (Grüne) ist man geneigt, dem
       Wagenplatz eine Perspektive zu geben. "Von uns aus kann das gerne
       weiterlaufen", sagt Ressortsprecher Michael Ortmanns, er sehe "kein
       Problem". Für das Ressort sei "von Anfang an sehr klar gewesen, dass wir
       das gut finden".
       
       18 Jul 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
   DIR Christian Jakob
       
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