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       # taz.de -- Kommentar ungleicher Lohn: Stabile 23 Prozent
       
       > Gleichstellung kommt nicht von allein: Im Vorbildland Schweden dauerte es
       > Jahrzehnte, bis die Mehrheit der Schweden erkannte, dass sich
       > Gleichstellung für alle auszahlt.
       
   IMG Bild: Wo ist der Sinn? Frauen fühlen sich in sozialen Berufen oft erfüllter.
       
       Überraschend war die am Montag vom Statistischen Bundesamt bekannt gegebene
       Zahl nicht: In Deutschland verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer.
       Seit Jahren stagniert der sogenannte Gender Pay Gap auf diesem Niveau. Und
       seit Jahren beklagen Frauen- und Arbeitnehmerverbände sowie Gewerkschaften
       die immense Lohnlücke. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich an
       viertletzter Stelle. Nur Frauen in Österreich, den Niederlanden und in
       Estland verdienen genauso wenig oder noch weniger.
       
       Die Ursachen sind bekannt: Diskriminierung und Unterbewertung von Frauen,
       Teilzeitjobs vor allem von und für Frauen, "typische" Frauenberufe,
       Segregation am Arbeitsmarkt.
       
       Was man dagegen tun kann, zeigt das gleichstellungspolitisch orientierte
       Schweden. Dort beträgt die Lohnlücke 17 Prozent. Das ist auch nicht gering
       und hängt vor allem damit zusammen, dass auch in dem skandinavischen Land
       mehr Frauen als Männer Teilzeit arbeiten. Einer Studie zufolge beruhen
       allerdings nur ein bis acht Prozent der Gehaltsunterschiede zwischen den
       Geschlechtern auf der Diskriminierung des weiblichen Geschlechts.
       
       Gleichstellung ist in Schweden Staatsdoktrin, das 1980 installierte
       Gleichstellungsreferat ist so selbstverständlich wie der Elch im Wald. Und
       seit 2000 sorgt ein Regierungsprogramm dafür, dass Lohndiskriminierung
       geahndet wird.
       
       All das gelang nicht von allein. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Mehrheit
       der Schweden erkannte, dass wahrhaft gelebte Geschlechtergerechtigkeit eine
       deutliche Verbesserung der Lebensqualität für alle bringt. Darüber hinaus
       braucht es Gesetze, die Diskriminierung bestrafen. Am schwedischen
       Genderprinzip hat selbst die derzeit konservative Regierung nie gerüttelt.
       Auf eine Genderoffensive wartet man in Deutschland seit Jahren vergebens.
       
       1 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
   DIR Lohn
       
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