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       # taz.de -- Beteiligung an den Anschlägen von 2008: Mumbai-Attentäter schuldig gesprochen
       
       > Eineinhalb Jahre nach den Terroranschlägen von Mumbai, bei denen
       > mindestens 170 Menschen starben, ist der einzige überlebende Attentäter
       > wegen Mordes verurteilt worden.
       
   IMG Bild: Beweis für seine Schuld: Bilder von Überwachungskameras zeigen den Angeklagten Kasab mit Sturmgewehren auf dem Victoria-Bahnhof in Mumbai.
       
       MUMBAI afp | Im Prozess gegen den einzigen überlebenden Attentäter der
       Anschläge von Mumbai im November 2008 ist der Angeklagte des Mordes und der
       Kriegsführung gegen Indien schuldig gesprochen worden. Ein Sondergericht in
       der indischen Metropole verkündete am Montag das Urteil gegen Mohammed
       Ajmal Amir Iman, bekannt als Kasab. Ob gegen ihn wie erwartet die
       Todesstrafe verhängt wird, soll am Dienstag bekanntgegeben werden.
       
       Richter M.L. Tahaliyani sagte am Montag in dem Gerichtssaal in einem
       Gefängnis von Mumbai, Kasab habe "Krieg gegen Indien geführt, Menschen am
       Zentralbahnhof und Regierungsvertreter getötet und den anderen neun
       Terroristen Beihilfe geleistet". Dies waren die schwerwiegendesten
       Anklagepunkte gegen den 22-jährigen Pakistaner. Er wurde in fast allen der
       insgesamt 86 Anklagepunkte schuldig gesprochen.
       
       Die Staatsanwaltschaft hatte als Beweis für seine Schuld Bilder von
       Überwachungskameras vorgelegt, die den Angeklagten und einen Komplizen mit
       Sturmgewehren auf dem Victoria-Bahnhof in Mumbai zeigten. Zudem legte sie
       DNA-Spuren und Fingerabdrücke vor. Durch Schüsse und Granaten waren in dem
       Bahnhof 52 Menschen getötet und 109 weitere verletzt worden. Bei der
       dreitägigen Anschlagsserie auf den Bahnhof, mehrere Luxus-Hotels und andere
       Ziele waren insgesamt mehr als 170 Menschen ums Leben gekommen, darunter
       neun Attentäter.
       
       Der 22-Jährige hatte die Vorwürfe zunächst zurückgewiesen, im vergangenen
       Juli dann überraschend gestanden, später das Geständnis aber widerrufen. Er
       sei von der Polizei in eine Falle gelockt worden, behauptete er zuletzt. Er
       sei in Mumbai gewesen, um ins Filmgeschäft einzusteigen. Die Polizei hatte
       ihn nach einer Schießerei an einer Straßensperre in einem gestohlenen Auto
       festgenommen.
       
       Nach der Verkündung des Strafmaßes am Dienstag gehen die Anwälte des
       Pakistaners voraussichtlich in die Berufung. Dies dauert in Indien meist
       Jahre. Wegen des Attentats auf den indischen Premierminister Rajiv Gandhi
       1991 laufen noch immer Berufungsverfahren.
       
       Der indische Innenminister P. Chidambaram sagte nach der Verkündung des
       Urteils, dieses sei eine "Botschaft an Pakistan, dass sie keinen Terror
       nach Indien exportieren sollen". Der Prozess sei ein Triumph für das
       indische Justizsystem. Wegen der Anschläge von Mumbai läuft vor einem
       pakistanischen Anti-Terrorgericht ein Prozess gegen die mutmaßlichen
       Hintermänner. Sie sollen der verbotenen pakistanischen
       Islamisten-Organisation Lashkar-e-Taiba angehören. Die ohnehin angespannten
       Beziehungen zwischen Indien und Pakistan hatten sich nach der
       Anschlagsserie weiter verschlechtert.
       
       3 May 2010
       
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