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       # taz.de -- Kommentar Bohrinsel: Unfälle müssen teuer werden
       
       > Die Erdöl-Förderung in empfindlichen Meeresregionen ist unverantwortlich.
       > Ein internationaler, aus Gewinnen der Ölförderung gespeister Fonds für
       > den Schadensfall ist nötig.
       
   IMG Bild: Viel zu tun: Spezialschiff sammelt Öl im Golf von Mexiko von der Oberfläche.
       
       Es ist absurd: Mit sündhaft teurer Spitzentechnologie wird in
       unzugänglichsten Meeresregionen nach Öl gesucht. Und im Falle eines Unfalls
       herrscht völlige Hilflosigkeit. Während die Regierungen und Ölkonzerne
       einen großen finanziellen und diplomatischen Aufwand betreiben, um
       Lagerstätten aufzustöbern und auszubeuten, ist die Vorsorge für den
       Katastrophenfall gering. Dabei werden wir noch viele, schlimmere Unfälle zu
       sehen bekommen als die Explosion der "Deepwater Horizon".
       
       Experten sind sich einig, dass diese Bohrinsel des Schweizer Unternehmens
       Transocean dem neuesten Stand der Technik entspricht - sicherer geht es
       wohl nicht. Doch die Einsatzorte der Plattformen werden riskanter, die
       Förderregionen liegen in immer tieferen Meeresregionen. Die Arktis-Anrainer
       bereiten die Ausbeutung der Vorkommen in der Barentssee vor, vor der
       Westküste Afrikas entstehen neue Bohrflächen.
       
       Die Förderung von Erdöl in empfindlichen Meeresregionen ist
       unverantwortlich. Weil aber sowohl Regierungen als auch Ölkonzerne nicht
       den Eindruck machen, auch nur auf einen Tropfen Öl verzichten zu wollen,
       müssen sie wenigstens anfangen, die Folgen ihrer Arbeit mitzudenken. Das
       heißt: Wir brauchen einen internationalen, aus den Gewinnen der Ölförderung
       gespeisten Fonds für den Schadensfall - ähnlich dem schon existierenden
       Fonds für die Verschmutzungen durch Öltanker.
       
       Abgesehen davon, dass sich die Betroffenen dann nicht durch die Instanzen
       des Rechtssystems der zuständigen Staaten klagen müssten, bevor sie für
       verseuchte Fischgründe oder vergiftete Ufer entschädigt würden - ein
       solcher Fonds hätte auch einen disziplinierenden Effekt. Ein potenzieller
       Unfall wäre für die Konzerne schon jetzt teuer. Und Geld ist ja das
       Einzige, worum es ihnen geht.
       
       29 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Holdinghausen
       
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