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       # taz.de -- AKTIONSTAG GEGEN NAZIS: "Ein roter Kaktus wäre schöner"
       
       > Viermal wurden in den letzten Monaten die Scheiben beim
       > Salvador-Allende-Verein eingeschmissen. Jetzt hat die Versicherung
       > gekündigt.
       
   IMG Bild: Stachelig: Das Logo der Kampagne "Neukölln gegen Nazis"
       
       taz: Frau Larenas, wie ist Ihre Bilanz vom langen Tag gegen Nazis? 
       
       Nancy Larenas: Ich bin sehr zufrieden. Es sind unglaublich viele Leute
       gekommen. Viele hatte ich noch nie zuvor gesehen. Das ist ein gutes
       Zeichen. Leider interessiert das Thema viele Anwohner immer noch eher
       wenig.
       
       Wie starkt war der Salvador-Allende-Verein denn bisher von Anschlägen
       betroffen? 
       
       Zum ersten Mal wurde bei uns im August 2009 die Frontscheibe
       eingeschmissen. Seitdem hat es nicht mehr aufgehört, im November, Januar
       und März haben die Täter wieder zugeschlagen und die gerade reparierte
       Scheibe zerstört. Nach dem vierten Anschlag hat uns jetzt unsere
       Versicherung gekündigt und wir müssen einen Rolladen als Schutz vor die
       Fenster bauen.
       
       Warum sind gerade Sie betroffen? 
       
       Ich fürchte, weil wir Ausländer sind. Bei uns treffen sich Menschen aus
       vielen Ländern der Welt, wir stellen unsere Räume einem peruanischen und
       kubanischen Freundschaftsverein zur Verfügung. Außerdem treffen sich bei
       uns die DKP und die Linke. Das ist für manche Rechtsradikale Motivation
       genug.
       
       Gibt es Beweise, dass die Anschläge rechtsextremistisch motiviert sind? 
       
       Beim Anschlag im August klebten NPD-Aufkleber an unserer Frontscheibe, da
       war der Fall relativ klar. Seitdem scheinen sich die Täter nicht mehr zu
       trauen, so plakativ vorzugehen. Es spricht aber Vieles dafür, dass die
       Taten immer noch aus dem rechten Mileu kommen. Denn außer uns sind
       ausschließlich linke Projekte oder Läden betroffen, oft waren rechte
       Sprüche an die Hauswände geschmiert.
       
       Fühlen Sie sich im Kiez mittlerweile unsicher? 
       
       Ich selbst wohne nicht in Neukölln. Aber wenn ich abends allein im Verein
       bin, ist das schon ein komisches Gefühl, da fühlt man sich machtlos. Wer
       weiß, vielleicht werden bald nicht mehr nur die Scheiben eingeschmissen.
       Das ist schon sehr schrecklich für uns: Erst sind wir mit unseren Familien
       vor Pinochet geflüchtet und jetzt werden wir hier so angegriffen. Aber der
       Tag heute macht Mut, denn wir halten solidarisch zusammen.
       
       Drückt das auch der Kaktus aus, den sich die Aktion Neukölln ohne Nazis zum
       Symbol gewählt hat? 
       
       Der Kaktus ist da ein gutes Symbol, der lässt sich nichts anhaben. Ich
       fände es nur schön, wenn er statt knallgrün ein bisschen roter wäre.
       INTERVIEW SEBASTIAN KEMPKENS
       
       22 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Kempkens
       
       ## TAGS
       
   DIR Pflanzen
       
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