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       # taz.de -- Protest am Frauentag: Verkäuferinnen leben gefährlich
       
       > Mitarbeiterinnen demonstrieren am Brandenburger Tor gegen miese
       > Arbeitsbedingungen - vor allem bei der Drogeriekette Schlecker. Dort
       > müssten Verkäuferinnen sogar Angst vor Überfällen haben.
       
   IMG Bild: Die Demonstrantinnen am Brandenburger Tor
       
       Kristina Kross steht am Brandenburger Tor und hält ein Plakat mit der
       Aufschrift "Frauen" hoch. Neben ihr reihen sich rund 35 weitere Frauen auf
       und protestieren gegen schlechte Arbeitsbedingungen von Frauen im
       Einzelhandel. Besonders kritisiert wird eine Drogeriekette: Die Frauen
       haben rote Postkarten zu einem langen Band verbunden, darauf ist zu lesen:
       "Rote Karte für Schlecker".
       
       Zu dem Protest am Frauentag am gestrigen Montag hat die Gewerkschaft Ver.di
       aufgerufen. Laut Ver.di werden Frauen im Einzelhandel grob benachteiligt:
       Zunehmend würden sittenwidrig niedrige Löhne bezahlt, Tarife nicht mehr
       eingehalten und vor allem die Ladenöffnungszeiten ausgedehnt. "Ich hätte
       niemals gedacht, dass man irgendwann samstags bis 22 Uhr arbeiten muss",
       sagt Kristina Kross, die bei Ver.di im Frauenvorstand sitzt und selbst
       Verkäuferin ist. "Ein Familienleben ist da nicht mehr möglich." Laut Kross
       sind die Umsätze durch längere Öffnungszeiten nicht mal gestiegen.
       
       Viele der 35 protestierenden Frauen thematisierten ihre Probleme im
       Arbeitsalltag bei Schlecker. Laut Betriebsrätin Mona Frias hat es 2009
       sechs Überfälle auf kleine, mit nur einer Mitarbeiterin besetzte Filialen
       in ihrem Gebiet gegeben. Die Folge: "Viele Kolleginnen haben Angst,
       spätabends zu arbeiten", berichtet eine Mitarbeiterin von Schlecker, die
       namentlich nicht genannt werden wollte. Es gebe keine
       Sicherheitsvorkehrungen. Das wüssten Räuber.
       
       Derzeit würde das Unternehmen viele kleine Filialen schließen - auch das
       stößt auf Kritik. Laut einer Betriebsrätin aus Potsdam werden in den neuen,
       größeren Filialen jüngere Arbeitskräfte angestellt und nicht die bisherigen
       übernommen. "Schlecker nimmt uns die Arbeitsplätze unter dem Hintern weg",
       sagt sie.
       
       Auf den "Roten Karten für Schlecker" steht, dass das neue Personal
       befristete Arbeitsplätze für 6,50 Euro die Stunde bekomme - rund die Hälfte
       von dem, was langjährige Schlecker-Mitarbeiterinnen derzeit erhielten, so
       Susanne Feldkötter, Gewerkschaftssekretärin bei Ver.di. Nur wer die neuen
       Verträge annehme, würde vielleicht aus den kleineren Verkaufsstellen
       übernommen werden. "Bisher haben 6.000 Menschen unsere Protest-Postkarten
       unterschrieben", freut sich Feldkötter. "Heute schicken wir sie an Anton
       und Christa Schlecker." Auf jeder Karte stehen Forderungen: Beschäftigte
       übernehmen, Tarifvertrag anwenden und Betriebsräte akzeptieren. Laut
       Feldkötter sind nicht nur bei Schlecker die Bedingungen schlecht: Auch bei
       Lidl würden nur befristete 400-Euro-Jobs vergeben.
       
       8 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Luisa Jaeger
       
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