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       # taz.de -- Berlinale Staralbum - Banksy: Street Art Disaster
       
       > Die Street-Art-Ikone Banksy präsentiert seinen ersten Film "Exit through
       > the gift shop". Weil er keine Konfrontation mit der britischen Justiz
       > riskieren will, erscheint er per Videobotschaft.
       
   IMG Bild: Autonome Blumenwerfer, knutschende Polizisten, zersägte Telefonzellen und gefälschte Pfundnoten: Das macht Banksy.
       
       Für gewöhnliche Filmemacher ist es - auch wenn insbesondere die Amerikaner
       das einen Tick zu oft betonen - eine Ehre, wenn ihr Film auf einem
       internationalen Festival wie der Berlinale läuft, deswegen lassen sie es
       sich in der Regel auch nicht nehmen, ihn persönlich dort vorzustellen -
       zumal bei ihrem Debüt, zu einem Zeitpunkt ihrer Karriere also, an dem die
       Festivalwelt noch neu und aufregend ist.
       
       Banksy hat seinen ersten Film "Exit through the gift shop" alleine auf die
       Reise zur Berlinale geschickt - weil er nicht will, dass es sein letzter
       wird. Oder vielleicht ist ihm das auch egal. Schließlich hat er ja noch ein
       zweites Standbein - als König der internationalen Street-Art-Szene. "Barely
       legal" hieß seine legendäre Ausstellung in Los Angeles 2006, die nur von
       "Life is beautiful", der Werkschau seines ebenso so umtriebigen wie
       verhaltensauffälligen Kollegen Mr. Brainwash, getoppt wurde. Wie es dazu
       kommen konnte, erzählt Banksy in "Exit through the gift shop".
       
       Dabei sitzt der Künstler, der von der Straße kam, mit Kapuzenpulli vermummt
       im Schummerlicht vor einigen seiner Arbeiten, denn "Barely legal" ist ein
       Euphemismus. Wer Telefonzellen zersägt und gefälschte Pfundnoten mit dem
       Konterfei von Lady Di druckt und in Umlauf bringt, kann kaum mit dem
       Kunstsinn der britischen Justiz rechnen. Ein Auftritt bei der Berlinale
       wäre eine Sensation gewesen - aber auch eine ziemliche Dummheit.
       
       Und so hat Banksy statt seiner selbst doch nur eine Videobotschaft
       geschickt. Es wäre auch eine kuriose Situation gewesen: ein Filmemacher,
       der Journalistenfragen mit verzerrter Stimme durch eine Schattenwand
       beantwortet. Noch spektakulärer wäre nur eine Liveschalte in Roman
       Polanskis Schweizer Chalet gewesen.
       
       Schon die Zusage seines Besuchs sollte aber wohl vor allem den Medienhype
       schüren - ein Phänomen, mit dem Banksy reichlich Erfahrung hat, und zwar
       ziemlich zwiespältige. Womit wir wieder bei Mr. Brainwash wären. "The
       world's first street art disaster movie", heißt "Exit through the gift
       shop" in der Pressemitteilung, die einige PR-Damen vor dem Kino verteilen -
       ein Desaster, an dem Banksy eine Mitschuld trägt.
       
       Denn er hat Thierry Guetta, seinen früheren Assistenten und Freund
       überhaupt erst ermuntert, Mr. Brainwash zu werden, eine Ausstellung zu
       organisieren - eigentlich eher, um ihn loszuwerden. Erreicht hat er damit
       das genaue Gegenteil.
       
       Mr. Brainwash, der im Gegensatz zu Banksy öffentliche Auftritte nicht
       scheut, wäre wohl nur zu gern nach Berlin gekommen. Doch der Film, den er
       ursprünglich über Banksy gedreht hatte, war so wirr, dass der das lieber
       selbst in die Hand genommen hat. Man darf sich die Hoheit über das eigene
       Image eben nicht entreißen lassen - auch nicht als Phantom.
       
       15 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Denk
       
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