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       # taz.de -- 3-D-Animationsfilm "Wolkig mit Aussicht...": Es regnet eine Menge Nudeln
       
       > Im Animationsfilm "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" von Phil Lord
       > und Chris Millerie regnet es Nahrungsmittel auf eine Insel - für deren
       > Bewohner ein Ausweg aus der Wirtschaftskrise?
       
   IMG Bild: Auf die Insel Affenfels regnet es Unmengen von Essen.
       
       Das Auge isst mit. Egal wie man zu Junkfood steht, der Anblick einer
       Flutwelle aus Cheeseburgern löst eher Ekel aus. Genauso ein
       Spagetti-Tornado, der die Gegend mit Fleischbällchen bombardiert. Eine
       Schlittenfahrt über eine Landschaft, die mit Pfefferminzeis eingeschneit
       wurde, oder ein erstes Date in einem Palast, der aus Götterspeise geformt
       ist - diese Bilder dagegen führen direkt zurück zu Wunschträumen, die man
       im Alter von acht Jahren gehegt hat.
       
       Die Ambivalenz zwischen kindlicher Glücksfantasie und Horrorfilm gehört
       durchaus zu den interessanten Seiten von "Wolkig mit Aussicht auf
       Fleischbällchen", mit dem Sony den viel beneideten Konkurrenten von Pixar
       im Segment des animierten 3-D-Films die Stirn bieten will.
       
       Hauptfigur des Films ist Flint Lockwood, der den unsterblichen Jungstraum
       hegt, ein großer Erfinder zu werden. Bislang haben sich jedoch alle seine
       Kreationen als Flops erwiesen. Die Schuhe zum Aufsprühen etwa haften noch
       heute an seinen Füßen, hat er doch vergessen, die Möglichkeit des
       Ausziehens mit zu erfinden. Der typische Fortschrittsfehler ist ihm
       unterlaufen: Er hat nicht an die Nachhaltigkeit gedacht. Genau das wird
       auch zum Manko seiner ersten erfolgreichen Invention, einer Maschine, die
       Wasser in Nahrung verwandelt.
       
       Wie um jede zu große Nähe zu biblischen Quellen zu vermeiden, spielt der
       Film auf einer putzigen Atlantikinsel namens Affenfels. Die
       Wirtschaftskrise hat es tatsächlich bis in diesen abgelegenen fiktionalen
       Winkel geschafft: Nachdem der Sardinenexport, einziges Handelsprodukt der
       Insel, eingebrochen ist, fehlt es der Bevölkerung an Alternativen. Der
       ehrgeizige Bürgermeister will mit einem Erlebnispark den Aufschwung
       ankurbeln. Mehr durch Unglück als durch Berechnung kommt ihm Flint mit
       seiner Erfindung in die Quere. Er lässt Cheeseburger vom Himmel regnen.
       
       Der Bürgermeister erkennt das Potenzial sofort: Die Insel wird in
       "Schlaraffenfels" umgetauft und als Tourismusattraktion vermarktet.
       
       Von nun an geht alles seinen üblichen Katastrophengang: Die Inselbewohner,
       der Bürgermeister und Flint selbst - sie alle können nicht genug kriegen.
       Erst als die Pfannkuchen, die es samt Butterflöckchen vom Himmel regnet, so
       groß werden, dass sie ganze Häuser bedecken, kommen ihnen Bedenken. Dabei
       zieht Flints Erfindung längst Kreise: Auch der Eiffelturm wird Opfer einer
       Speck-Sandwich-Attacke.
       
       Der Film bietet wunderbaren Anlass, sich in Nahrungsmetaphern zu ergehen,
       von Kalorienbomben zu sprechen oder vom gefundenen Fressen, von einer
       zuckersüßen Geschichte, der durch Moralin ein wenig Säure zugesetzt wird.
       Aber keine Sorge, eine Botschaft, die über "Gier wird bestraft" hinausgeht,
       gibt es nicht.
       
       Man kann sich an den originellen Figuren, den spritzigen Dialogen und den
       optischen Einfällen erfreuen, die voller Verweise auf die Filmgeschichte
       stecken. Sicher, es regnet eine Menge Nudeln mit Tomatensoße, aber keinen
       Rosenkohl. Aber wer wollte schon im Kino "Food-Political-Correctness"
       fordern?
       
       28 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Schweizerhof
       
       ## TAGS
       
   DIR Animationsfilm
       
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