# taz.de -- Unverstandene Satire der NGO: Campact entschuldigt sich für Video
> Mit einem satirischen Video wollte das Kampagnennetzwerk Campact
> Unterstützer gegen die Atomlobby gewinnen. Doch nicht jeder verstand die
> Ironie.
IMG Bild: Und plötzlich wird der User selbst zur Zielperson des Bestechungsversuches.
BERLIN taz | Für das Aktivistennetzwerk [1][Campact] war es eine neue
Erfahrung. Zu hauf gingen bei der Organisation Protestschreiben ein.
Auslöser war ein [2][Video von Campact], in dem gezeigt wird, wie
Atomkraftgegner von der Atomlobby bestochen werden sollen. Das von Campact
am Montag in einem Newsletter als „heimlicher Mitschnitt aus einer
PR-Agentur“ angekündigte Video war tatsächlich jedoch eine Satire. Doch bei
zahlreichen Beziehern des Newsletters kam der Film nicht als Satire an.
Campact reagierte. Einen Tag später stellte das Netzwerk in einem neuen
Newsletter klar, dass es sich um ein „satirisches Filmprojekt" gehandelt
habe. Die Versendung des ersten elektronischen Rundbriefes wurde gestoppt,
gab Campact bekannt. Nie zuvor habe „ein Campact-Newsletter eine so heftige
Welle von Rückmeldungen ausgelöst wie der gestrige“, heißt es in dem
Schreiben.
Dabei musste man sich schon sehr verrenken, um nicht zu erkennen, dass das
angebliche Bestechungsvideo mit dem Titel "Die Ökofuzzies sind hartnäckig"
ein Fake ist. Über einen Link in dem Newsletter gelangte man direkt auf die
Webseite von „younuke“, die extra für das Video eingerichtet worden war.
Auffällig war schon die Kameraführung in dem Video. Das konnte kein
heimlicher Mitschnitt sein. Die Protagonisten, die sich darüber
unterhielten, wie sie einen hartnäckigen Ökofuzzi dazu bringen können, ihre
Atomkraftpläne zu unterstützen, schauten direkt in die Kamera auch wenn sie
durch das PR-Büro gingen.
Und als es dann um die „Zielperson“ des Bestechungsversuches ging, konnte
der Betrachter seinen eigenen Namen in dem Video lesen. Dieser Name tauchte
dann später auch auf dem Klingelschild einer Villa und einer
millionenschweren Yacht auf. Spätestens hier musste klar sein: Das Ganze
ist ein Fake.
Doch anstatt „für Lachfalten zu sorgen“, erzeugte der Film auch Empörung,
so Campact. "Wir dachten, diese Unterstellung eines Bestechungsversuches
sei so offensichtlich überspitzt, dass sie - von selbst - als politische
Satire erkennbar sei." Doch „unsere Einschätzung war offensichtlich
falsch“, entschuldigte sich die Aktivistenorganisation zerknirscht.
Auch zahlreiche besorgte Anfragen über den Datenschutz gingen bei Campact
ein. Der Datenschutz wurde laut Campact eingehalten. „Es war und ist
nirgendwo im Internet ein Film mit Ihrem Namen gespeichert“, beruhigte
Campact die Bezieher des Newsletters.
Der Name war verschlüsselt in dem Link enthalten, der mit dem Newsletter
zugeschickt worden war. Nur durch das Anklicken des Links erkenne der Film
den Namen und zeige ihn während des Abspielens an, erklärte Campact das
Verfahren. So ähnlich funktioniere es auch, wenn der Link an Freunde oder
Bekannte weitergeleitet wird.
29 Jul 2009
## LINKS
DIR [1] http://www.campact.de/campact/home
DIR [2] http://younuke.de/
## AUTOREN
DIR Wolfgang Löhr
## TAGS
DIR Campact
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