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       # taz.de -- Agnès Varda über ihren neuen Film: Die alte Dame und die neue Welle
       
       > Sie gilt als Grande Dame des französischen Films. "Die Strände von
       > Agnès", ihr neues Werk, ein autobiografischer Filmessay, ist im Rahmen
       > der Französischen Filmwoche in Berlin zu sehen.
       
   IMG Bild: Filmt auch gerne mal auf Speicherkarte: Agnès Varda in Cannes.
       
       BERLIN taz | "Großmutter der Nouvelle Vague", so wird die Französin Agnès
       Varda von Kritikern gern genannt. Sie selbst glaubt, "dass ich ein guter
       Clown bin". Ob sie die Spötteleien überhaupt noch hört, wenn sie barfuß an
       umrauschten Ufern entlangspaziert?
       
       Die 81 Jahre alte Fotografin und Regisseurin Agnès Varda kann auf über ein
       halbes Jahrhundert Erfahrung im Filmgeschäft zurückblicken. In dieser Zeit
       drehte sie über zwei Dutzend Filme, die alle durch Vardas Stil der
       "cinécriture" gekennzeichnet sind: Spontane Zufälle, willkürliche
       Begegnungen und die Lebenserfahrung des Regisseurs oder Autors fließen ins
       Drehbuch mit ein. Dadurch pendeln die Filme oft zwischen Wirklichkeit und
       Spiel, Dokument und Fiktion hin und her.
       
       So auch beim neuesten Werk von Varda, bei dem es sich "um einen Film
       zwischen Gattungen, zwischen Dokumentarfilm und Tagtraum" handelt. "Die
       Strände von Agnès" kann als filmische Autobiografie der Künstlerin gesehen
       werden, aber dieser "Film ist mehr als ein Selbstporträt", sagt sie im
       sonntaz-Interview. Denn "die Frage war, wie man Erinnerung sichtbar machen
       kann."
       
       Zum Beispiel mit Spiegeln. Die hat die 1928 in Brüssel geborene Künstlerin
       für ihren Film "Die Strände von Agnès" an der belgischen Nordseeküste
       aufgebaut. Es ist der Ort, an dem sie einen großen Teil ihrer Kindheit in
       den 40er Jahren verbrachte. In der ersten Szene des Films sieht man Agnès
       und ihr Spiegelbild.
       
       Dann tritt die Natur in Erscheinung. Wasser, Dünen und Sand werden
       reflektiert. Schließlich bekommt man sogar Spiegelbilder der Filmstudenten
       zu sehen, die der Dame bei der Arbeit halfen. So wird Vergangenheit
       sichtbar. So bannt Varda Erinnerungen auf Zelluloid.
       
       Und Erinnerungen besitzt die alte Dame reichlich. "Der Krieg, die
       Verfolgung der Juden, die Black Panthers, die chinesische Revolution,
       Castro, Che und alle diese Fragen um die Befreiung der Frauen: Ich war
       mittendrin, die kleine Agnès."
       
       Das Filmen half ihr und hilft ihr immer noch, die Welt und die vielen
       kleinen Probleme des Lebens zu verstehen und zu verarbeiten. Mit der Kamera
       in der Hand fühlt sich diese "Großmutter" stark und vital. "Es ist, wie zu
       sagen: Ich bin am Leben, während ich filme."
       
       26 Jun 2009
       
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