URI: 
       # taz.de -- Kommentar Simbabwe: Prinzip Hoffnung
       
       > Die Einheitsregierung in Simbabwe ist eine Übergangslösung und ein fauler
       > Kompromiss. Dennoch bietet sie die Chance für einen Neubeginn.
       
   IMG Bild: Der Bugatti am Flughafen von Harare
       
       Zwei Erzfeinde regieren nun gemeinsam Simbabwe: Nach neun Jahren des
       politischen Kampfes gegen Robert Mugabe übernahm Oppositionsführer Morgan
       Tsvangirai gestern das neue Amt des Premierministers. Der greise Diktator
       Mugabe bleibt als Präsident am Hebel der Macht. Sein fast 30 Jahre jüngerer
       Konkurrent Tsvangirai, Chef der "Bewegung für demokratischen Wandel (MDC)"
       und Sieger der Landeswahlen vom vergangenen März, wird sich anstrengen
       müssen, seinen Einfluss in dieser Koalition geltend zu machen.
       
       Der "Deal", über den monatelang verhandelt wurde, ist eine Übergangslösung
       - am Ende sollen mögliche Neuwahlen in ein oder zwei Jahren stehen. Und er
       ist ein fauler Kompromiss, mehr von den afrikanischen Nachbarn in der
       Region aufgezwungen als von Tsvangirai selbst gewollt. Mugabe hat seinen
       Gefolgsleuten bedeutende Ministerposten gesichert und seinem Rivalen
       offenbar nur das Amt des Finanzministers abgeben. Sollte die vom Westen
       gestützte Opposition die Budgets für den Wiederaufbau erfolgreich
       verwalten, könnte langfristig wieder Geld in das zerrüttete Land fließen.
       
       Mugabes Hinhaltetaktik in den zähen Verhandlungen, die mithilfe der
       Nachbarländer vermittelt wurden, hat sich ausgezahlt. Die drohende
       Aussicht, wegen Menschenrechtsverletzungen vor dem internationalen
       Kriegsgericht in Den Haag zu landen, hat sich für ihn dadurch verringert.
       Der neue Premier Tsvangirai aber tritt einen schweren Weg an. Trotz aller
       Vorwürfe, Tsvangirai habe seine Anhänger "verraten", gab es für den
       ehemaligen Gewerkschaftsführer keine Alternative dazu. Sein Einlenken
       verkauft er als notwendig, um seinem Land mit seiner hungernden und an
       Cholera sterbenden Bevölkerung zu helfen. Die gewaltlose Mobilisierung der
       Massen gegen Mugabes brutales Militärregime war ihm nicht gelungen.
       
       Dass die umstrittene Koalition scheitert, ist nach wie vor keineswegs
       ausgeschlossen. Dennoch stellt sie für das Land im Süden Afrikas die Chance
       auf einen Neubeginn dar. Den Menschen dort ist schließlich nicht viel mehr
       geblieben außer der vagen Hoffnung, dass sich in den verkrusteten
       politischen Strukturen nun immerhin etwas bewegt.
       
       12 Feb 2009
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martina Schwikowski
   DIR Martina Schwikowski
       
       ## TAGS
       
   DIR Simbabwe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Cholera in Simbabwe: Protzen oder krepieren
       
       Während in der Hauptstadt Harare die Cholera grassiert, importieren manche
       reiche Simbabwer Luxuswagen zu unvorstellbaren Preisen.
       
   DIR Tsvangirai wird Simbabwes Premier: Mugabes Machtmonopol gebrochen
       
       Oppositionschef Tsvangirai wird als Premier vereidigt, obwohl nicht alle
       seine Forderungen erfüllt wurden. Die neue Regierung muss nun die bankrotte
       Wirtschaft sanieren.