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       # taz.de -- Zeitungsverleger Neven DuMont: Patriarch mit eiserner Hand
       
       > Der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont interessiert sich für die
       > Berliner Zeitung. Für die heuschreckengeplagte Redaktion wäre der
       > rheinische Kapitalist nicht die schlechteste Option.
       
   IMG Bild: Kein Fan von Meinungspluralismus: Alfred Neven DuMont.
       
       eitungskrise hin, Finanzkrise her: Der Expansionsdrang Alfred Neven DuMonts
       scheint nicht zu bändigen. Auf seine alten Tage verwirklicht der Kölner
       Verleger seinen lang gehegten Traum eines bundesweiten Zeitungsimperiums.
       Die Mitteldeutsche Zeitung hat er sich schon vor längerer Zeit zugelegt,
       die Frankfurter Rundschau vor zwei Jahren, nun greift er auch nach der
       Berliner Zeitung.
       
       Für die heuschreckengeplagte Redaktion des Hauptstadtblattes ist das nicht
       die schlechteste Nachricht. Denn Neven DuMont gilt als Verleger alter
       Schule, dem es nicht nur um Renditesteigerung geht und der einen
       rheinisch-kapitalistischen, also sozialverträglichen Umgang mit seinen
       Mitarbeitern pflegt.
       
       Nur um den Meinungspluralismus ist es nicht ganz so gut bestellt. Politisch
       ein konservativer Wirtschaftsliberaler, regiert Neven DuMont sein
       Medienimperium mit patriarchal-eiserner Hand und macht keinen Hehl aus
       seinem "Bemühen um Meinungsführerschaft". Bei Widerspruch kann der kölsche
       Citizen Kane auch schon mal ausfallend werden.
       
       Seine Karriere begann Neven DuMont, der in München Philosophie, Geschichte
       und Literatur studiert und auch ein Jahr an der Medill School of Journalism
       in Chicago verbracht hat, als Twen. Mit 26 Jahren trat er in das elterliche
       Verlagshaus M. DuMont Schauberg ein und war dort ab 1955 zunächst
       publizistischer Leiter des Kölner Stadt-Anzeigers. Nach dem Wechsel auf die
       Verlegerseite 1960 gründete er 1964 das Boulevardblatt Express und wurde
       nach dem Tod seines Vaters Kurt 1967 Herausgeber beider Titel. Seit 1999
       gehört ihm auch die Kölnische Rundschau.
       
       An den Zeitungen, über die Neven DuMont - inzwischen mit seinem Sohn
       Konstantin und seinem Neffen Christian DuMont als Juniorpartner - gebietet,
       kommt in der Domstadt keiner vorbei. Die einzige lokale Alternative ist
       Bild. So beeinflusst der Verleger in elfter Generation seit Jahrzehnten die
       Kölner Politik. Neven DuMont verstehe es hervorragend, sich "im
       Spannungsfeld zwischen Pressemacht und -missbrauch zu bewegen", konzedierte
       selbst einmal der KStA.
       
       Seit 2001 Ehrenbürger seiner Heimatstadt, ist der passionierte Teetrinker
       zudem auch noch Ehrenpräsident der Kölner Industrie- und Handelskammer
       sowie des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger - und
       Ehrenbrandmeister der freiwilligen Feuerwehr von Stommeln.
       Selbstverständlich hält sich der 81-Jährige nicht nur für einen
       hervorragenden Geschäftsmann, sondern auch für einen großen Publizisten.
       Wenn man ihn fragen dürfte, worin er den signifikanten Unterschied zu
       Rudolf Augstein sieht - seine Antwort wäre wohl: Ich lebe noch.
       
       9 Jan 2009
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Pascal Beucker
       
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