URI: 
       # taz.de -- Wowereit bei Olympia: Die lahme Pekingente
       
       > Klaus Wowereit soll sich bei seinem Besuch der Olympischen Spiele
       > offensiv für die Menschenrechte einsetzen, fordern CDU und Grüne. Der
       > Regierende lehnt das ab. FDP fordert tolle Olympiastimmung.
       
   IMG Bild: Einer unter vielen: Klaus Wowereit wird sich wie viele andere auch in Peking den dortigen kulinarischen Errungenschaften widmen. Und vielleicht auch den Menschenrechte. i
       
       Klaus Wowereit wird bei seinem Besuch der Olympischen Spiele in Peking
       keine Menschenrechtsaktivisten treffen und auch nicht mit Anwälten von
       inhaftierten Tibetern reden. "Das ist im Rahmen dieser Reise nicht
       vorgesehen", sagte Senatssprecher Günter Kolodziej am Donnerstag zur taz.
       Der Regierende Bürgermeister und der Sport-Staatssekretär Thomas Härtel
       (beide SPD) werden stattdessen vom 19. bis 24. August bei vielen
       Leichtathletikwettkämpfen auf der Tribüne sitzen, Gespräche mit Vertretern
       von Berlins Partnerstadt Peking führen und auch bei der
       Abschlussveranstaltung dabei sein. CDU und Grüne fordern dagegen, Wowereit
       solle die Reise nutzen, um sich wahrnehmbar für die Achtung der
       Menschrechte einzusetzen.
       
       Das Abgeordnetenhaus hatte Anfang April über die Reisen von
       Senatsmitgliedern zu den Olympischen Spielen diskutiert. Die Opposition aus
       CDU, Grünen und FDP hatte gemeinsam gefordert, dass niemand dort hinfährt
       und außerdem vor dem Abgeordnetenhaus die Flagge Tibets gehisst wird. Die
       Koalition aus SPD und Linken hatte dies abgelehnt und stattdessen
       beschlossen, dass "alle Kontakte von Repräsentanten des Senats und des
       Abgeordnetenhauses" zu nutzen sind, um die Positionen zu Demokratie und
       Menschenrechten "vor Ort deutlich zu machen".
       
       Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Volker Ratzmann fordert nun: "Wowereit
       sollte das Gespräch mit Bürgerrechtlern suchen und deutlich machen, dass
       Berlin deren Anliegen unterstützt." Der Regierende müsse "öffentliche
       Statements in China abgeben und dabei die Menschenrechtsverletzungen klar
       benennen". Und nicht nur das: Wowereit solle auch die Berliner
       Sportlerinnen und Sportler davon überzeugen, dass diese sich bei ihren
       Auftritten für die Menschenrechte einsetzen.
       
       Senatssprecher Kolodziej verweist darauf, dass der Senat "dauerhaft mit der
       chinesischen Regierung im Dialog über die Menschenrechte" sei. Auch während
       der Olympischen Spiele würden "sicherlich Gespräche mit den Gastgebern
       stattfinden". Aber wann und wo genau wird Wowereit sich auch öffentlich
       äußern? Kolodziej: "Das wird sich vor Ort zeigen."
       
       Es wäre erwünscht, dass der Regierende Bürgermeister sich durchringe und
       für die Menschen eintrete, die es dort sehr schwer haben, meint Uwe
       Lehmann-Brauns, CDU-Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Er ist aber
       skeptisch: "Ich glaube nicht, dass Wowereit sich dort engagieren wird, weil
       politische Moral für ihn keine Kategorie ist." Der Regierungschef habe ja
       auch keine Bedenken, in der Koalition mit einer Partei zusammenzuarbeiten,
       die aus der Diktatur komme, so Lehmann-Brauns in Anspielung auf die
       Linkspartei. Wowereit sollte aber wenigstens bei Feierprozeduren für das
       chinesische System zurückhaltend sein. Lehmann-Brauns: "Mehr wird man von
       ihm nicht erwarten können."
       
       Verständnis kommt dagegen aus der FDP. "Wowereit muss die Spiele auch
       genießen dürfen", findet der Fraktionsvorsitzende Martin Lindner: "Das
       Thema Menschenrechte ist völlig überbeansprucht. Dieses heulsusenhafte
       Theater kann ja kaum noch ein Bürger aushalten. Jetzt muss auch mal eine
       freudige Olympiastimmung aufkommen."
       
       8 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Heiser
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die NOlympiastadt Berlin: Dagegen sein ist alles
       
       Vor 15 Jahren wollte auch Berlin einmal Olympiastadt werden. Doch wie
       scheitert man als Kandidatenstadt? Eine Spurensuche.