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       # taz.de -- Behördenauskunft: Senat hält Verbraucherinfos unter Verschluss
       
       > Greenpeace hat getestet, ob die Länder das neue
       > Verbraucherinformationsgesetz umsetzen. Aus Berlin fehlt jede Antwort.
       > Senat will Ursache klären.
       
   IMG Bild: Akten machen neugierig - Behörden finden das nicht immer toll
       
       Nach einer Stichprobe von Greenpeace ist Berlin bundesweit Schlusslicht bei
       Auskünften nach dem vor drei Monaten in Kraft getretenen
       Verbraucherinformationsgesetz. Insgesamt zehn Behörden von Bund, Ländern
       und Gemeinden hatte Greenpeace angefragt, darunter auch die
       Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz von Katrin
       Lompscher (Linkspartei). Greenpeace wollte wissen: Wird in Berlin
       kontrolliert, ob die Restaurants gentechnisch veränderte Zutaten
       kennzeichnen? Und welche Restaurants haben gegen die Kennzeichnungspflicht
       verstoßen? Greenpeace-Mitarbeiter Martin Hofstetter: "Am 15. Mai hatten wir
       die Anfrage gestellt, dann später nochmal nachgefragt - aber seither nichts
       mehr aus Berlin gehört."
       
       Dabei sieht das Gesetz vor, dass Behörden sich für ihre Antwort in der
       Regel nur einen Monat, spätestens zwei Monate Zeit lassen dürfen. Diese
       Frist ist jetzt schon seit zwei Wochen abgelaufen. Hofstetter: "Das ist die
       einzige von uns angefragte Behörde, von der wir nicht mal eine
       Eingangsbestätigung erhalten haben."
       
       Eine Sprecherin von Verbraucherschutzsenatorin Lompscher konnte auf Anfrage
       lediglich bestätigen, dass der Brief von Greenpeace in ihrer Behörde
       eingegangen ist. Warum bei der Umweltorganisation noch keine Antwort
       eingetroffen ist, konnte sie am Sonntag nicht in Erfahrung bringen.
       
       Insgesamt sind bisher nur zwei Anträge nach dem Gesetz bei der
       Senatsverwaltung eingegangen. Das empört Martin Hofstetter: "Gerade wenn
       erst so wenige Anfragen angekommen sind, sollte man davon ausgehen, dass
       die wenigen Anfragen dann auch innerhalb der gesetzlichen Frist beantwortet
       werden. Dass wir jetzt über die Presse erfahren, dass der Antrag überhaupt
       angekommen ist, ist doch ein schlechter Scherz."
       
       Ziel des Verbraucherinformationsgesetzes ist es, die Verbraucherrechte zu
       stärken und entscheidend zu verbessern. Nach den verschiedenen
       Gammelfleischskandalen der vergangenen Jahre sollte es den Bürgern ein
       Instrument geben, mit dem sie Informationen über Gesundheitsgefahren
       erhalten können. Jeder kann seither von den Behörden von Bund und Ländern
       deren Testergebnisse über Nikotin-Eier, Weichmittel in Spielzeugen oder mit
       Frostschutzmittel gepanschte Weinsorten bekommen.
       
       Auch bei Behörden in anderen Ländern verläuft der Informationszugang laut
       der Greenpeace-Stichprobe schleppend. Wenn eine Antwort kam, dann enthielt
       sie häufig nicht die wesentlichen Informationen oder war zu knapp, so
       Hofstetter: "Das Gesetz verfehlt sein Ziel, die Informationsrechte der
       Verbraucher zu stärken." Er kritisiert zudem die lange Wartezeit und die
       hohen Gebühren, die die Bürger "offensichtlich" von weiteren Anfragen
       abhalten sollen. So schickte das Hamburger Verbraucherschutzamt einen
       Kostenbescheid über 96 Euro für die banale Information, dass es bei
       Lebensmittelkontrollen keine Beanstandungen der Gentechnik-Kennzeichnung
       gefunden habe.
       
       4 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Heiser
       
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