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       # taz.de -- Fall Masri gegen die CIA: El Masri verklagt Bundesregierung
       
       > CIA-Entführungs-Opfer Khaled El Masri will die Bundesregierung zwingen,
       > die Auslieferung von US-Agenten zu verlangen.
       
   IMG Bild: Der vom US-Geheimdienst CIA nach Afghanistan verschleppte Khaled El Masri klagt auf Auslieferung seiner mutmasslichen Entführer.
       
       BERLIN taz Mit einer Klage vor dem Berliner Verwaltungsgericht will das
       CIA-Entführungsopfer Khaled El Masri die Bundesregierung zwingen, von den
       USA die Auslieferung von 13 CIA-Mitarbeitern zu verlangen. Die Mitarbeiter
       des amerikanischen Geheimdienstes sollen die Inhaftierung El Masris am 31.
       Dezember 2003 in Mazedonien veranlasst und anschließend seine Verschleppung
       auf einen US-Stützpunkt in Kabul in Afghanistan organisiert haben.
       
       Die Staatsanwaltschaft München, die den Fall El Masri untersuchte, hat in
       diesem Zusammenhang bereits im Januar des vergangenen Jahres Haftbefehl
       gegen die mutmaßlichen Entführer wegen des Verdachts der gefährlichen
       Körperverletzung und der Freiheitsberaubung erlassen. Das
       Bundesjustizministerium lehnte anschließend eine Weiterleitung der Anträge
       an die US-Behörden aber ab. Dieser Entscheidung soll ein Streit zwischen
       Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) und Bundesinnenminister Wolfgang
       Schäuble (CDU) vorangegangen sein. Der Innenminister soll für den Fall
       eines Auslieferungsersuchens Verwerfungen in der Zusammenarbeit mit den
       US-Geheimdiensten bei der internationalen Terrorbekämpfung befürchtet
       haben.
       
       Als vermeintlicher Terrorverdächtiger war El Masri nach eigenen Angaben
       vier Monate lang in einem CIA-Gefängnis verhört und geschlagen worden. Erst
       im Mai 2004 habe man ihn zurückgeflogen und in einem Wald in Albanien
       freigelassen.
       
       Die am Montag eingereichte Klage El Masris wird von mehreren
       Menschenrechtsorganisationen unterstützt. In Deutschland hat sich das
       European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) des Falles
       angenommen. In den USA gingen sowohl die American Civil Liberties Union
       (ACLU) als auch die Open Society Justice Initiave (OSJI) juristisch im Fall
       Masri gegen die CIA vor, scheiterten aber wiederholt an der
       US-Administration. Diese erklärte die Praxis der außergesetzlichen
       Überstellungen ("extraordinary renditions") zum Staatsgeheimnis.
       
       Die Staatsanwaltschaft München stützte sich in ihren Haftbefehlen unter
       anderem auf die Erkenntnisse des Sonderbeauftragten des Europarats, Dick
       Marty, auf Mitteilungen der spanischen Behörden und auf Hinweise der
       Mailänder Staatsanwaltschaft. Spanische Ermittlungen hatten ergeben, dass
       das Flugzeug, mit dem Masri am 23. Januar 2004 nach Afghanistan gebracht
       worden war, von Algier kommend in Palma de Mallorca gelandet und von dort
       weiter nach Mazedonien geflogen sein soll. Es soll sich um eine Boeing 737
       mit 13 Besatzungsmitgliedern gehandelt haben. Die spanische Polizei konnte
       die von ihnen genutzten Personalien ermitteln. Zusätzlich wurden die Daten
       von Telefonaten festgestellt, die Besatzungsmitglieder von Mallorca aus
       führten.
       
       Wolfgang Kaleck, Generalsekretär des ECCHR, erklärte am Montag anlässlich
       eines Treffens mit den amerikanischen Partnerorganisatioen. "Durch die
       Klage erhoffen wir uns, dass der Fall neu entschieden wird." Seine
       Organisation habe sich der Durchsetzung von Menschenrechten mit
       juristischen Mitteln verschrieben.
       
       9 Jun 2008
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Gast
       
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