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       # taz.de -- Flick-Geschenk: Verflickt noch mal
       
       > Der Kunstsammler Flick schenkt dem Museum Hamburger Bahnhof 166
       > Kunstwerke - angeblich bedingungslos. Wowereit bedankt sich. Dabei hatte
       > Flicks Sammlung für heftigen Protest gesorgt.
       
   IMG Bild: Plündert seine Sammlung: Der Kunstsammler Mick Flick schenkt dem Land Berlin Bilder von 44 zeitgenössischen Künstlern
       
       Schenken macht Freu(n)de. Der umstrittene Kunstmäzen Friedrich Christian
       Flick hat mit einem dicken Präsent Berlin im internationalen
       Sammlungsranking weiter nach oben verholfen. "Mick" Flick schenkte am
       Dienstag dem Museum Hamburger Bahnhof 166 Kunstwerke von 44
       zeitgenössischen Künstlern. Bisher waren sie Teil seiner 2.500 Werke
       umfassenden "Flick Collection". Diese wird seit 2004 in den Rieckhallen und
       dem Hamburger Bahnhof ausgestellt. Das Geschenk umfasst Bilder und
       Installationen unter anderem von Bruce Nauman, Marcel Broodthaers, Nam June
       Paik, Isa Genzken und Wolfgang Tillmans.
       
       Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und
       Flick unterzeichneten am Dienstag den entsprechenden Vertrag. Die
       Überlassung sei an keine "besonderen Bedingungen" geknüpft, betonte der
       Stiftungschef. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der die
       Flick Collection gegen heftigen Widerstand in der Kulturszene nach Berlin
       geholt hatte, bedankte sich artig. Wowereit: "Flick hat die Kulturstadt
       Berlin mit dieser großzügigen Geste unendlich bereichert." Die Gabe sei ein
       "kraftvolles Bekenntnis zum Kunststandort Berlin".
       
       Im Hamburger Bahnhof zeigte man sich überrascht und etwas verärgert über
       den stillschweigenden Abschluss zwischen Flick und der Stiftung. Denn
       Lehmann ließ durchblicken, dass der Deal langfristig geplant war. Die
       Schenkung beinhalte "mehr als eine Geste eines Sammlers". Die Werke seien
       vielmehr klug ausgewählt und ein besonderer Ausdruck gemeinsamer
       jahrelanger Zusammenarbeit, sagte Lehmann. Der Sammler habe nicht wahllos
       Einzelstücke übergeben, sondern ganze Blöcke seiner Sammlung bereitgestellt
       - etwa die 40 Meter lange "Gartenskulptur" von Dieter Roth und einen
       Werkkomplex mit Arbeiten von Nam June Paik.
       
       Flick erklärte, er habe "immer versucht, in die Tiefe zu sammeln und
       Werkblöcke zusammenzustellen". Das sollte sich auch "in der Schenkung
       widerspiegeln". Zugleich seien Arbeiten berücksichtigt worden, die in
       Zusammenhang zu Berlin und Deutschland stünden. Die Schenkung bedeute, "das
       Richtige zu tun für die Künstler und das Museum."
       
       Ob die Gabe etwa die Verlängerung seines siebenjährigen Nutzungsvertrags
       mit dem Hamburger Bahnhof nach sich zieht, ist offen. Klar ist, dass die
       Schenkung den Konflikt um die Flick Collection in Erinnerung rufen wird.
       Diese hatte 2004 Kontroversen ausgelöst, weil Micks Großvater, Friedrich
       Flick, der größte NS-Rüstungslieferant gewesen war und Zwangsarbeiter
       beschäftigt hatte. Kritiker warfen dem Enkel damals vor, von dem Erbe
       ("Blutgeld") seine Kunst erworben zu haben - die Berlin nun ausstellt.
       
       20 Feb 2008
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rolf Lautenschläger
       
       ## TAGS
       
   DIR Einblick
       
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   DIR Kommentar: Nichts dazugelernt
       
       Dass der Deal heimlich eingefädelt wurde, wie seinerzeit die Leihcollection
       für den Hamburger Bahnhof, zeigt, dass die Beteiligten nichts dazu gelernt
       haben. Solche sensiblen Themen müssen mit offenem Visier verhandelt werden.