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       # taz.de -- Bedrohte Tierwelt in Sri Lanka: Die Fauna und die Flut
       
       > Wie Menschen Tiere und Tiere Menschen gerettet haben: Mitten aus der
       > Flutkatastrophe gibt es allerlei bizarre Nachrichten.
       
   IMG Bild: Elefantenwaisenhaus in Pinnawela, Sri Lanka
       
       Nicht nur unzählige Menschen, sondern auch die ohnehin schon bedrohte
       Tierwelt Südostasiens - nicht selten als Touristenattraktion vermarktet -
       gehört zu den Opfern der Naturkatastrophe. Auf der thailändischen Insel Koh
       Prathong, die Khao Lak vorgelagert und besonders schwer von den
       Tsunami-Wellen getroffen worden ist, finden rund 40 von den Einheimischen
       bisher sorgfältig gehegten Sambar-Hirsche fast nur noch versalzenes Wasser.
       Sie sind deshalb vom Tod bedroht. Auch das internationale
       Schildkröten-Projekt (taz vom 30. Oktober 04) am Strand ist völlig
       zerstört, während aus den Zuchtstationen der Marine an der Festlandsküste
       wertvolle Lege-Schildkröten und tausende Setzlinge entschwunden sind.
       Andererseits haben die Fluten eine 40 und sogar eine 80 Kilogramm schwere
       Meeresschildkröte an Land gespült, die gerettet werden konnten. Überhaupt
       gibt es hinsichtlich der Tierwelt allerlei bizarre Nachrichten aus dem
       unsäglichen Chaos der Flutkatastrophe.
       
       Von den Fluten besonders hart getroffen wurden die Aufzuchtstationen der
       Meeresschildkröten auf Sri Lanka, die sich in unmittelbarer Meeresnähe
       aufreihten und mit ihren üppig belebten Wasserbecken zu den wichtigsten
       Touristenattraktionen der Westküste zählten. Obwohl sie wegen des
       Aufkaufens der an Stränden abgelegten Eier oft für den Eingriff in die
       Natur kritisiert wurden, waren sie eine enorme Einkommensquelle für so
       manchen Einheimischen und haben in dieser Region - mit Millionen in
       Sicherheit ausgebrüteten bzw. ausgesetzten Tieren - einen erheblichen
       Beitrag zum Überleben der vom Aussterben bedrohten Panzertiere geleistet.
       
       Denn hier sind immerhin fünf der weltweit sieben Arten von
       Meeresschildkröten beheimatet. Andernorts waren die Populationen in den
       letzten 20 Jahren durch verhängnisvolle Fischfangmethoden,
       Umweltverschmutzung und die Gier nach Schildpatt enorm zurückgegangen. Für
       Fische, Krabben oder Garnelen indes könnte die Katastrophe eine
       überraschende Schonzeit bedeuten: Auf Sri Lanka und in Thailand wird
       fangfrisches Meeresgetier derzeit extrem gemieden - aus Angst, dieses
       könnte sich von umhertreibenden Leichen ernährt haben.
       
       Für besondere Verblüffung sorgte, dass in Sri Lankas größtem und
       bekanntestem Nationalpark zwar viele Menschen zu Tode gekommen sind, aber
       keine Wildtiere! Das Schutzgebiet ist besonders wegen seiner Großtiere -
       wie Elefanten, Büffel oder Leoparden - beliebt, die sich dort beinahe schon
       in afrikanischer Reichhaltigkeit tummeln. Doch nach der Flutkatastrophe
       sind im Yala-Nationalpark nicht einmal ertrunkene Kaninchen gefunden
       worden! Nun soll das mysteriöse Frühwarnsystem der Tiere zum möglichen
       Nutzen der Menschen untersucht werden. Denn aufgrund von Erschütterungen
       aus dem Inneren der Erde scheinen sie schwerere Beben und Vulkanausbrüche
       vorauszuahnen. Elefanten zum Beispiel können mit ihrer Rüsselspitze
       niederfrequente Vibrationen der Luft spüren, während sich in ihren Füßen
       überaus sensible Drucksensoren befinden. So haben ja auch die für
       Trekking-Touren in Khao Lak eingesetzten Dickhäuter die nahende Katastrophe
       gespürt und sind - mit den auf ihnen sitzenden Touristen - plötzlich die
       rettenden Hügel hinaufgelaufen.
       
       Weniger Instinkt, sich vor den Flutwellen zu retten, hatten offenbar
       mehrere große Meeressäuger: In Thailand wurde ein 2,6 Meter langer, rund 40
       Jahre alter Dugong fast einen Kilometer weit ins Landesinnere gespült. Das
       rund 360 Kilogramm schwere Prachtexemplar der selten gewordenen Seekühe
       erlitt jedoch nur Schnittwunden und konnte schnell in das Meer
       zurückgebracht werden. Etwas schwieriger hingegen gestaltete sich die
       Rettungsaktion von zwei indopazifischen Buckeldelfinen. Sie waren vom Meer
       - nicht weit von Khao Laks berüchtigstem Todeshotel „Magic Lagoon“ - in
       eine rund fünf Meter tiefe Lagune geworfen worden, wobei ihnen der Rückweg
       durch massive Sand- Verschiebungen verwehrt blieb. Erst nach elf Tagen und
       mehreren gescheiterten Versuchen konnten sie von einem engagierten Team aus
       einheimischen Soldaten und Fischern sowie ausländischen Delfinexperten und
       Rettungstauchern eingefangen werden. Sie wurden schnell wieder in die
       unberechenbare Freiheit des Meeres entlassen.
       
       15 Jan 2005
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volker Klinkmueller
       
       ## TAGS
       
   DIR Reiseland Sri Lanka
       
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