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       # taz.de -- Lucky Luke: Der Tod der Vettern
       
       > Der neue Lucky-Luke-Band ist von 1951. "Die Gesetzlosen" erzählt von den
       > Daltons - und Luke ist noch ein Raucher. Trotzdem ist der Comic etwas
       > altbacken.
       
   IMG Bild: Halbstarken-Sprache der Fünfzigerjahre? Die Daltons.
       
       Eine alte orientalische Weisheit lautet: Eine gut erzählte Lüge ist
       wertvoller als eine langweilige Tatsache. Der in diesen Tagen erscheinende
       Lucky-Luke-Band "Die Gesetzlosen" zeigt, dass diese Einsicht des Ostens
       auch für den Westen gilt, sogar für den Wilden. Darin erzählt der
       französische Zeichner Morris (Maurice de Bevère) mehr oder weniger
       wahrheitsgemäß die Geschichte der historischen Brüder Bob, Grat, Bill und
       Emmett, jenen berüchtigten Gangstern, die 1892 in Kansas in eine Falle
       gerieten und in ihren Stiefeln starben.
       
       Diese Lucky-Luke-Geschichte stammt aus dem Jahr 1951 und gehört zu den acht
       Bänden, die Morris selbst getextet hat. Sechs Jahre nach seinem und 30
       Jahre nach dem Tod des späteren Autoren Renè Goscinny wird sie hierzulande
       erstmals einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Verglichen mit dem
       späteren Werk wirken die Zeichnungen grobschlächtig und unbeholfen, ebenso
       die Pointen und die Sprache. Mit diesem Stoff hätte wohl selbst die frühere
       Übersetzerin Gudrun Penndorf, deren Beitrag für die deutschsprachigen
       Ausgaben von Lucky Luke und Asterix nicht genug gewürdigt werden kann, ihre
       Probleme gehabt. Dennoch hätten eine etwas freiere und humorvollere
       Übersetzung uns einen Helden erspart, der in der Halbstarken-Sprache der
       Fünfzigerjahre daherredet. Mag sein, dass vor einer halben Ewigkeit kleine
       Jungs daran Gefallen fanden. Aber heute? Wer die Geschlechtsreife noch
       nicht erreicht hat, wird das altbacken finden, wer sie hinter sich hat,
       plump.
       
       Angesichts dessen ist es nur ein schwacher Trost, dass Lucky Luke raucht
       und säuft, anstatt, wie seit den achtziger Jahren, mit einem albernen
       Grashalm im Mund herumzulaufen und Cola zu trinken. Auch Goscinny brauchte
       Zeit, um seine Figuren und Gags zu entwickeln.
       
       Doch anders als beim sesshaften Gallier Asterix blieb beim Cowboy, der
       immerzu a long long way from home ist, das Stammpersonal begrenzt. Dazu
       gehörten neben der Gefängnistöle Rantanplan ("Der Hund, der dümmer ist als
       sein Schatten") und Lucky Lukes Pferd Jolly Jumper, der zum
       mürrisch-sarkastischen Kommentator avancierte, die Brüder Dalton. Außer dem
       Aussehen verbindet die ersten Daltons aber nichts mit ihren von Goscinny
       erfundenen, urkomischen Vettern Joe, Jack, William und Averell.
       
       Bedeutend an diesem Band ist nur, dass die historischen Gangster erledigt
       werden. Joe, Jack, William und Averell leben weiter. Nach dem Tod von
       Morris haben der Zeichner Achdé (Hervé Darmenton) und der Autor Laurent
       Gerra zwei respektable Alben vorgelegt, und es ist sicher nur eine Frage
       der Zeit, bis sie den Daltons zu ihrem nächsten Ausbruch verhelfen. Den
       echten selbstverständlich. Oder kennen Sie einen Emmett Dalton?
       
       Lucky Luke: Die Gesetzlosen (Morris), Ehapa, 46 Seiten, 5 Euro
       
       5 Sep 2007
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Deniz Yücel
       
       ## TAGS
       
   DIR Comic
       
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