URI: 
       # taz.de -- Rainer Wend: "Die Affäre ist einmalig"
       
       > Die Zusammenarbeit mit der Agentur muss sofort gekündigt werden, fordert
       > der SPD-Abgeordnete Rainer Wend.
       
       taz: Herr Wend, eine Werbeagentur, die für das Bundeswirtschaftsministerium
       arbeitet, soll Journalisten Geld für Artikel bieten. Wie schlimm ist das ? 
       
       Rainer Wend: Die Agentur bringt damit die gesamte Politik in Verruf, sich
       wohlwollende Presse zu erkaufen. Das ist ungeheuerlich - und die
       Bananenrepublik nicht mehr weit.
       
       Kennen Sie andere Fälle, in denen Ministerien für die Berichterstattung
       zahlen? 
       
       Immer mal wieder wird Unternehmen vorgeworfen, dass sie Medien damit
       erpressen, nur Anzeigen zu schalten, wenn die Texte stimmen. Aus der
       Politik habe ich Derartiges aber noch nie gehört. Die Affäre ist einmalig.
       
       Michael Glos behauptet, er habe von nichts gewusst. Nehmen Sie ihm das ab? 
       
       Der Bundeswirtschaftsminister hat sich von den Geschäften klar distanziert.
       Ich habe keinen Anlass, ihm eine Lüge zu unterstellen. Persönlich kann ich
       ihm nichts vorwerfen.
       
       Trägt er keine politische Verantwortung für sein Ministerium ? 
       
       Überall werden mal Fehler gemacht. Und Glos muss nicht gleich für jedes
       Fehlverhalten eines Beamten geradestehen. Allerdings muss man schon fragen,
       ob er sein Ministerium noch im Griff hat - falls die Fehler bei der
       Werbekampagne nicht auf die Agentur beschränkt waren.
       
       Was fordern Sie von Ihrem Koalitionspartner? 
       
       Das Bundeswirtschaftsministerium muss den Vertrag mit der Agentur
       unverzüglich, also noch in dieser Woche, kündigen. Wenn das nicht
       geschieht, liegt tatsächlich der Verdacht nahe, dass die PR-Agentur nicht
       eigenmächtig gehandelt, sondern mit dem Bundeswirtschaftsministerium
       zusammengearbeitet hat.
       
       Im Ministerium sollte doch immer jemand wissen, wohin das Steuergeld
       fließt. Wie gefährlich kann das umstrittene Anzeigengeschäft für Glos noch
       werden? 
       
       Das werden erst die nächsten Tage zeigen. Da muss jetzt genaue
       Aufklärungsarbeit geleistet werden. Wir werden den Fall im
       Wirtschaftsausschuss des Bundestages erörtern.
       
       Ist der Rücktritt von Glos denkbar? 
       
       Daran habe ich nie gedacht.
       
       INTERVIEW: HANNA GERSMANN
       
       12 Aug 2007
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR PR-Affäre um Glos: Anzeigen gegen schön plazierte Artikel
       
       Wenn ihr über Glos berichtet, schalten wir eine Anzeige, das soll die
       PR-Agentur Flaskamp dem "Kölner Stadt-Anzeiger" angeboten haben.
       Auftraggeber: das Wirtschaftsministerium.
       
   DIR Kommentar: Der Skandal hinter dem Glos-Skandal
       
       Der Einfluss der PR auf den Journalismus wächst stetig. Koppelgeschäfte
       sind branchenüblich. Eine kritische Diskussion über gekaufte Redaktionen
       findet kaum statt.