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       # taz.de -- Neue Regelung in Frankreich: Wegwerf-Verbot für Supermärkte
       
       > Der französische Handel darf Lebensmittel künftig nicht mehr in die Tonne
       > werfen. Geschäfte sollen mit wohltätigen Organisationen kooperieren.
       
   IMG Bild: Das Ziel: Weniger Lebensmittel in den Mülltonnen.
       
       PARIS taz | Einstimmig haben die Abgeordneten der französischen
       Nationalversammlung den Supermärkten per Gesetz verboten, unverkaufte
       Nahrungsmittel absichtlich ungenießbar zu machen und als Abfall
       fortzuwerfen. Der Kampf gegen die Vergeudung von Lebensmitteln in
       Frankreich ist Teil eines umweltpolitischen Gesetzespakets. „Es ist
       skandalös, wenn in Supermärkten Chemikalien auf unverkaufte, aber noch
       essbare Lebensmittel geschüttet werden, um diese ungenießbar zu machen“,
       sagt der Initiator des Verbots, der Sozialist Guillaume Garot.
       
       In einem ersten Schritt werden die Geschäfte mit mehr als 400 Quadratmetern
       Verkaufsfläche jetzt verpflichtet, mit karitativen Organisationen eine
       kostenlose Verteilung zu organisieren. Falls dies nicht möglich ist, müssen
       die überzähligen Lebensmittel entweder kompostiert oder in Tiernahrung
       umgewandelt werden.
       
       Pro Kopf werden in Frankreich jährlich bis zu 30 Kilo Nahrungsmittel
       weggeworfen, was einer Verschwendung im Wert von 12 bis 20 Milliarden Euro
       gleichkommt. Natürlich wehren sich die angeprangerten Großverteiler gegen
       die Vorwürfe, Nahrungsmittel massenhaft wegzuschmeißen: „Das Gesetz trifft
       die Falschen, weil wir nur für fünf Prozent der Verschwendung
       verantwortlich sind. Zudem werden unnötige Formalitäten eingeführt“,
       protestierte Jacques Creyssel, der Sprecher des Verbands der
       Supermarktketten. Täglich landen in jedem Supermarkt des Landes
       durchschnittlich 40 Kilogramm Lebensmittel in der Tonne.
       
       Frankreich möchte mit diesem Gesetz eine Pionierrolle übernehmen. Die
       Regierung in Paris will damit bis 2025 Lebensmittelabfälle um die Hälfte zu
       reduzieren. Der Senat muss das Umweltgesetzespaket nun noch bewilligen.
       
       Laut einer belgischen Studie von 2013 landet in Europa die Hälfte aller
       Nahrungsmittel im Müll. Um diese Verschwendung zu bekämpfen, hat etwa
       Belgien die Verpflichtung, sich mit karitativen Organisationen um eine
       Verwendung genießbarer Lebensmittel zu bemühen, in die Umweltkriterien für
       jede neue oder erneuerte Bewilligung eines Supermarktes integriert. So
       musste bereits als Erster der französische Großverteiler Carrefour in
       Herstal bei Lüttich sich zu einer solchen obligatorischen
       Recycling-Partnerschaft verpflichten.
       
       In anderen Ländern existieren dazu nur freiwillige Aktionen oder
       Bürgerinitiativen. In Deutschland verteilen etwa die Tafeln noch
       verwendbare Lebensmittel an Bedürftige.
       
       23 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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