URI: 
       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Mediale Schrebergartenmentalität, Hilfe vom pakistanischen Geheimdienst
       > und Zeit für die Schmähung der „Egorazzi“.
       
   IMG Bild: „Wir haben noch Schrebergartenmedien in einer grenzenlosen Welt.“
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Die SPD ist der dynamischere Koalitionspartner und
       [1][erringt damit Wahlniederlagen].
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Die SPD firmiert um in „CDU-Consulting“ und schreibt einfach Rechnungen.
       
       Die EU-Kommission diskutiert über eine Quotenregelung für die Aufnahme von
       Flüchtlingen. Bräuchten wir nicht viel eher eine Quotenregelung für
       Rechtspopulisten? 
       
       Wir können mit jedem Ort der Welt individuell kommunizieren, so weit das
       WLAN reicht. Doch wenn Menschen von geografisch um die Ecke uns etwas
       Dringliches mitteilen wollen, müssen sie das eher rustikal formulieren,
       [2][indem sie zum Beispiel im Mittelmeer ertrinken]. Das globale Dorf ist
       in sublokale Selbstgespräche versunken, hier bei uns etwa Linke, Rechte und
       dort vermutlich reden Arme mit Armen. Wir haben noch Schrebergartenmedien
       in einer grenzenlosen Welt, das macht uns so handlich regierbar.
       
       Die Wahlbeteiligung bei den Landtagswahlen in Bremen betrug gerade mal 50
       Prozent, viele fühlen sich von der Politik nicht mehr ernst genommen.
       Fühlen Sie sich auch manchmal übergangen? 
       
       Es ließe sich auch so lesen: [3][50 Prozent der BürgerInnen] lehnen die
       Definitionshoheit der Parteien über das Politische ab. Andernfalls müssten
       die herkömmlichen Parteien ja nur die Bevölkerung austauschen. Tatsächlich
       haben sie Glück, denn unter den Wahlverzichtern mischen sich Unzufriedene
       und zu Zufriedene, die finden schwerlich einen gemeinsamen Nenner.
       Vielleicht würde es der Diskussion aufhelfen, Wahlzettel böten künftig die
       Option „Enthaltung“. Diese Zahl der Enthaltungen gäbe Aufschluss über die
       graue Gruppe der vielleicht noch Erreichbaren.
       
       Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh bezichtigt Barack Obama der Lüge im Fall
       der Tötung von Osama bin Laden. Können wir jetzt nicht mal mehr Obama
       vertrauen? 
       
       Nur noch Bild am Sonntag, die herausgefunden hat, [4][dass ein BND-Tipp
       entscheidend hilfreich] gewesen sein soll. Was dazu einlädt, künftig den
       pakistanischen Geheimdienst zu konsultieren, wenn man in Deutschland
       Nazi-Terroristen sucht, offenbar geht das alles überkreuz. Und – okay,
       Nebensache – das ändert alles nichts dran, dass die [5][Aktion zur Tötung
       bin Ladens in egal welcher der vorliegenden Erzählungen] de jure Mord
       bleibt. Ein skurriler Rekord für einen Friedensnobelpreisträger.
       
       In Leipzig haben Antifa-AktivistInnen brisante Informationen eines
       bekannten Nazikaders veröffentlicht. Ist Datenklau bei Nazis in Ordnung? 
       
       Bisschen [6][viel verlangt von der Antifa], ihre Hacking-Früchte beim Staat
       abzuliefern. Doch da gehören sie hin. Im Gegenzug könnte der Staat eine
       Garantie aussprechen, dass es keine Bundesverdienstkreuze gibt für so was.
       
       Die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär erschien im Bayern-Trikot im Bundestag.
       Gehört das nicht verboten? 
       
       Der FC Bayern als solcher? Ja. [7][Danach wäre Bärs Aktion übrigens cool.] 
       
       Mit Alkohol und Tabak haben wir schon genug Probleme, meint die
       Drogenbeauftragte des Bundestages. Aber Cannabis bringt bis zu 2 Milliarden
       Euro Steuern im Jahr. Gut, oder? 
       
       Wem der Weg zur Psychose anderweitig zu beschwerlich erscheint, [8][soll
       wegen meiner kiffen]. Dazu würde es allerdings genügen, den Eigenanbau zum
       heimischen Konsum freizugeben. Wenn ein Business draus wird, wird es mehr
       gutes und mehr schlechtes Zeug geben.
       
       Zu Beginn der Festspiele in Cannes sprach der Chef des Festivals ein
       Selfie-Verbot für die Stars aus, da solche Schnappschüsse „lächerlich“ und
       „grotesk“ seien. Spielverderber? 
       
       Es ist Zeit, die [9][trendige Schmähung „Egorazzi“] zu prägen.
       
       Die Kommission für Jugendmedienschutz warnt: Im Internet würden Kinder zu
       „selbstzerstörerischem Verhalten“ animiert, sogar der IS soll durch Werbung
       auf dem Smartphone neue Mitglieder rekrutieren. Höchste Zeit, diese Dinger
       endlich abzuschaffen, oder? 
       
       Es geht den Jugendschützern vor allem um Mädchen, die sich über
       [10][Magersucht, Selbstverstümmelung und andere Gruseligkeiten]
       austauschen. Und die Allermagersüchtigste von allen ist aber ganz bestimmt
       die Vernunft von Portal- und Netzwerkbetreibern, die sich den ganzen Tag
       von zwei Tictac und eitel Neoliberalismus ernähren. Welche Irren warten auf
       Jugendschutzkommissionen, um solche Beiträge endlich zu löschen?
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Langsam isses [11][wie nicht einschlafen können].
       
       FRAGEN: CZ, MAB, MFA
       
       17 May 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!159717/
   DIR [2] /!159866/
   DIR [3] /Kommentar-Deutsche-Nichtwaehler/!159739/
   DIR [4] http://www.bild.de/politik/inland/osama-bin-laden/bnd-half-bei-jagd-auf-osama-bin-laden-40978456.bild.html
   DIR [5] http://www.lrb.co.uk/v37/n10/seymour-m-hersh/the-killing-of-osama-bin-laden
   DIR [6] http://linksunten.indymedia.org/de/node/143016
   DIR [7] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/dorothee-baer-traegt-bayern-trikot-im-bundestag-linke-beschwert-sich-a-1033024.html
   DIR [8] /Drogenpolitischer-Vorstoss/!159856/
   DIR [9] http://www.dw.de/kunst-glamour-und-selfie-verbot-die-filmfestspiele-in-cannes/a-18445129
   DIR [10] http://www.kjm-online.de/service/pressemitteilungen/detailansicht/article/kjm-pressemitteilung-062015-hungern-ritzen-suizid-kinder-im-netz-zu-selbstgefaehrdung-animiert.html
   DIR [11] /Samstagsspiele-Fussball-Bundesliga/!160022/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
   DIR Selfie
   DIR Osama bin Laden
   DIR Cannabis
   DIR SPD
   DIR Flüchtlinge
   DIR Küppersbusch
   DIR Cyberattacke
   DIR Frauenfußball
   DIR Datenklau
   DIR Apple
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Stefan Raab hört auf, Donald Trump würde gerne anfangen, und Rainer
       Langhans ist immer noch da – eine heitere Woche.
       
   DIR Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Der Cyberangriff auf den Bundestag, Erinnerungen an die Schulzeit und
       enthemmtes Generalgevögel zur Entspannung
       
   DIR Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Obama macht Urlaubsfotos, Unverheiratete sind der CDU auch egal, und Jürgen
       Klopp ist der neue Günther Jauch.
       
   DIR Datenpanne an der TU Berlin: Schweres Datenleck
       
       Die Technische Universität hat teils sehr persönliche Angaben aus Versehen
       an bis zu 1.800 Studierende gemailt – und entschuldigt sich.
       
   DIR Die Woche: Wie geht uns, Herr Küppersbusch?
       
       Der Staat heißt bald „Apple“, deutsches Recht gilt nur dort, wo wir Bock
       haben, Elternmund tut Wahrheit kund, wenn es um stressige Kinder geht.