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       # taz.de -- Flüchtlingsmissbrauch in Hannover: Mal wieder ein Einzelfall
       
       > Der Bundespolizeipräsident verspricht ein konsequentes Vorgehen. Er will
       > den Ruf seiner Behörde aber nicht durch „Wenige“ beschädigt sehen.
       
   IMG Bild: Glauben nicht an „Einzelfälle“: Demonstranten vor der Wache in Hannover.
       
       BERLIN dpa/afp | In der Affäre um die mutmaßliche Misshandlung von
       Flüchtlingen in Hannover hat Bundespolizeipräsident Dieter Romann
       Konsequenzen angekündigt. „Sollten sich die zum Teil erheblichen Vorwürfe
       gegen den oder die Beamten einer bestimmten Dienstgruppe der Inspektion
       Hannover auch nur ansatzweise bestätigen, wird die Bundespolizei gegen den
       oder die betreffenden Beamten mit aller Konsequenz vorgehen“, sagte Romann
       der Bild-Zeitung.
       
       Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen einen 39-jährigen
       Bundespolizisten unter anderem wegen des Verdachts der Körperverletzung im
       Amt. Er soll in mindestens zwei Fällen inhaftierte Männer aus Afghanistan
       und Marokko gedemütigt und geschlagen und damit im Kurznachrichtendienst
       Whatsapp geprahlt haben.
       
       Bundespolizeipräsident Romann sagte, die mehr als 40.000 Beamten und
       Angestellten der Bundespolizei bemühten sich Tag und Nacht, ihre
       schwierigen Aufgaben im In- und Ausland „mit voller Hingabe für das
       Allgemeinwohl trotz widriger Umstände bestmöglich zu bewältigen“. Damit
       hätten sie „für sich und die Bundespolizei hohe Reputation erworben“. „Das
       lassen wir uns nicht von einigen wenigen zunichte machen.“ Dem Bericht
       zufolge sind alle betreffenden Beamten der Bundespolizei inzwischen vom
       Dienst suspendiert und ihre Waffen eingezogen worden.
       
       Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, nannte ein
       derartiges Verhalten „menschenverachtend“. Er forderte den
       Bundespolizeipräsidenten auf, hart durchzugreifen. Romann müsse sich bei
       den Opfern entschuldigen und sie entschädigen, damit nicht [1][die Polizei
       insgesamt in Misskredit gerate], sagte Mazyek der Neuen Osnabrücker
       Zeitung.
       
       Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sprach
       dagegen von einem „Einzelfall“. Der Passauer Neuen Presse sagte er: „Es
       geht hier nicht um ein strukturelles Problem der Polizei, sondern um
       einzelne schwarze Schafe.“ Die Bundespolizei arbeite gerade im Umgang mit
       Flüchtlingen „ganz hervorragend“ und zeichne sich „durch ein hohes Maß an
       interkultureller Kompetenz aus.“ Allerdings brauche die Polizei mehr Raum
       und Personal, um gerade Konfliktsituationen in Gesprächen lösen zu können.
       
       In Hannover demonstrierten am Montagabend etwa 300 Menschen gegen
       rassistische Polizeigewalt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der
       Polizei. Die Situation sei eskaliert, als Beamte der Bundespolizei zur
       Verstärkung der 22 Landespolizisten am Hauptbahnhof erschienen. „Das war
       ein Reizthema“, sagte auch der Polizeisprecher.
       
       Der beschuldigte Beamte soll einen Asylbewerber gezwungen haben,
       verdorbenes Fleisch vom Fußboden zu essen, einen anderen soll er an
       Fußfesseln durch die Wache geschleift haben. Für Körperverletzung im Amt
       drohen laut Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahre Haft. Offen ist bislang, ob
       sich weitere Polizisten an den Misshandlungen beteiligten oder was diese
       davon wussten.
       
       19 May 2015
       
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