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       # taz.de -- Studie über unsichere Arbeitsverhältnisse: Kein Schutz in der Krise
       
       > Drei Viertel der Arbeitskräfte weltweit arbeiten befristet oder mit
       > Zeitvertrag. Die Lohnunterschiede gegenüber ständig Beschäftigten sind
       > stark angestiegen.
       
   IMG Bild: Amazon wird regelmäßig für seinen Umgang mit Leiharbeitern kritisiert.
       
       GENF afp | Nur ein Viertel der Arbeitskräfte weltweit hat einen sicheren
       bezahlten Arbeitsplatz. Das geht aus dem [1][Jahresbericht] der
       Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor, der am Dienstag in Genf
       veröffentlicht wurde. Drei Viertel der Arbeitskräfte in den untersuchten
       180 Ländern hätten hingegen nur befristete oder Zeitverträge, informelle
       Jobs ohne Vertrag oder gingen einer unbezahlten Beschäftigung in ihren
       Familien nach.
       
       „Diese neuen Tendenzen reflektieren die Unsicherheit, die die Arbeiter in
       der Welt heute trifft“, kritisierte ILO-Generaldirektor Guy Ryder. Von den
       Menschen, die für ihre Arbeit bezahlt würden, hätten nur 42 Prozent einen
       unbefristeten Vertrag. Laut ILO sind im Laufe der vergangenen zehn Jahre
       außerdem die Lohnunterschiede zwischen ständigen und temporär Beschäftigten
       stark gestiegen.
       
       Der ILO-Jahresbericht wies überdies auf [2][große internationale
       Ungleichheiten] hin. In den entwickelten Wirtschaftsnationen sowie in
       Zentral- und Südosteuropa seien etwa acht von zehn Arbeitnehmern
       Angestellte. In Südasien und in Afrika südlich der Sahara seien es hingegen
       etwa zwei von zehn. Die übrigen arbeiteten auf eigene Rechnung oder
       innerhalb ihrer Familie. Die Zunahme unsicherer Arbeitsverhältnisse gehe
       vielfach mit einer „Zunahme von Ungleichheiten und Armut“ einher, warnte
       ILO-Chef Ryder.
       
       Seine Organisation forderte die Regierungen in aller Welt auf,
       Arbeitskräfte besser gegen Willkür und ungerechte Behandlung zu schützen.
       Dies gelte auch für Europa, wo der Schutz der Arbeitnehmer seit der
       Finanzkrise im Jahr 2008 grundsätzlich zurückgefahren worden sei. Die Krise
       habe zu einem [3][starken Anstieg der Teilzeitarbeit geführt], insbesondere
       bei Frauen.
       
       Eine positive Entwicklung stellte die ILO bei Arbeitskräften fest, die
       unter der Armutsgrenze leben. Hätten vor 20 Jahren noch die Hälfte der
       Arbeitskräfte weltweit weniger als zwei Dollar (1,76 Euro) pro Tag
       verdient, habe dies 2014 nur noch auf ein Viertel zugetroffen. Zehn Prozent
       der Arbeitskräfte müssten allerdings mit Tageslöhnen unter 1,25 Dollar
       auskommen, hieß es in dem Jahresbericht.
       
       19 May 2015
       
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   DIR [1] http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/---publ/documents/publication/wcms_368626.pdf
   DIR [2] http://www.ilo.org/global/about-the-ilo/multimedia/maps-and-charts/WCMS_369618/lang--en/index.htm
   DIR [3] http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/---publ/documents/publication/wcms_368657.pdf
       
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